Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465
Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 260
(PDF, 69 MB)
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260

Michael

schichte der spanischen Erbfolgefrage so denkwürdige Ehebund
ist erst 1660 geschlossen worden. Wer demnach die Medaillons
als Darstellungen Ludwigs XIV. und Maria Theresias bezeichnet,
darf nicht von einer Bauzeit reden, die vor dem Jahre 1660 liegt.

Aber wir haben, um für die später zu behandelnde Frage
der Datierung eine gewisse Klarheit zu schaffen, zunächst einmal
zu fragen, ob es sich denn wirklich um Porträtdarstellungen der
genannten fürstlichen Personen handelt. Das scheint mir nun
aber ganz unmöglich zu sein. Das rechts befindliche Medaillon,
wie unsere Abbildung 4 es wiedergibt, zeigt einen Mann mit
einem Vollbart. Ludwig XIV. hat in seinem ganzen Leben
keinen Vollbart getragen. Die Bildnisse der jüngeren Jahre
zeigen wol noch einen schwachen Schnurrbart; in mittlerem
und höherem Lebensalter fehlt auch dieser. Auch gibt es wol
kaum ein Bildnis, welches das Antlitz des Königs nicht von
der mächtigen Allongeperücke umrahmt zeigte. Und selbst
von diesen Äußerlichkeiten abgesehen, weisen die Gesichtszüge
des Medaillonkopfs auch nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit
denjenigen Ludwigs XIV. auf. Ebensowenig kann, das andere
Medaillon als ein Konterfei der Königin Maria Theresia gelten,
schon aus dem einfachen Grunde — soviel ist auch wol aus
unserer Abbildung 3 zu ersehen —, weil es gar nicht eine
Frau darstellt, sondern einen Mann. Die Bartlosigkeit des
Gesichts hat zu jener Annahme verführt. Aber Hals und Brust
haben unzweifelhaft männlichen Charakter und die Tracht ist
diejenige eines römischen Kriegers.

Wenn nun aber nicht Ludwig XIV. und Maria Theresia,
wen hat man sich dann unter diesen Reliefs vorzustellen?
Vielleicht zwei antike Gottheiten? Der Adler über der rechten
Schulter des bärtigen Manns lässt an Jupiter denken. Dann
läge es nahe, den andern Kopf als Minerva zu deuten. Aber
dem steht wieder entgegen, dass man es, wie gesagt, auch hier
mit einer männlichen Figur zu tun hat. An und für sich ist
es auch nicht gerade wahrscheinlich, dass über den Nischen,
welche schon zwei Gottheiten, nämlich Herkules und Mars,
enthalten, noch einmal zwei Göttergestalten in den Medaillons
dargestellt sein sollten. Und endlich hat man auf Werken der
Architektur das Medaillon stets mehr zur Anbringung von Porträts
wirklicher Personen als zur Darstellung mythologischer
Gestalten verwendet.


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