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Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften [Hrsg.]
Zeitschrift der Gesellschaft für Beförderung der Geschichts-, Altertums- und Volkskunde von Freiburg, dem Breisgau und den Angrenzenden Landschaften
24.1908
Seite: 270
(PDF, 69 MB)
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Michael

nicht anders: wie man die Aussage Ursensons auch wendet, sie
führt zu lauter Unmöglichkeiten. Mit andern Worten: die Inschrift
hat an dem neuen Rheintor überhaupt niemals gestanden.

Nun ergibt sich aber die andere Frage, ob sie vielleicht
an dem alten Rheintor angebracht gewesen und mit diesem
gefallen sein könnte.

Abbildungen aus dem 17. Jahrhundert von Merian und
andern29 zeigen uns das alte Rheintor als einen mittelalterlichen
Torturm mit einem Vorbau, der die Zugbrücke trug, welche
ihrerseits die Verbindung mit der eigentlichen, festen Rheinbrücke
herstellte. Dass an diesem Torbau nicht Platz für die
Inschrift gewesen wäre, kann nicht behauptet werden, dass sie
aber daran gestanden hat, glaube ich nicht. Der Gedanke,
dass dem Vordringen Frankreichs keine Grenzen mehr gesetzt
seien, passt noch gar nicht in die Zeit der ersten Jahrzehnte
nach der Okkupation Breisachs durch die Franzosen, er wäre
kaum verständlich gewesen vor dem Beginn der Eroberungskriege
Ludwigs XIV., d. h. vor dem Jahre 1667. Damit sind
wir aber auch in eine Zeit gelangt, wo die Neubefestigung
Breisachs schon im Gange, und das alte Rheintor, wenn auch
noch nicht niedergerissen, so doch sicherlich bereits dem Untergange
geweiht war, um einem neuen Platz zu machen, welches
sich, zweckdienlicher und harmonischer als das alte, in die neue
Befestigungslinie einfügte.

Endlich scheint auch aus diesem lateinischen Distichon
mehr die Denkweise eines Deutschen als die eines Franzosen zu
reden, mehr Sorge um die Zukunft Deutschlands als ruhmredige
Voraussage künftiger Waffentaten der Franzosen. Es wäre
also ein gewisser Widerspruch vorhanden zwischen dieser
mehr deutsch als französisch gedachten Inschrift und der Tatsache
, dass sie, wenn überhaupt, doch nur von französischer
Hand und in französischer Zeit angebracht worden sein könnte.

So hat denn die Inschrift sicherlich nicht an dem neuen,
und schwerlich an dem alten Rheintor gestanden. Nun hat
aber trotzdem die zuerst 1679 bei Ursenson auftretende Über-

29 Zwei dieser Abbildungen sind wiedergegeben: Kunstdenkmäler des
Großherzogtums Baden VI 1, neben S. 10 und S. 16.


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