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Budtenmaier

Hechinger Alltag

Mit der neuen Gemeindeverfassung Heesingens begann sich auch das Stadtbild
und das Leben in der Residenz zu ändern. Das Obere Tor wurde abgebrochen
, am Unteren Tor die Torflügel ausgehoben. Der Verkehr durch die Stadt
war bei Tag und Nacht nun ungehindert. Mit der Beseitigung der Stadttore fiel
ein Stück Althechingens. Immer mehr ließ man vom Althergebrachten ab. Bis zu
dieser Zeit wurden die Stadttore im Sommer um neun Uhr, im Winter um acht
Uhr geschlossen. Wer Einlaß begehrte oder hinaus wollte nach dieser Zeit, mußte
dem Torwächter einen Kreuzer bezahlen, wofür ein kleines Seitentor geöffnet
wurde. Nur Ärzte, Geistliche und Hebammen waren von dieser Abgabe frei.
Während des sonntäglichen Gottesdienstes waren die Tore ebenfalls geschlossen.
Fahrzeuge, die in die Stadt wollten, mußten warten, bis er vorüber war.
Während des Hochamtes durfte auf dem Markt nichts feilgeboten werden. Die
Händler hatten an den Toren zu warten, bis die Leute aus der Kirche kamen.
Auch bei Hochzeiten, die von der Unterstadt oder von der oberen Vorstadt
kamen, wurden die Tore geschlossen. Kam der Hochzeitszug zum Tor auf dem
Weg zur Kirche,so öffnete der Torwärter, nachdem der Hochzeiter diesem ein
Maß „Sechsbatzenwein" und für vier Kreuzer Brot gegeben hatte. Die Hochzeiten
fanden vielfach im Rathaus statt, wobei mit Geigen, Bassetchen, Waldhorn und
Klarinette „der Hechinger Hochzeitsmarsch" auf dem Weg zur Kirche gespielt
wurde. Ein gutes bürgerliches Essen und Tanz durften bei der Hochzeitsfeierlichkeit
nicht fehlen. Weitere Tanzvergnügen gab es auch bei Jahrmärkten, die
häufig mit blutigen Köpfen endeten. Gendarmeriedienste versahen in der Stadt
Unteroffiziere des fürstlichen Kontingents. Bei besonderen Ausschreitungen kam
eine Patrouille von der Hauptwache, die sich im späteren v. Kleinsorgenschen
Hause neben dem neuen Schloß befand.

Die Kleidung der Männer war einfach, meistens ein blauer Rock aus starkem
Tuch, ein Kittel oder Wams für den Werktag; auch der Frack, der sehr beliebt
war. Zur Zeit Eugeniens sah man auch noch Zöpfe nach friederizianischer Art.
Die Frauen trugen Hauben, oft mit Gold oder Silber, und Umschlagtücher,
aber auch die zierliche Biedermeiermode war im Straßenbild häufig vertreten. Die
Wege außerhalb und die Nebenstraßen innerhalb der Stadt waren in sehr schlechtem
Zustande, nur die Hauptstraße war gut88). Wenn man Goethe glauben
darf, waren diese schlechten Wege nur ein Vorrecht des Fürstentums Hechingen,
denn er schreibt in einem seiner Reisetagebücher: „Sobald man aus dem Württembergischen
kommt, wird der Weg schlecht... Auf der Brücke (über die Starzel)
traf ich seit langer Zeit den ersten heiligen Nepomuk, der aber auch wegen der
schlechten Wege nötig war." Die einzig befahrbare Brücke war die Johannisbrücke
, sonst wurde durch die Starzel gefahren. Über Stege ging der Personenverkehr
. Zu Waschzwecken waren „Sudelbrunnen" an verschiedenen Stellen der
Stadt aufgestellt. Es waren ausgehöhlte Baumklötze. Wenige Straßen nur hatten
keine Dunglegen. In der Nähe der Stadt wurde von Medizinalrat Dr. Koller
eine Schwefelquelle entdeckt, die er Friedrichs- und Konstantinquelle nannte.
Dort wurde ein Bad eröffnet. Zum Kurgebrauch für Arme stiftete Eugenie
jährlich 250 Gulden.

Die Erbprinzessin war eine große Freundin der Natur, besonders liebte sie
Blumen. Der Park, Fürstengarten genannt, sollte einen reicheren Blumenflor


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