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Eugenie Fürstin von Hohenzollern-Hediingen

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Eine Gewerbeordnung erschien. Von Hechingen aus wurde von Freiherrn Paul
von Wangenheim, dem Dichter des in Hechingen größtenteils geschriebenen
„Strafford", die Biedermania gegründet, die in der Laterne (Gasthaus zum Adler
in Stetten bei Hechingen) jeweils tagte. In dieser Gesellschaft verkehrten Pfarrer
Blumenstetter, Medizinalrat Dr. Koller, Dr. Bosch, die Hofmusiker Täglichs-
beck, Oswald, Stettmaier, Hübschmann, und viele Beamte. Die Gesellschaft, in
der Politik und Kartenspiel verpönt, zählte 45 Mitglieder. Der württembergische
Minister Freiherr von Wangenheim, Vater des obengenannten von Wangenheim,
ein Freund von Uhland und Rückert, war dort oft zu sehen.

Als eines Tages die Bürgerkollegien den Weidegang auf fremden Wiesen
verboten, brach die sogenannte „Kuhrevolution" aus. Die an dem alten Recht
festhaltenden Ackerbürger zwangen die Hirten, zum Auftrieb auf die Herbstweide
zu blasen, führten das Vieh nach der Johannisbrücke, verhinderten den
Auftrieb durch die Herrenackerstraße nach dem städtischen Viehwasen und
brachten ihre Tiere über den Bach nach der Reute. Die Polizei war machtlos.
Vier Offiziere und 127 Mann rückten aus, um die Widerspenstigen gefangen
nach dem Rathaus zu führen. Die Soldaten erhielten bei doppelter Löhnung ihre
Verpflegung auf Kosten der Verhafteten. Die mehrtägige, manchmal bis in die
Nacht dauernde Untersuchung, veranlaßte weitere Verhaftungen. Die Execu-
tionskosten machten auf einzelne Ungehorsame bis zu 300 Gulden aus. Schließlich
erhielt der Gemeindebeschluß durch ein Gesetz über die Beschränkung des
Herbstviehauftriebs eine feste Unterlage.

Im Jahre 1845, am 1. Juli, öffnete die Real- und Progymnasialschule ihre
Pforten. Der Fürst gab jährlich 600 Gulden, der Staat 320, die Stadt 100, die
jüdische Gemeinde 50 Gulden. Die Stadt überließ ferner der neuen Schule das
Obertorhaus und Brennholz. Unterricht erteilten die Lehrer Kohler und Sauter,
Hofkammerrat Ribler und sein Sohn, Oberleutnant Adolf Ribler, der jeweilige
Kooperator und der Lithograph Daiker101). Auch für das Militär, das Konstantin
zum Liechtensteinischen Kontingent zu stellen hatte, tat er viel. Mit der Sigmaringer
Einheit zusammen stellte Hechingen gemeinschaftlich das Leichte Bataillon
, das später aus dem liechtensteinischen Verband herausgenommen wurde
und zu den Bayern stieß. Aus diesem Grunde wurde der Sigmaringische
Oberstleutnant v. Niedermayr auch zum Hechingischen Oberstleutnant als dessen
Kommandeur ernannt. Das ganze Bataillon sollte auf Vorschlag Konstantins
aus vier Kompanien mit je 120 Mann bestehen. Zwar machen zivile Sachbearbeiter
Schwierigkeiten, doch Konstantin „sieht es als Pflicht eines jeden Bundesfürsten
an so viel als der Bund verlangt zu stellen". Seine Soldaten erhielten
neue Monturen, die allgemein gefielen. Nur das fehlende Lederwerk kann er
nicht verschmerzen, „ich lasse es etwas kosten"102).

Köstlich klingt ein Brief vom 8. Mai 1841, datiert „Hauptquartier Lindich".
Oberstleutnant v. Niedermayr war in Hechingen angekommen. „Gestern wurden
die Mannschaften vorgestellt, heute eine promenade militaire im Lindich organisiert
. Heute haben wir einige Positionen genommen, verteidigt von Leutnant
von Spitzel, im ganzen waren 70 Mann unter den Waffen. Man wünscht, selbst
Blumenstetter, daß das ganze Bataillon zusammenkommt." Der Fürst will die
Unkosten von vier bis fünf Tagen selbst bestreiten, 150 bis 200 Gulden, für die
Mobilmachung liegen 40 000 Gulden parat103). O, die gute, alte Zeit! Als es
aber einmal nach Ernst ausschaut, hat Konstantin Pech. „Alles ist zusammen-


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