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Eugenie Fürstin von Hohenzollern-Hediingec

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Die Fastenzeit war angebrochen. Sie erlebte sie sehr zurückgezogen. Ihre
Kammerfrau ist verreist und sie jubelt: „Ich lebe wieder allein und so s e 1 i g.
Ich kann nichts dafür, aber es ist mein Geschmack. Das darf mich nicht hindern,
freudig das Gegenteil anzunehmen, wenn Gott es will, aber es ist für mich
besser, wenn ich gesammelter bleibe."

Konstantin, ihr Gemahl, denkt anders. Kaum, daß seine Gicht etwas nachgelassen
hat, fährt er bei entsetzlichem Wetter für drei Tage nach Sigmaringen
zu einem Festtag des Fürsten mit seinem ganzen Orchester. Eugenie meint, sie
wisse nicht, was der Fürst denken werde, zwar sei es gut von ihrem Manne
gemeint, aber nicht alle Leute hätten den nämlichen Geschmack. Sie jedenfalls
könne keinen daran finden, mit einem solchen „Brouho" die Fastenzeit anzufangen
. Ihr sei eine Lesung in einem geistlichen Führer, den sie von einem
religiösen Verein erhalten habe, lieber. Überhaupt habe sie wegen der Fastenzeit
viel zu lesen und ihre Zeit ginge so schnell vorbei, sie wisse nicht wie."
Von mir aus könnte die Erde dort aufhören, wo die Grenzen meines Ländchens
endigen, denn ich habe genug Raum, um Gutes zu tun und genug Gelegenheiten
nützlich zu sein. Und da der Geist sich über Berge und Täler schwingen kann,
habe ich keinen anderen Wunsch, als in meinem kleinen Vaterlande zu bleiben,
für das ich Gott täglich danke... Heute, wo ich schön allein, will ich mir eine
Freude gönnen, nämlich nach dem Essen zur Kirche zu gehen. Nach der Vesper
findet eine Fastenandacht statt. Ich habe einen Schlüssel zu meinem Betplatz
(gemeint ist das fürstliche Oratorium in der Stiftskirche), und da schlüpfe ich
hinein in Seligkeit... Wir wollen beten und Gott dienen", schließt der
Brief158).

Einige Monate später erfuhr die Fürstin von ihrer Schwester, Bruder Max
aus Petersburg habe sie besucht. Sie war darüber beglückt, daß wenigstens
diese beiden Geschwister zusammengetroffen waren. Auch hörte sie, Josephinens
Gatte, Oscar, wolle sich krönen lassen. Ob sie auch dabei sei, möchte Eugenie
wissen. „Es ist eine schöne Handlung und kein Herrscher sollte sie auslassen!"
Die Fürstin war immer noch allein. Eine Hofdame hatte sie noch nicht, aber
um so mehr verbrachte sie die Tage mit Konstantin. Konstantin war ernsthaft
krank gewesen. Seitdem blieb er abends zuhause, worüber Eugenie sehr beglückt
schien159). Das Volk brachte seine Freude über Konstantins Wiederherstellung
durch einen Fackelzug zum Ausdruck, an dem siebenhundert Fackelträger aus
Stadt und Land teilnahmen. Vom Schloßplatz aus bewegte sich der Zug nach
der Villa Eugenia, wo Eugenie mit ihrem Gemahl die Huldigung entgegennahm.
Hernach fuhr das Fürstenpaar mit dem Erbprinzen Karl Anton von Sigmaringen
durch die Stadt, um die glänzend illuminierten Häuser zu sehen. Auf
den Basteien der Burg und auf dem über Stetten gelegenen Neuberg brannten
Freudenfeuer. Auch vor der Residenz wurde ein riesiges Feuerwerk abgebrannt180).

Dann waren zwei Monate keine Besuche mehr in der Villa Eugenia abgestiegen
. Aber Eugenie vermißte den gesellschaftlichen Verkehr nicht. Hin und
wieder sehe sie zwar Leute, jedoch nicht immer Adel, und sie glaube, daß diese
den fürstlichen Hof sehr langweilig fänden. Über das Briefschreiben, das sie
immer gern und reichlich betrieb, äußerte sich Eugenie, sie schreibe nicht mehr
so gerne wie früher. „Es gibt gewisse Briefe, die mich ungeheuer verdrießen und
mir wie ein Zeitverlust vorkommen. Augenblicklich arbeite ich für die Stiftskirche
eine Stola aus Chenille, was sehr schön, aber auch so knifflig und so genau ist,

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