Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0137
Eugenie Fürstin von Hohenzollern-Hechingen

115

da die Welt nimmer für mich und ich nimmer für sie tauge. Abgesehen von
diesen ernsten schwarzen cosmopolitischen Ansichten, abgesehen von meinen mehr
oder minder seit Februar anhaltenden physischen Leiden, ist auch mein moralisches
sehr gedrückt. Der Zustand meiner seelenvollen Eugenie geht mir unendlich
nah, überall zu meinem Gräuel höre ich von Fortschritt, nur bei ihr nicht,
und für mich ist dies Rückschritt. Hoffnung hat mich zwar nie verlassen, doch
ernste Ahnungen drücken mir nur all zu oft mein Herz. — Was mich am meisten
schmerzt, ist, daß ich nicht einmal meine gute Eugenie sehen kann"188). Der
Fürst konnte nicht zu ihr ins Küchenhaus gehen, weil es ihm seine starke Gicht
nicht erlaubte.

Für April kann Eugenie mit einem Besuch von Amalie rechnen. Wenn sie
käme, meint die Fürstin, könnte sie sich in ihrer Sänfte (die bisher in der Hohenz.
Landessammlung auf der Burg Hohenzollern ausgestellt war) zu ihr tragen
lassen. „Sie wird meinen Stall recht schmutzig finden. Das Silber läuft an. Die
acht Monate machen sich bemerkbar"189).

In der zweiten Aprilhälfte fuhr Amalie mit der Bahn bis Ulm, übernachtete
dort und am nächsten Tag ging es weiter nach Hechingen. Leider durfte sie in
Anbetracht der Ansteckungsgefahr die kleine Tochter nicht mitnehmen, von der
sie sich noch nie getrennt hatte. Amalie war entsetzt über den Zustand Eu-
geniens. Sie fand sie schlimmer als sie sich vorgestellt hatte. Mißtrauisch bemerkte
Auguste, man habe anscheinend der Familie die Wahrheit verheimlicht trotz
allem, was sie geschrieben habe, um sie von der Kranken fernzuhalten. Sie habe
schon immer gehört, daß der „Cur£" großen Einfluß auf Eugenie ausübe und
daß er sie habe ein Testament machen lassen zu Gunsten von Klöstern, Kirchen
und Geistlichkeit, und daß die Schwestern und der Bruder nichts bekämen. „Ich
wollte nicht an so eine Ungerechtigkeit meiner Tochter glauben, das so schlecht
zu ihrem wahren Charakter paßt und die für ihre Familie immer so ein liebendes
Herz hatte. Aber jetzt beginne ich zu glauben, daß all das, was man mir sagte,
wahr ist und daß Fanatismus und eine schlecht verstandene und übertriebene
Frömmigkeit meine arme Eugenie so blind gemacht hat, daß sie jetzt getan hat,
was sie früher getadelt hätte bei jemand anderem. Man fürchtet, daß wenn
wir uns viel sehen, sie wieder wohlwollende Gedanken für Familie fassen
könnte. Das ist ein neuer Ärger für mich... Meine Tochter Eugenie ist wie
eine Heilige und ahnt nicht wie sehr man ihr Vertrauen mißbraucht. Habe den
Arzt im Verdacht, daß auch er vom Cure1 gewonnen ist. Konstantin ahnt nichts
und sieht nichts"1*0).

Vielleicht hatte Auguste gar nicht so unrecht, wenn sie glaubte, Arzt und
Geistlicher hätten Eugenie gemeinsam beeinflußt. Es liegt ein etwas merkwürdiger
Brief an den Geistlichen Rat Bulach in Hechingen vor, der von Dr. Gfrörer
am 31. August 1847 morgens V*3 Uhr in Freudenstadt geschrieben wurde und
zwar auf Briefpapier des Fürsten mit Krone und seinen Initialen F. W. C. Er
lautet: „Wir befinden uns mit unserer Durchlauchtigsten Frau Fürstin hier; Ihr
Zustand hat sich diese Nacht leider derart verschlimmert, daß die Gefahr sehr
nahe scheint, was ich der Durchlauchtigsten Kranken auch auf geeignete Weise
mitteilte, und es wurde sogleich ein katholischer Geistlicher aus Rippoldsau gerufen
, der jeden Augenblick ankommen kann. Da ich das Vertrauen der Hohen
Patientin zu Ihnen als ihrem Beichtvater kenne, so habe ich ihr vorgeschlagen,
Sie durch diesen Brief zu ihrem Beichtkind zu bitten; reisen Sie unverzüg-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0137