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Eugenie Fürstin von Hohenzollern-Hediingen

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schlimmer sein. Ich habe Angst vor dem Trubel in Baden. Ich kann die große
Welt meiden, aber die Verwandten und alle Bekannten! das ist schwer! Mein
Mann stolpert alle Tage auf neue Verwandte! Kurz, ich werde mich so viel wie
möglich im Versteck halten. Dagegen erzählt mir Linda von allen ihren Bekanntschaften
in Ostende. Auf der Rückreise wird sie mich in Baden besuchen ...
Lebe in Frieden und sei glücklich in Gott"199).

Am 14. August vollzog sich die Übersiedlung nach Baden-Baden. Bereits am
nächsten Tage, Maria Himmelfahrt, schrieb sie wieder an Josephine: „Nun ist
mein kranker Körper hierher gebracht worden, nicht ohne Mühe, denn zwei
Tage vor der Abreise habe ich plötzlich in der Nacht Blut gebrochen. Das hat
mich in keiner Weise erschreckt. Meine Rechnung ist seit langem gemacht, aber
ich muß gestehen, dieser Zuwachs an Leiden war ein recht schlechtes Zeichen!!! —
Meine Umgebung hat sich sehr erschreckt, meine Frauen haben geweint, es war
eine völlige Bestürzung und ich habe trösten müssen, — denn für mich war es
überhaupt nichts. Wenn die Stunde kommen soll, wird sie kommen.
Nur viel leiden muß man vorher! Ich schreibe ganz unleserlich, meine Hand
zittert, weil ich angegriffen bin. Als ich gestern hier ankam, habe ich aus Erbärmlichkeit
nichts tun können, als von drei Uhr bis acht Uhr abends auf dem
selben Stuhl sitzen, mit Ausnahme des Essens, zu schlafen oder aus dem Fenster
zu sehen. Ich bin mit der Eisenbahn gekommen und bin in meinem Wagen
geblieben, in dem ich unterwegs nicht einmal Erschütterungen fühlte, denn ohne
das würde ich es nicht gewagt haben, mich auf den Weg zu machen... Ich
bin in Baden ebenso leidend wie anderswo und ein recht miserables Wesen.
Ich zähle meine Stunden in den Leiden! Baden hat auf mich einen angenehmen
Eindruck gemacht. Oh, wer nicht krank ist, weiß nicht, was man leiden kann!!
— glücklicherweise. Ich bin bei so viel Kranken gewesen und jetzt fühle ich, daß
ich für sie nicht die Hälfte des Mitleids hatte, das sie verdienten. Ich habe ein
sehr hübsches Haus für mich und ich werde die Eselsmilch versuchen, um mich
zu flicken."

Acht Tage später schrieb die Fürstin wiederum an ihre Schwester, sie fühle
sich besser und hoffe, bald nach Hause zurückkehren zu können. Das sei auch
das Hauptergebnis der Beratung mit ihrem Arzt gewesen, der dasselbe sagte,
wie alle Ärzte sagen, man müsse mich zu erhalten suchen und vor großen Anfällen
bewahren. Die Lungenkrankheit weiche nicht. Man würde alles dagegen
tun, die Natur aber tue nichts. Sie leide unsäglich, einen Teil der Nacht verbringe
sie sitzend und oft frage sie sich, ob sie es denn noch sei. „ ... Es ist, als
ob ich jemand anders suchen müßte und damit ein wenig Ruhe! kurz, mein
Kreuz liegt recht fest auf meinen Schultern und es liegt an mir, es zu tragen
verstehen, aber mitunter ist man so müde von so vielen Leiden. Ich denke,
in den letzten Tagen des Monats abzureisen, aber wenn ich einmal zuhause bin,
dann rühre ich mich nicht mehr. Das war ein harter Sommer!!! Niemand vermag
etwas dazu, aber die Ärzte haben doch auch eigensinnige Gedanken!! — Aber
dennoch leidet man ein wenig darunter!!;... Der Schwede, von dem Du sprachst,
daß er nach Homburg gehe, hat die Bekanntschaft unseres armen Herrn de
Billing gemacht, der so schwer krank geworden ist — und ich habe erfahren,
daß sie hier durchgekommen sind, aber ich weiß nicht, ob mein Mann ihn
kennengelernt hat. Der arme Herr de Billing (der Kopf unseres kleinen Reiches
) ist hierher gekommen, um den Arzt aufzusuchen, der auch der seinige ist,

XI


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