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Eugenie Fürstin von Hohenzollern-Hediingen

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Mama benachrichtigt, daß sie sich nicht erschreckt, wenn sie mich sieht. Ich habe
in drei Monaten entsetzlich verloren, bin also schlechter geworden. Wenn ich
zu Hause und in Ruhe bin, werde ich Dir durch unseren Arzt meinen Zustand
schreiben lassen, wie er ist. Jetzt finde ich, habe ich in neuerer Zeit täglich ein
ausgesprochenes Fieber. Du wirst erraten, wie mit all diesen Leiden eine Reise
mühselig ist und ich möchte sie schon überstanden haben. Gott läßt mich nicht
mehr los und er erweist mir mit allem seine Liebe. Aber man ist so schwach,
daß man mitunter nichts mehr kann. Z. B. sind die Nächte schrecklich für mich.
Ich kann nicht liegen, ohne daß ich zu husten anfange, dann muß ich sie
sitzend zubringen. Du errätst, wie das ermüdet. Oh, die Lungenkrankheiten
heilen sehr selten und man leidet viel... Leb wohl, bitte für Deine arme
Eugenie, daß sie nicht die Geduld verliert! krank sein ist nichts geringes und
man glaubt nicht, was man durchmachen muß. Leb wohl, Gott segne Dich.
Habe mich immer lieb. — Morgen werde ich mich ganz besonders unter den
Schutz der Heiligen Jungfrau und meines Schutzengels stellen. So Gott will,
komme ich an!! in die liebe Heimath. Ich küsse Deine Kinder... Man feiert
heute den Geburtstag des Großherzogs. Ganz Baden ist drunter und drüber.
Übrigens sind eine Menge Leute wegegangen und die Hälfte ist auch prächtig
(reicht noch) — ich habe aber genug von meinem Aufenthalt. Leb wohl. Deine
beste Freundin Eugenie"203).

Das war Eugeniens letzter Brief an die Königin von Schweden.

Der Fürst schrieb vor der Abreise an Karl Anton von Hohenzollern-Sig-
maringen, daß er morgen, den 30. Baden verlasse. „Mit meinem Engel von
Eugenie, um in kurzen Tagesreisen der Heimath zuzueilen. Indem die Leiden
meiner unvergleichlichen Eugenie einen Caracter annehmen, der höchst bedenklich
erscheint. Nach einem Concilium ist das längere Hierweilen gefährlich,
denn es könnte später nimmer möglich sein, auch ist auf der anderen Seite die
Hinfahrt infolge der Brust und Schwäche der Kranken nicht minder gefährlich.
Doch ihr einziges Sehnen ist Hechingen, also kann ihrem moralischen Willen, der
allein sie noch erfüllt nicht entgegengehandelt werden. Und auf Gottes Hilfe
und Gnade bauend wagen wir das Letzte. Die Kranke weiß nicht in welcher
Gefahr sie schwebt. Wie mir es ist, kannst Du Dir wohl denken, der Gedanke
an den Verlust meines Schutzengels ist tödtend. Ich erblicke nur ein finsteres
Labyrint und keinen Ausweg. Theile Deiner guten Josephine der Freundin und
des Freundes Unglück mit"204).

Ein früher Herbst ging durch den Schwarzwald. Man trat am 30. August die
Reise von Baden-Baden aus nach Hechingen an. Als man noch am frühen Nachmittag
Schönmünzach im Murgtal erreichte, wo man ursprünglich das Nachtquartier
nehmen wollte, drängte die Fürstin zur Weiterreise, um noch wenigstens
Freudenstadt zu erreichen. Dort sei sie der Heimat wieder näher. Ihrem Wunsche
wurde entsprochen. Man kam abends nach Freudenstadt, woselbst in der Post
Absteigequartier genommen wurde. Nach mehrstündigem Schlummer erwachte
die Fürstin, war aber todesschwach. Sie fühlte, daß es mit ihr zu Ende ging.
Der Pfarrer von Rippoldsau wurde rasch herbeigerufen und er reichte ihr nochmals
die heilige Wegzehrung, worauf sich die Fürstin wieder etwas wohler
fühlte. Sie ließ ihr ganzes Gefolge an ihr Sterbebett kommen. Zu ihrem Gemahl,
der bei ihr weilte, sprach sie: „Lebe wohl mein lieber Konstantin, lebe wohl und
sei glücklich!" Weiter vermochte sie nicht mehr zu sagen. Der Fürst preßte die


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