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Eugenie Fürstin von Hohenzollern-Hechingen

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verehrte und geliebte Mutter ihrer Unterthanen, weldie jedem Leiden ihr Mitleid
schenkte, jeder Noth Erleichterung zu schaffen wußte, der wird die Tränen
gerecht finden, welche jetzt um sie fließen. Wenige Augenblicke nachdem die
Frau Fürstin verschieden, kam Ihre Durchl. die Frau Gräfin Theodolinde von
Württemberg, Schwester der Verewigten, hier an, welche durch Estafette von
dem drohenden Unglück unterrichtet, augenblicklich hierher geeilt war, aber
in das Auge der innig und schwesterlich Geliebten nicht mehr hatte blicken
können"2»?).

Anläßlich der Abdankung des Fürsten, ein Jahr später, kam in einem Toast
der K. Vize-Ober-Zeremonienmeister Freiherr von Stillfried auch auf die Fürstin
zu sprechen: „Sie hatten auch eine Mutter! — Sie ging wie ein mildtätiger Engel
durch ihre Fluren und die Herzen der Armen, Hilfsbedürftige und Kranke
waren ihr Hort, ihr liebster Reichtum. Zwischen Greisen und Kindern hat sie
mit eigener Hand ihre Ersparnisse geteilt und in segensreichen Stiftungen, selbst
nachdem sie hinübergegangen in das Reich des Friedens, — Ihren Mutternamen
verherrlicht" —218).

Vielleicht das schönste Zeugnis stellte der Fürstin der Hechinger Rabbiner
Dr. Samuel Mayer aus anläßlich einer Trauerfeier für die Verewigte in der
Synagoge zu Hechingen am 5. September 1847. Ich möchte nicht darauf verzichten
, den Nachruf des bedeutendsten jüdischen Redners der damaligen Zeit hier
zu veröffentlichen. Mayer begann seine Rede damit, daß er hier im Gotteshaus
nur Wahres sprechen wolle, ohne zu beschönigen, keine „erheuchelten Worte des
täuschenden Lobes".

„O, sprecht nicht von Trug und Täuschung, denn wo Alles liebte, wo Alles
verehrte, Alles bewunderte, kann eine blendende Schmeichelrede nicht vermutet
werden... Ich rede nur von der Größe ihrer Seele, die ihr die namenlose Liebe
erwarb, wie sie wenigen Menschen, so lange sie noch leben, aus der Tiefe aller
Herzen bezeugt wird... Es hat der Vorsehung gefallen, unserm Stamme die
Königswürde zu nehmen, und uns ein neues Vaterland anzuweisen. Aber man
will uns immer noch nicht als gleichberechtigte Kinder des Vaterlandes, in
welchem wir doch schon seit beinahe zwei Jahrtausenden wohnen, anerkennen,
denn der Wahn ist noch mächtiger, als die Wahrheit. O, welche Wohltat wird
dem Herzen des Israeliten erzeigt, wenn er mit Teilnahme oder ohne Vorurteil
behandelt wird; Er fühlt sich heimisch und wird dankbar und treu. Wer hat
je diese Wohltat uns mehr erwiesen als unsere Fürstin? Ja, sie war auch Israels
Zierde, sie war auch unser Stolz und unsere Freude... Unsere Zierde haben wir
verloren. Sie wissen wohl, meine Andächtigen, daß ich nicht spreche von ihrer
schimmernden Pracht, von ihrem glänzenden Schmuck, denn sie liebte nicht die
eitle Pracht und schätzte nicht den kostbaren Schmuck. Einfach und natürlich
war ihr Gewand, Bescheidenheit war ihr schönstes Diadem, Anspruchslosigkeit
ihre kostbarste Perle. Seht, wie sie eilet in die Hütte der Dürftigen, wie sie
Trost spendet am Lager der Kranken, wie sie das Licht den Blinden bringt, wie
sie Kraft den Lahmen verleiht; wie sie kleidet die Nackten und sättigt die
Hungernden, wie sie empor richtet die Verzweifelnden und neues Leben den
Verschmachtenden einflößt. Da beugt sie sich vor dem Allmächtigen in den
Räumen ihres Gotteshauses in ehrfurchtsvoller Demut; da strömt die Andacht
mit himmlischer Glut durch die von Begeisterung bebende Seele, da eilt sie zu
zarten Kindern und erfreut sich seelenvoll an ihren harmlosen Spielen der Un-


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