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Buckenmaicr

schuld, denn sie ist die liebende Mutter der Kinder, ist die zärtliche Mutter
der Waisen. Da eilt sie in die Schule, ermuntert zum Fleiße, ermahnt zur
Tugend und belebt den Glauben. Ihre Lippen verkünden Frieden, Wohlwollen
strömt aus ihrem Mund, nur Sanftmut ist die Macht, durch die sie herrscht. Im
Anfange wohnte Gott bei den Menschen, wie ein Vater bei seinen Kindern,
aber die Menschen wurden böse, und Gott zog sich in seinen Himmel zurück...
Gott spricht:... Ich will euch senden meine Engel, daß sie euch raten und
helfen. Er, der Winde macht zu seinen Boten, und flammende Blitze zu seinen
Dienern, sollte er nicht auch Wesen, in seinem Ebenbild geschaffen, zu seinen
Boten bestimmen? Sollten nicht noch Engel in Menschengestalt auf Erden gesandt
werden? Was ist der Beruf der guten Engel? Den Segen Gottes zu verbreiten,
das Glück des Himmels zu verleihen; aber kann nicht auch der Mensch diesen
Beruf erfüllen? Zwar sind die Engel ohne Fleisch und Blut, sie sind ewige
Geister der Himmelswelt, sie kennen nicht den Genuß der Sinnenlust; aber ist
nicht auch die Seele ein Geist aus unsichtbaren Welten; ist sie nicht auch ein
ewiges Wesen, das nie verwelkt und nie vergeht? Höret ein Gleichnis von unseren
Weisen: es war einmal ein Herr, der setzte zwei Wächter über seinen Wein.
Aber der eine Wächter nur war mäßig, der andere war ein Trunkenbold, und
der Herr gab ihm einen doppelten Lohn; denn er sprach: „Du hast mit Beherrschung
deiner Begierde deinen Dienst versehen." Und zu dem anderen
Hüter sprach er: „Du hast keinen besonderen Lohn verdient, denn du hattest
keine böse Neigung zu unterdrücken." Also hat der Engel keine Mühe, dem
Dienst des Herrn treu zu bleiben, denn er fühlt nicht die Regung der Sinnlichkeit
. Wenn aber der Mensch, der schwache Sohn des Staubes, sich zur
höchsten Würde erhebt, dann ist er heiliger als der Engel. (Midrasch rabba 111/24)
Zerstört nicht den schönen, kindlichen Glauben an gute Engel, welche Gott
entsendet; er verbindet uns mehr mit Gott, er ist die Brücke von der Erde in
das Jenseits. Warum sollten wir nicht glauben, daß Gott die Fürstin uns als
Engel der Liebe und des Friedens gesandt hatte? Hat sie nicht wie ein guter
Engel gesprochen und gewirkt; hat sie nicht beständig die Not gemildert, die
Herzen versöhnt, die Tränen gestillt, frohe Botschaft verkündet? War sie nicht
der Schutzgeist des Fürsten, des Landes und des Volkes? Ach, dieser Schutzgeist
hat uns verlassen! seine Dienstzeit auf Erden ist vorüber, und er ist nicht mehr,
denn Gott hat ihn zu sich genommen ... Die wahre Größe bleibt auch in der
Tiefe groß. Wäre unserer Fürstin vom Himmel alles Gut des Glückes, aller
Glanz der Erde geraubt worden; hätte sie wohnen müssen in der Hütte der
Armut, hätte sie darben müssen bei der Speise des Hungers, — sie wäre groß
geblieben in ihrem Glauben und erhaben in ihrer Hoffnung. Hoch trägt sie die
Liebe des Volkes bis zu den Sternen; Hoch erhebt sich der Ruf ihrer stillen
Taten, hoch preiset sie der Ruhm ihrer segensreichen Werke ... Sie hat verlassen
das Land des Lebens und liegt in den Schatten des Todes; aber nur der
Staub zerfällt in Asche, ihre Tugend ist ewig, und ihre Reinheit des Gemüts ist
unsterblich. So lange wir atmen, werden wir von ihrer Seelengröße sprechen;
so lange wir sehen, werden wir unseren Kindern von der guten Fürstin erzählen;
wird sie allen Frauen zum edlen Vorbild aufgestellt werden. Die Mitwelt wird
sie nie vergessen, und die Nachwelt wird ihren Namen segnen. Im Himmel
sind versammelt die wahren Frommen jeden Glaubens, wenn sie nur reinen
Herzens waren; dort wallet Pharao's edle Tochter, die den Knaben Moses vom


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