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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0212
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Genzmer

Pfarrkirche ad Assumptionem B. V. Maria in Bingen.

Die Binger Pfarrkirche ist eine der größten spätgotischen Kirchen des Landes
Hohenzollern. Der mit drei Seiten des Achtecks geschlossene, mit einem reichen
Netzgewölbe versehene Chor und das rechteckige Langhaus entstammen der Zeit
kurz vor 1500, der frei vor die Westfront gesetzte Turm von 1522. Die Kirche
war in den Jahren 1788—1793 durch zwei seitliche Anbauten vergrößert worden,
wobei der Chor um eine Gewölbejoch verkürzt wurde.

Es ergab sich nun die Notwendigkeit einer abermaligen Erweiterung. Da der
Chor und der Turm aus denkmalpflegerischen Gründen unbedingt stehen bleiben
mußten, so war die beste Lösung die Vergrößerung der seitlichen Anbauten. Der
Entwurf des Erweiterungsbaues wurde dem Freiburger Architekten Gregor
Schroeder übertragen.

Die beiden im Grundriß rechteckigen Erweiterungsbauten sind mit dem Langhaus
durch große Öffnungen mit je zwei runden Säulen verbunden. Die großen,
durch Betonpfeiler aufgeteilten Fensteröffnungen sind im Maßstab den Maßwerkfenstern
des Chores angeglichen. Die Dächer der beiden Anbauten sind ebenso
wie die des Altbaus mit Handstrichsteinen eingedeckt, sodaß sich ein erfreuliches
Gesamtbild ergibt, bei dem Altes und Neues gut zusammengehen.

Im Innern haben sich die Raumverhältnisse völlig geändert. Da aber der
ursprüngliche Zustand wegen der erwähnten Verkürzung des Chorraumes und
wegen der Anbauten aus dem Ende des 18. Jahrhunderts ohnehin nicht mehr
vorhanden war, so konnte vom Standpunkt der Denkmalpflege unbedenklich
zugestimmt werden, umsomehr als die jetzige Anordnung den neuen liturgischen
Vorschriften weitgehend entspricht. Die bisherige Eingangshalle im Turm ist als
Andachtskapelle eingerichtet worden. Die Eingänge zur Kirche liegen an der
Westseite der beiden Anbauten. So konnte auf einen Mittelgang im Langhaus verzichtet
werden und hier das Gestühl in einem einheitlichen Block aufgestellt
werden. In den Anbauten ist das Gestühl fächerförmig angeordnet. Die Gläubigen
scharen sich um einen neuen Celebrationsaltar, der unter dem Chorbogen
aufgestellt ist und der die Feier der Heiligen Messe versus populum gestattet.

Was den Fall Bingen für die Denkmalpflege besonders reizvoll macht, ist
die Tatsache, daß die Kirche die Figuren und Tafeln eines bedeutenden Altares
besitzt, der Ende des 15. Jahrhunderts in Ulm entstand. Es handelt sich um
fünf Holzplastiken von Jörg • Syrlin d. J. (Muttergottes, die Heiligen Petrus,
Paulus, Johannes Bapt. und Maria Magdalena) und um fünf Tafelbilder aus der
Werkstatt von Bartholomäus Zeitblom (zwei große Tafeln: Christi Geburt und
Anbetung der Könige, zwei halb so große Tafeln: Darstellung im Tempel und
Marientod und das Schweißtuch der Heiligen Veronika, gehalten von zwei Engeln
im Format einer Predella).

Der alte Schrein ist nicht mehr vorhanden. Die fünf Figuren waren in einem
neugotischen Schrein auf dem Hochaltar aufgestellt. Die zwei großen und die
zwei kleinen Tafelbilder waren in vier neugotischen Seitenaltären unschön untergebracht
. Die Predella befand sich im Pfarrhaus.

Die Figuren von Syrlin fanden nun ihren Platz in einem neuen Schrein,
der in Anlehnung an vorhandene Vorbilder von dem Bildhauer Franz Lorch
entworfen und von der Kunstschreinerei Lorch in Grosselfingen ausgeführt wurde.


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