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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0215
Denkmalpflege in Hohenzollern von 1959 bis 1965

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2. RENAISSANCE UND BAROCK
Muttergotteskapelle in Neufra

Die Kapelle wurde im Jahre 1591 erbaut und ausgemalt. 1592 erhielt sie
einen teils geschnitzten, teils gemalten Hochaltar. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts
wurden, dem Streben der Barockzeit nach Helligkeit entsprechend, zwei
weitere Rundbogenfenster in die Südwand des rechteckigen Langhauses eingebrochen
, die Balkendecke wurde verschalt und verputzt, die Wandgemälde wurden
zugestrichen, und rechts und links vom Chorbogen wurden zwei Seitenaltäre
mit gewundenen Säulen aufgestellt, die die Jahreszahl 1695 tragen. Um
diese Zeit wird auch der Dachreiter die Zwiebelkuppel bekommen haben. Im
19. Jahrhundert wurde ein schlichtes Gestühl beschafft.

Vor einigen Jahren wurde festgestellt, daß sich unter der weißen Kalktünche
Wandmalereien befanden, deren Aufdeckung möglich war. Das gab Veranlassung
zu einer gründlichen denkmalpflegerischen Instandsetzung der Kapelle. Die
kräftige Holzbalkendecke wurde wieder freigelegt, der Fußbodenbelag aus schönen
gemusterten Ziegelplatten wurde ausgebessert, die beiden Seitenaltäre wurden Abb.
beseitigt und anderweitig verwendet, weil sie die Bemalung des Chorbogens zum bis 16
großen Teil verdeckten. Der Hochaltar wurde durch Fidelis Marmon, Sigmaringen
, von späteren verständnislosen Bemalungen befreit und in seiner ursprünglichen
Fassung wiederhergestellt. Die steinerne Mensa erhielt anstelle eines
stillosen hölzernen Antependiums eine neue Verkleidung aus Riedlinger Kalkstein
, der sich gut in die gesamte Farbigkeit des Raumes einfügt.

Die wichtigste Arbeit war die Freilegung und Konservierung der Ausmalung,
die dem Füssener Kunstmaler und Restaurator Josef Lorch anvertraut war.

Die Wandmalereien bestehen aus einem Zyklus von 24 Passionsbildern in
drei Reihen übereinander an der Südseite des Langhauses, aus zwölf Aposteln
mit Christus in der Mitte über der westlichen Empore, aus teils ornamentalen,
teils pflanzlichen und figürlichen Einfassungen des Chorbogens und der Fensteröffnungen
an der Nordwand des Langhauses und in dem mit fünf Seiten des
Zehnecks geschlossenen Chorraum.

Leider ist der Passionszyklus durch die später eingebrochenen Fenster zum Abb.
Teil zerstört worden. Immerhin blieben zehn Bilder ganz, eines fast ganz, drei
etwa zur Hälfte und sechs in kleinen Bruchstücken erhalten. Lorch hat bei den
figürlichen Darstellungen den Konturen nichts hinzugefügt und nichts übermalt.
Farbige Flächen hat er mit Strichelungen zusammengeschlossen. An einigen
Stellen, bei der Kreuzaufrichtung und bei der Kreuzigung, hat er auf Wunsch
der Kirchengemeinde behutsam Ergänzungen in zarten Farben vorgenommen,
die als solche erkennbar sind. Bei den ornamentalen Malereien hat er das
wenige sich zwangsläufig ergebende Fehlende hinzugemalt.

Auf diese Weise ist ein Kirchenraum wiedererstanden, der fast ganz das
Gepräge seiner Entstehungszeit, der Zeit kurz vor 1600, zeigt. Die Figuren aus
der Zeit um 1500 (stehende Muttergottes und hl. Mauritius) und aus dem 18.
Jahrhundert (hl. Wendelin und hl. Sebastian), die rechts und links vom Chorbogen
und vom Hochaltar angebracht sind, stören die Einheitlichkeit nicht,
sondern regen eher zu vergleichender Betrachtung an.


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