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Die Flora der Markung Kraudienwie?

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racemosus) mit seinen gelbgrünen Blütenballen, aus denen im Herbst dichte
scharlachrote Beerentrauben werden. Weniger häufig kann man die Staude der
Tollkirsche (Atropa belladonna) antreffen. Ihre schwarzglänzenden Beerenaugen
sind auffallender als die bräunlichen Blütenglocken, aus denen sie geworden
sind.

In den Waldschlägen stehen im Hochsommer die Heere des Schmalblättrigen
Weidenröschens (Epilobium angustifolium) feurig rot in fast mannshohen Beständen
. Für die Waldgräser wird der Nichtbotaniker kaum Sinn haben. Doch
dürfte jedem Waldgänger das Flattergras (Milium effusum) mit seinen sparrigen,
winzigen Ährchen tragenden Rispen auffallen. Auch der hochwüchsige Riesenschwingel
(Festuca gigantea) mit seinen überhängenden stattlichen Rispen kann
nicht übersehen werden.

Manchmal ist das Moospolster auch nur mit den zierlichen Pflänzchen der
zweiblättrigen Maiblume (Majanthemum bifolium) übersät, in die sich einzelne
Exemplare der Einbeere (Paris quadrifolius) mischen. Oft trifft man auf Kolonien
des schönen Immergrüns (Vinca minor) mit den sanft blauen Blüten und
wie lackiert glänzenden Blättern.

An feuchten und schattigen Waldstellen sehen wir das zartblättrige Springkraut
(Impatiens noli tangere), an dessen fadenförmigen Blütenstielchen goldgelbe
Hörnchen baumeln, die sich dann in kleine Schoten verwandeln, welche
beim Berühren ihre Samenkörnchen blitzschnell fortschleudern. Mancherorts bildet
das Hexenkraut in drei verschiedenen Arten (Circaea lutetiana, media und
alpina) ganze Zwergdickichte. Von der Familie der Labkräuter finden wir
außer dem allgemein bekannten Waldmeister noch das Waldlabkraut (Galium
silvaticum) und das Rundblättrige Labkraut (Galium rotundifolium) als Vertreter
dieser zierlichen Familie.

Erfreut ist der Pflanzenfreund immer, wenn er eine Kolonie von Bärlapp
antrifft, sei es der Sprossenbärlapp (Lycopodium annotinum) mit sitzenden
oder der Kolbenbärlapp (Lycopodium clavatum) mit langgestielten Sporenähren
. Bärlappe werden gemeinhin für Moos gehalten, sind aber Gefäßkryptogamen
. Ihre langen, feinbeblätterten Stengel kriechen meterweit über den Boden
und werden daher im Volksmund vielfach als „Schlangenmoos" bezeichnet. Sie
sind durch das Pflanzenschutzgesetz vor Ausnutzern, die diese Pflanzen in den
Handel brachten, gesichert.

Der bemooste Hochwald ist auch das Reich der Pilze, jener unterirdisch
lebenden Pflanzen, die als schimmelartiges Fadengeflecht den Waldboden durchziehen
und nur bei günstigen Lebensverhältnissen Fruchtkörper, eben die Pilze,
ans Tageslicht senden. Ihre Artenzahl ist Legion und Einzelbeschreibung ist im
Rahmen dieser Abhandlung unmöglich. Ihren Artenreichtum machen sie auch nur
in „guten Pilzjahren" ersichtlich. Es kann auch nicht auf die genießbaren, ungenießbaren
und giftigen Arten eingegangen werden. Neben dem delikaten
Schafchampignon steht im Walde leicht verwechselbar der weiße Knollenblätterpilz
, von dem ein Exemplar den sichern Tod bringen kann. Ihrer Seltsamkeit
wegen sei die Stinkmorchel erwähnt (Phallus impudicus). Sie ist eines der monströsesten
Pflanzengebilde. Auf hohlen, ziemlich hohen und dicken Strünke sitzt
ein kleiner kolbenartiger Hut, in dessen wabenartiger Oberfläche die stinkende
Sporenschicht haftet, die von Aasliebhabern, besonders Fliegen vertragen wird.
Die Gestalt des Pilzes, auf die der lateinische Namen hinweist, hat Anlaß zu


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