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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0333
Besprechungen

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Georg Wagner, Einführung in die Erd- und Landschaftsgeschichte, mit besonderer
Berücksichtigung Süddeutschlands; 3. vermehrte Auflage, Öhringen:
Hohenlohesche Buchhandlung Ferdinand Rau. 1960. DM 58.—.

Der vielseitig gestaltete und gegliederte südwestdeutsche Raum hat seit alters
her aufgeschlossene Menschen immer wieder zu seiner Durchforschung angeregt.
Das häufige Vorkommen von Versteinerungen, der vielfache Wechsel in den
Schichten haben den Blick auf die geologische Beschaffenheit dieser Landschaften
gelenkt. Es waren nicht immer nur Fachkräfte der Universitäten, sondern
Laien, die aus innerem Drang und liebevoller Hingabe sich dieser speziellen
Aufgabe gewidmet haben. Es soll nur an Pfarrer Engel oder Bernhard Hauff
erinnert werden, die in mühevoller Kleinarbeit das Wissen um eine vergangene
Lebewelt ungemein bereichert haben. Aber alles, was Forschung und Kleinarbeit
geleistet haben, bezog sich zumeist auf die Geologie, auf Durchsuchung der Erdschichtung
, auf Bildung und Zusammensetzung, auf das Leben einer vergangenen
Zeit. Die Geologie war unter ihrem Blick die selbständige und die Vergangenheit
beherrschende Disziplin. Georg Wagner tat den Schritt auf eine die Geologie
weiterführende Betrachtungsweise hin: Sicher bildete sie auch für ihn eine Grundlage
, sicher hat auch er sich mit den einzelnen Schichten beschäftigt, die in den
eingeschnittenen Tälern wie Blätter eines Buches übereinander liegen, sicher hat er
mit dem Blick des Kenners die versteinerten Wesen ausgegraben, die Kunde von
den Zuständen einer vergangenen Welt geben. Aber darüber hinaus tat er den
entscheidenden Schritt: für ihn waren diese Erkenntnisse die Voraussetzung für
eine umfassende Landschaftskunde. Sie stand nun im Mittelpunkt einer Betrachtungsweise
, und die Geologie war nur mehr eine der Grundlagen dafür.
Sie war nicht mehr die beherrschende und selbständige Diziplin. Die geologischen
Schichten des südwestdeutschen Raumes, vom Grundgebirge des Schwarzwaldes
bis zu den jüngsten Lagen des Alpenvorlandes, werden nunmehr mit dem wechselvollen
Landschaftsbild ursächlich verknüpft. Das war das Neue, das Georg
Wagner sah und das ist auch das Besondere, das in seinem Buch „Einführung
in die Erd- und Landschaftsgeschichte" zum Ausdruck gebracht ist: aus der
geologischen Beschaffenheit heraus wächst das Verständnis für den Werdegang
und die Gestaltung einer Landschaft. In ihr sind Stratigraphie, Paläontologie,
Gesteinskunde, Biologie, Klimatologie, Physik und Geographie gleicherweise vertreten
; aber nicht in Einzelteilen aneinandergereiht, sondern organisch zu einem
Ganzen miteinander verbunden. Aus totem Gestein wurde eine in ungeheuren
Zeiträumen gewordene und von Leben durchdrungene Landschaft, die letzten
Endes auch den Boden für uns Menschen abgibt, mit allem, was darauf „fleucht
und kreucht".

Wenn ich als sein ehemaliger Schüler etwas Persönliches hinzufügen darf:
Georg Wagner beeindruckte nicht allein durch sein ungemein großes und umfassendes
Wissen, durch seinen klaren Blick für das Wesentliche und Wichtige,
sondern durch die Art, wie er sein Können zum Ausdruck bringen konnte: klar,
verständlich und überzeugend. Wie wichtig ist das für einen Professor an einer
Universität.

Das Werk beginnt mit einer umfassenden Zusammenstellung des Schrifttums,
das — soweit es sich um heute noch brauchbare Arbeiten handelt — bis ins Jahr
1872 zurückgreift und alle Teilgebiete berücksichtigt, die eine Landschaftskunde


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