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Neues Schrifttum

liehen ein genaues Erfassen des eigenwilligen Kunstwerks. Hervorgehoben werden
die geknickte Haltung und die Qualität des Kopfes und der Hände. Die durchlaufenden
Gewandfalten lassen einen Vergleich mit der berühmten Madonna
des Dangolsheimer Meisters zu, doch fehlt der trauernden Maria die starke Körperlichkeit
der Dangolsheimer. Die spürbare Leere zwischen Mantel und Körper
steht einer Zuschreibung diesem Meister entgegen. Die zerbrechliche Weichheit
und zierliche Innigkeit schließen die übrigen großen Meister der Zeit wie
Riemenschneider, Pacher und Grasser aus und weisen am ehesten auf den um
1464 nach Straßburg eingewanderten Nikolaus Gaerhart hin. Schnellbach vergleicht
mehrere Bildwerke aus dem Kreis Nikolaus Gaerharts, mit dem in die
Ferne gerichteten Blick der weiblichen Büsten, auch andere Bildwerke aus dem
Straßburger Kreis, wie die knieende Magdalena und die Grablegung Christi
aus dem Badischen Landesmuseum. Die auffallend ähnlichen Stilformen der
Gewänder lassen diese Vergleiche als überzeugend erscheinen, daß auch die
trauernde Maria in diesen Straßburger Kreis gehört, und als sehr nahestehend
der Dangolsheimer Maria bezeichnet werden kann. Die zeitliche Einordnung
der trauernden Maria um 1470 durch den Vergleich mit den Reliefs vom Gestühl
der Frari-Kirche zu Venedig, das 1468 datiert ist, bietet keine Schwierigkeiten
.

Die Sorgen eines Museumsdirektors von heute hat Theodor Musper aus
eigener Erfahrung kennengelernt und von diesen in der Einleitung seines Aufsatzes
: „Eine Baldung-Zeichnung in Venedig" ausführlich gesprochen. Er hat
die Erkenntnis gewonnen, daß selbst auf den allgemeinen Consensus der Fachleute
kein Verlaß ist. Die Sensationslust der Presse erschwert oft die Arbeit
des Kenners. Kritik des Publikums an der Arbeit des Kunstexperten, der ein
noch unbekanntes, unbestimmtes Kunstwerk entdeckt, lehnt er ab, da es ohne
eigenes Urteil sich oft der Ansicht eines Einzelnen unbeschwert anvertraut.

Sein langjähriges Fachwissen zeigt sich in der Richtigstellung einer irrtümlich
A. Dürer zugeschriebenen kleinen Federzeichnung einer „Törichten Jungfrau",
die sich in der Biblioteca d'arte e di storia der Musei Civici in Venedig (Inv.
5099, 12,2 x 6,7) befindet. Zeichnungen Hans Baidungs, die Th. Musper zum
Vergleich anführt, lassen seine Ansicht als richtig erscheinen. Die harte Feder
und die verschwommenen Partien der Zeichnung, vor allem die unregelmäßigen
Knickfalten, lassen nicht auf Dürer schließen. Auch wir glauben Musper Recht
geben zu dürfen und freuen uns, daß das Werk von Carl Koch, Die Zeichnungen
Hans Baidung Griens, Berlin 1941, damit eine Kompletierung erfahren
durfte.

Die Sonderstellung der Fuggerfamilie in künstlerischen Belangen hat Norbert
Lieb in seiner Arbeit „Octavian Secundus Fugger (1549—1600), ein Augsburger
Kunstmaler der späten Renaissance" erneut nachgewiesen. Die weltweite wirtschaftliche
, politische und kulturelle Bedeutung dieser Familie wurde in der
wissenschaftlichen Forschung gerade in den letzten Jahren durch bedeutende
Publikationen in Erinnerung gebracht. Durch Götz Freiherrn von Pölnitz für
die geschichtlichen Probleme, durch Paul Lehmann für die Fuggerbibliotheken
und durch Norbert Lieb für die Kunstsammlungen.

Octavian Secundus gehörte der späteren Generation an, die der Ruhm des
Hauses zu traditionellem Mäzenatentum verpflichtete. Da er sich schon mit 29


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