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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1965/0365
Vereinsmitteilungen

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noch ursprünglichen Charakter. Ein schlichter Schmuck des Raumes, der die
Kühle der Romanik atmet, ist ein überarbeiteter spätgotischer Kruzifixus. Willy
Baur verwies auch auf ein Kreuz im Hof aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
, ein Kunstwerk des Bildhauers Weckenmann, den Fürst Joseph förderte
und dessen Skulpturen heute in Haigerloch, Trochtelfingen, Sigmaringen und
Krauchenwies stehen.

Vorbei am Salzbergwerk Stetten bei Haigerloch ging die Fahrt weiter in das
Gebiet hinein, in dem sich die Spuren der Adelsgeschlechter Hohenberg, Bubenhofen
und Weitingen fast verwirren, in das stille, unberührte Stunzachtal und
durch das Gruol des Aufklärers Pfarrer Mercy (gest. 1825), durch die alte Pfarrei
der oberen Stadt Haigerloch, Weildorf, in das 1700 Seelen zählende Dorf
Empfingen, das am Beginn des letzten Jahrhundert doppelt so groß war wie
Sigmaringen und die größte Gemeinde des Fürstentums überhaupt. Dort, im
früheren Hauptort der alten Herrschaft Wehrstein, schneiden sich die Beziehungen
zu den Klöstern Lorsch und Reichenau. Bis 1341 war es Lehen der Herren
von Geroldseck (Lahr), und von 1529 an in den Händen des Letzten seines Geschlechts
, Christoph von Nellenburg-Thengen, an dessen Erinnerung Willy Baur
die Novelle vom „Posaunenstoß" und die Werbung um seine spätere Gemahlin
Helena Gräfin von Hohenzollern (gest. 1565) flocht.

Seit 1552 war die Herrschaft in den Händen des Hohenzollern Jos Niklas.
Ein 200 Jahre altes Wappen mit Fürstenhut hängt heute noch an der ehemaligen
Zehntscheuer des Orts. Zum großen Pfarrsprengel der Empfinger Urkirche, die
in der Romanik entstanden sein muß, gehörten die Orte Fischingen, Betra, Wiesenstetten
, Renfritzhausen, Mühlheim und Mühringen. Der alte Kirchturm hat
romanische Chorbogen und Fenster. Ein besonderer Schmuck im Chor ist die
Grabplatte der Helena von Nellenburg und Thengen, die aus Aach im Hegau
zu ihrem nicht vorbestimmten Platz in die Empfinger Kirche kam. Trauriger
Rest der 1830 abgebrochenen Burg Wehrstein an der Straße nach Fischingen,
über die der hohenzollerische Heimatforscher und Geschichtsschreiber Zingeler
einen Roman schrieb und zu der auch die Herzogin Hadwig von Schwaben
(Ekkehard-Sage) Beziehungen hatte, ist ein Wirtschaftsgebäude, dessen Dächer
von der Straße nach Fischingen aus zu sehen sind.

Aus fast jedem Waldhügel im Gebiet der ehemaligen Herrschaft Wehrstein
(Empfingen-Fischingen-Betra) ragt die letzte Säule oder Mauerecke eines Ritter-
nests. Der bewanderte Willy Baur, der in Hohenzollern alles kennt, was Gebäude
ist oder war, wies seine Zuhörer immer wieder auf ehemalige Standorte
mittelalterlicher Burgen hin, an denen Laien oft nicht einmal mehr Wall und
Graben finden. Ziel nach der Fahrt durch den Wehrsteiner Bereich war die neugotische
Sandsteinkapelle über Neckarhausen mit dem legendären steinernen Brot.
Dort kam man zum erstenmal auf die Spur des Konzentrationsprozesses, der zu
Beginn des 18. Jahrhunderts vom Kloster Muri in der Schweiz ausging und der
bis 1752 die ehemaligen Ritterdörfer Glatt (früher Herrschaft Neuneck), Dett-
lingen (Herren von Dettlingen), Dießen (Herren von Dießen), Dettingen (Herren
von Dettingen), Dettensee (Thengen) und Neckarhausen erfaßte. 1706 kaufte
das Kloster die ältere Herrschaft Glatt, die aus dem Ort Glatt, einem Drittel
von Dettingen und der Hälfte des heute württembergischen Dürrenmettstetten
bestand. Die Klosterherrschaft fiel in der Säkularisation an Hohenzollern. — Am
Eingang der Kapelle ist das Klosterwappen von Muri — der Herzschild zeigt


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