Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0014
Seigel

kirdien, und Bergfelden eine Remigiuskirche. Beide Heiligen sind die spezifischen
Heiligen der Franken und ihrer Missionare.

In zwei unserer sechs Urkunden wird nun die Lage der Glatheimer Mark noch
etwas genauer angegeben. Im Jahre 770 heißt es, sie liegt im Nagoldgau („in pago
Naglachgouue"), und 779/83 (diese Urkunde ist nicht auf das Jahr genau datiert)
liegt Glatheim, das diesmals als Dorf („villa") bezeichnet wird, im Waldgau („in
Waltgouue"). Bei dieser Urkunde wird die Lage des Ortes noch näher erklärt durch
den Zusatz: „... im Waldgau in der Grafschaft Gerolds" („in Waltgouue in comi-
tatu Geroldi"). Glatheim liegt also einmal im Nagoldgau, ein anderesmal im Waldgau
. Darin ist kein Gegensatz zu sehen, denn Gau bedeutet hier keinen politischen
Raum, der klar abgegrenzt wäre, sondern eine Landschaftsbezeichnung, einen geographischen
Raum. Der Landschaftsname Nagoldgau ist vom Fluß Nagold genommen
; Waldgau bezeichnet die Landschaft vor dem (Schwarz)wald, das Gäu in
der Waldgegend ls. Dagegen ist mit der Zugehörigkeit von Glatheim (und Dornstetten
, das 779/83 mit genannt ist) zur Grafschaft Gerolds ein Herrschaftsbereich
gemeint. Dieser Gerold ist der Schwager Karls des Großen, der Bruder der 783
verstorbenen Königin Hildegard. Sein Grafensitz war damals Nagold.

Die geographischen Hinweise in den Urkunden (Nagoldgau und Waldgau)
deuten darauf hin, daß Glatheim eher in Glatten als in Glatt zu suchen sein wird.
Deutlich spricht das allein schon die Herkunft des Ortsnamens aus: In einer am
28. März 1283 in Dornstetten ausgestellten Urkunde wird Glatten noch als „Ge-
latham" bezeichnetM. Glatten ist also ein heim-Ort und hat erst im Laufe des
Spätmittelalters seine volle heim-Endung verloren. Ähnliche Fälle sind Zepfenhan
(aus Epfenhain), Dornhan (aus Turnhaim), Mühlen a. N. (aus Mühlheim). Andere
heim-Orte haben ihre Endung behalten, wie die Thalheim-Orte in unserer Gegend
; diese heim-Endung wird heute noch mundartlich nicht als heim, sondern als
dumpfes e gesprochen.

Die Schenkungen an Lorsch in der Glatheimer Mark bzw. in dem Dorf „Glatheim
" in den Jahren 767 bis 791 beziehen sich also auf das heutige Glatten, und die
Gemeinde kann mit Recht 1967 ihr Jubiläum feiern.

Nun bleibt noch die Frage der genauen Datierung der Urkunden von 767. Sie
lautet: „am 4. Tag der Iden des Juni, im 15. Jahr des Königs Pippin." Da Pippins
Regierung im November 751 begann, kommt man bei der Berechnung des Jahresdatums
unserer Urkunde auf das Jahr 766 (so auch die Freudenstädter Oberamtsbeschreibung
, Bossen und Hodler ls). Karl Glöckner hat bei seiner Edition des
Lorscher Codex' aber nun nachweisen können, daß die Lorscher Pippins Regierungsbeginn
erst von 752 an zählten w. Das Jahresdatum lautet also richtig 767; d. h. am
8. Juni 1967 ist die Glattener 1200-Jahr-Feier fällig ".

Wie kommt es aber nun, daß die Lorscher Schenkungen von 767 in der Glatheimer
Mark auf Glatt bezogen wurden? Chr. Fr. Stälin identifizierte in seiner

" v. Polenz, a. a. O., S. 43 f., 64-75.

14 Wirtembergisches Urkundenbuch, Bd. VIII, Stuttgart 1903, S. 388, Nr. 3229.

15 Die Nachweise siehe unter Anm. 19, 23, 25.
18 CL Bd. I, S. 48-57.

17 Die frühmittelalterliche Besiedlung von Glatten ist nicht nur durch die Lorscher Schenkungsurkunden
, sondern auch durch einen Friedhof aus alemannischer Zeit im Ortsbereich belegt. Dazu
neuerdings: Neues vom Alamannenfriedhof in Glatten, Freudenstädter Heimatblätter 10, 1966,
Nr. 6, Sp. 45 f.

12


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0014