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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0032
Schwarzmaier

mahl von Hermanns Witwe Heliza, hatten ausmanövrieren können. In diesen
Vorgängen sieht Wollasch den eigentlichen Weg des Klosters St. Georgen zur liber-
tas des Papstprivilegs von 1095; zugleich erkennt er - und dies scheint uns höchst
bemerkenswert - Indizien für den wirtschaftlichen und geistigen Rückgang der Abtei
Reichenau, deren Adel, was für die Grafen v. Nellenburg noch zu prüfen wäre,
in eigenen Klostergründungen die Substanz der alten Inselabtei angegriffen und
zerstört habe. Die neue Kraft in Schwaben war Hirsau. In ihren geistigen Sog geriet
nun auch das aufblühende St. Georgen.

Dies ist der mehr vom Kloster her gesehene Aspekt des Buches. Der andere ist
ganz vom Adel und damit dem Umkreis der Stifter und Schenker des Schwarzwaldklosters
bestimmt. Beide Hauptstifter St. Georgens sind ja nicht durch einen Burgnamen
an einen Herrschaftssitz gebunden. Zwar nennen sich Hezelo und sein Sohn
in wenigen Zeugnissen nach Egg, doch sind sie nicht die Begründer des Adelsgeschlechts
der Herren v. Königsegg; mit der Verlegung des Klosters verlegen auch
sie ihren Wirkungsbereich in den Schwarzwald, und Hezelo tritt - wie Hesso - in die
Abtei ein. Auch sein Verwandter Hesso, als dessen Nachfahren man die Herren v.
Osenberg im Breisgau sieht, hat Besitzungen in Königseggwald. Er selbst wird in die
Familie der Herren v. Wolfsölden-Sülchen eingeordnet. Daß im 11. Jahrhundert im
Sülchgau Grafen namens Hessinus bzw. Hesso bezeugt sind, läßt auf die Vorfahrenschaft
des Stifters Hesso schließen. In diesem Zusammenhang sind auch Beziehungen
Hessos zu den Grafen v. Zollern zu erwähnen, die insbesondere in Besitzüberschneidungen
zu Stetten bei Haigerloch ihren Ausdruck finden38. Die Verwandtenkreise
Hezelos und Hessos charakterisieren zugleich die soziale Stellung
der Stifter im Umkreis der Weifen, der Grafen v. Altshausen und Nellenburg,
aber auch zahlreicher kleinerer Adliger im Breisgau und im Bereich zwischen oberer
Donau und oberem Neckar. Ihr Wirkungskreis deckt sich mit dem Ausstattungsgut
des Klosters St. Georgen. Die Schenkungen an das Kloster und die Namen der
Schenker sind in zuverlässig gearbeiteten Listen zusammengestellt (S. 39-73).

So hat die Arbeit, deren Thema durch die Geschichte eines später bedeutenden
Klosters gegeben war, wesentlich zur Frage nach dem Adel beigetragen, der in der
Zeit adliger Herrschaftsbildung das Kloster umgab. Aus der Stifterfamilie, deren
Angehörige zu den Vornehmsten Schwabens zählten, ist kein hochadliges Geschlecht
hervorgegangen wie in Calw in Anlehnung an das benachbarte Kloster
Hirsau. St. Georgen ist bald nach seiner Entstehung aus der Umwelt seiner Gründer
ausgeschieden und in einen größeren geistigen und politischen Rahmen hineingewachsen
.

Es ist reizvoll, dieses Beispiel unter dem gleichen Gesichtspunkt mit demjenigen
der Grafen v. Altshausen-Veringen zu konfrontieren, über die eine neue Arbeit der
gleichen Schule vorliegt39. Der höchst modern anmutenden Arbeit von Wollasch

58 Wollasch S. 15 Anm. 52. /. A. Kraus, Zur Lokalisierung des Klosterbesitzes von St. Georgen im
Schwarzwald, ZGO 112 (1964) S. 523 f. deutet den Ort auf Stetten unter Zollern, ohne die sorgfältige
Beweisführung Wollasdis widerlegen zu können. Die Bemerkungen von Kraus zum vorliegenden
Buch gehen an dessen eigentlichem Anliegen völlig vorbei und erwecken den Anschein, es
handle sich hierbei um eine in vielen Fällen anfechtbare besitzgeschichtliche Untersuchung. Das tatsächliche
Thema bleibt davon unberührt.

** /. Kcrkhoff, Die Grafen v. Altshausen-Veringen. Die Ausbildung der Familie zum Adelsgeschlecht
und der Aufbau ihrer Herrschaft im 11. und 12. Jahrhundert, Hohenzoll. Jahreshefte 24 (1964)
S. 1 ff. und separat

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