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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0043
Stadtwüstungen

Altstadt Rottenburg-Ehingen

Hoch über dem Neckar, etwa 1,5 km südwestlich von Rottenburg, liegt auf der
Ehinger Flußseite eine weitere „Altstadt" mit einer Kapelle und einem Mesnerhaus.
Sie hat annähernd die Form eines Hufeisens mit einer Basisbreite von etwa 180 m
und einer größten Nordsüdausdehnung von knapp 300 m. Nach Norden und Osten
ist sie durch den 100 m tiefer fließenden Neckar und einen kleinen Nebenbach trefflich
geschützt, nach Süden und Westen war sie durch einen teilweise erhaltenen
Wall, in dem wahrscheinlich eine Mauer steckt, begrenzt. Der Blick nach Süden trifft
auf die 2 km entfernte Weilerburg, die einstige Rotenburg. Am Zugangsweg steht
ein Stück Mauer, das nach einer Inschrift 1603 erneuert wurde. Die Inschrift behauptet
, hier sei die Stadt (!) Landcz Orth oder Landcz Krön 1112 zur Zeit Papst
Benedikts VIII. und Kaiser Heinrichs V. durch Erdbeben und Gewässer untergegangen
und 1271 durch Graf Albrecht von Hohenberg wieder aufgebaut worden. Das
ist von Josef Zeller, der sich eingehend mit dieser Altstadt befaßt hatals Fälschung
erkannt worden.

Man hat seitdem auch die frühere These, es handle sich um das römische Kastell
Sumelocenna, aufgegeben; die Anlage ist mittelalterlich. Sie wird in Urkunden
mehrfach erwähnt: 1336 stiften die Grafen Albrecht, Hugo und Heinrich von
Hohenberg in die St.-Moriz-Kapelle zu Ehingen-Rottenburg Güter, Gülten und
Zinsen, „dez ersten aht morgen aggers gelegen in der ringmure uf der altenstat"
- einen davon bebaut Brüne „von der altenstat" -, dann von dem Haus vor dem
Tor jährlich zwei Gänse, weitere Einkünfte von einem „halben morgen wingarten
vor der Ringmure an der Schütti" und von dem, was „inrothalp der ringmur und
usserhalp Obsses wirt" (außerhalb der Dachtraufe wächst oder geboren wird)
1336 hatte die Altstadt also eine Ringmauer mit einem Tor und eine Schütte, es
wohnten darin noch Bauern oder zumindest einer, ein anderer vor dem Tor, ein
großer Teil der Fläche aber wurde als Ackerland genutzt. Heute und sicher schon
seit vielen Jahrhunderten ist die ganze fruchtbare Fläche bebaut, daher sind keine
Spuren von Häusern mehr zu sehen. 1361 erhielt die Frauenkapelle auf der alten
Stadt eine Stiftung. Ihr Hochaltar wurde, wie Zeller nachgewiesen hat, 1268 von
dem einstigen Bischof von Regensburg Albertus Magnus zu Ehren Unserer lieben
Frau und des hl. Nikolaus geweiht. Vermutlich stammt auch die Kapelle selbst aus
jenen Jahren. Daß diese das Taufrecht besessen habe, wie Zeller vermutet, ist wenig
glaubhaft. Um die Kapelle lag ein Friedhof, der urkundlich 1404 erwähnt wird
(in cimiterio infra muros dictae Capellae).

Zeller sieht in der ganzen Anlage das alte Dorf Ehingen; der Name Altstadt sei
nach Verlegung der alamannischen Siedlung Ehingen in die Niederung flußabwärts
rechts des Neckars aufgekommen. Er erwähnt, daß 1292 von der neuen Stadt Ehingen
die Rede ist und daß auf einem Siegel von 1303 steht „nova civitas in Ehingen
" ss. Wenn auch Parallelen wie die oben angeführten Altstädte Rottweil und
Mühlheim für Zellers These sprechen könnten, so wird doch heute kaum mehr jemand
das alamannische Dorf Ehingen dort oben suchen; es lag vielmehr an der
Stelle oder in nächster Nähe des heutigen Rottenburg-Ehingen. Das ergibt sich aus

!1 Reutlinger Gesdüchtsblätter XVII (1906) S. 74 ff. und Sdwäbisches Archiv XXVI (1908) S. 117 ff.
*» Mon. Höh. Nr. 373 S. 321 f.

" Mon. Höh. Nr. 129 S. 100; Das Königreidi 'Württemberg II (1905) S. 435.

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