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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0045
Stadtwüstungen

neuerdings H.-M. Maurer88 das alte Dorf nicht mehr in Althayingen, sondern in
dem Teil des Städtchens nördlich der Marktstraße, der von der Kirche beherrscht
wird, während der südlich der Straße gelegene, regelmäßig angelegte Teil als Neugründung
des 13. Jahrhunderts gilt. Für Maurers Auffassung spricht, daß die
Hayinger Veitskirche nach dem Patrozinium wohl im 11. oder 12. Jahrhundert
geweiht wurde; ja, angesichts der neun Filialorte, die ihr anhingen, muß mit der
Möglichkeit gerechnet werden, daß sie in karolingische Zeit zurückreicht **. Der
Platz einer Kirche aber wurde nur ganz selten verändert. Althayingen läßt Maurer
unerklärt. Über diese starke Feste, die in der Hallstattzeit angelegt wurde, berichtet
P. Goessler80: „Zahlreiche Spuren von Steinhügeln im Innern weisen auf Reste
alter Wohnungen (vielleicht zum Teil aus dem Mittelalter, das sich diese großartige
Höhenfeste zunutze gemacht haben wird) hin." Sollte etwa auch hier ein (bald wieder
aufgegebener) Versuch zur Gründung einer Stadt an einem zur Verteidigung
günstigen Platz unternommen worden sein? Da nämlich 1265 ein mittleres Hayin-
gen erwähnt wird81, muß es also drei Plätze namens Hayingen gegeben haben; das
könnten 1. das alte Dorf mit der Kirche, 2. die bald wieder aufgegebene Stadt im
Ringwall und 3. auch schon, wenigstens in den Anfängen, die regelmäßige, an der
Verkehrsstraße gelegene Stadt der Handwerker mit Anlehnung ans Dorf gewesen
sein; 1277 werden Tuchmacher und Schuster genannt.

Wenn auch abgesehen von Hohenberg bei den anderen angeführten Wüstungen
nicht zwingend nachgewiesen werden konnte, daß sie Städte waren, so glaube ich
doch, daß sich die einzelnen Befunde gegenseitig stützen und ergänzen. Die untersuchten
Orte nehmen keine große Fläche ein, unterscheiden sich aber darin nicht von
manchem anderen Ort, der sein Stadtrecht bewahrt hat wie Berneck, Zavelstein oder
Hettingen; diese waren sogar noch kleiner als Rockesberg, Altfridingen und Altstadt
Ehingen. Rockesberg scheint einen Markt besessen zu haben, der natürlich nur
dem lokalen Güteraustausch zwischen Stadt und Land diente. Für die anderen
Plätze ist ein Marktrecht nicht zu erweisen; andererseits wissen wir, daß es manche
kleine Stadt gab, die zu Anfang oder dauernd ohne Markt blieb. Über irgendwelche
Freiheits- oder Selbstverwaltungsrechte der Bürger ist begreiflicherweise
nichts bekannt. Auf der Ehinger Altstadt wurde 1268 ein Altar geweiht, wahrscheinlich
zusammen mit der Kapelle selbst. Der archäologische Befund spricht dafür, daß
eine solche auch auf dem Rockesberg vorhanden war. Das ist auch für die anderen
zu vermuten, denn die Entfernung zu den alten Pfarrkirchen war beträchtlich, so

18 Viktor Ernst in OAB Münsingen (1912) S. 683; Karl Otto Müller im Wiirtt. Städtebuch, hg. v.
Erich Keyser (Stuttgart 1962), S. 360; Hans-Martin Maurer im Handbuch der Historischen Stätten
Deutschlands VI S. 250.

*• Die Hayinger Kirche wird nach dem Württ. Städtebuch S. 360 seit 1208 erwähnt. Zum Patrozinium
des hl. Veit s. Gustav Bossen in Blätter für Württ, Kirchengeschichte 35 (1931), S. 119-122
und neuerdings Friedrich Prinz in Blätter für Deutsche Landesgeschichte 1966, S. 18.

30 OAB Münsingen S. 220. Viktor Ernst sagt dagegen ebda. S. 683, der Name Althayingen werde
jetzt mißbräuchlich auf den dortigen Ringwall bezogen, was keinen Sinn habe. Nach dem oben
über »Altstadt* Gesagten scheint mir der Name für eine vorgeschichtliche Anlage und erst recht
für eine mittelalterliche, wenn auch bald wieder verlassene Stadt durchaus sinnvoll. Daß das Dorf
Hayingen im Raum der heutigen Stadt und nicht beim Ringwall zu suchen ist, wurde oben dargelegt
.

M OAB Münsingen S. 683.

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