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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0090
Natale

der Churer Domdekan Dr. iur. Konrad Planta, hatte - ebenfalls zum Tod verurteilt
- sein Leben nur durch rechtzeitige Flucht retten können 1M. Pieth vermerkt
ausdrücklich in seiner Bündnergeschichte 17°, daß Johann Planta nicht nur das Opfer
der Prädikanten war, sondern seinen Untergang auch der Feindschaft der Familie
Salis, der Mißgunst des Volkes und nicht zuletzt auch der eigenen Verblendung zuzuschreiben
hatte.

Den Höhepunkt erreichten die Glaubenskämpfe jedoch in der grauenvollen Zeit
des 30jährigen Krieges, der Graubünden zum Kriegsschauplatz zwischen Österreich
und Spanien einerseits und Frankreich andererseits machte und dem Paßland in
Jürg Jenatsch seinen „rätischen Wallenstein" schenkte, dessen abenteuerlichem
Leben Conrad Ferdinand Meyer eines seiner fesselndsten Werke gewidmet hat. Zu
den Opfern dieser Zeit der Wirren gehört auch der 1746 heilig gesprochene Kapuzinermissionar
Fidelis von Sigmaringen. Wir wissen, daß das Schloß Rhäzüns 1621
von Engadinern geplündert wurde171 und im folgenden Jahr von aufständischen
Prätigauern besetzt war.

Auf den hingerichteten Dr. Johann Planta waren als Pfandinhaber der Herrschaft
Rhäzüns sein Schwiegersohn Bartholomäus von Stampa d. J. und dann männliche
Nachkommen Plantas in drei Generationen gefolgt. Anschließend kam die
Herrschaft Rhäzüns in die Hand der Familie Travers von Ortenstein.

Einer Handschrift des 18. Jahrhunderts 172 ist zu entnehmen, daß es noch damals
in der „Landschaft" Brauch war, den jeweiligen Besitzer des Schlosses Rhäzüns
„Herrn zu Rhäzüns" zu nennen.

m DIE HERRSCHAFT RHÄZÜNS UNTER ÖSTERREICHISCHEN
ADMINISTRATOREN

Im sogenannten Mailändischen Kapitulat von 1639 hatten die Drei Bünde dem
König von Spanien in dessen Eigenschaft als Herzog von Mailand u. a. die Benutzung
ihrer Pässe und militärische Anwerbungen gestattet und dafür spanischen
Schutz, Studentenfreiplätze in Mailand oder Pavia, Zollvergünstigungen und eine
jährliche Geldsumme erhalten. Als sich gegen Ende des 17. Jahrhunderts die Auseinandersetzung
um die spanische Erbfolge zwischen Habsburgern und Bourbonen
abzeichnete, mußte Österreich bei einem evtl. Ubergang Mailands in bourbonisch-
französische Hand über das Mailändische Kapitulat einen verstärkten französischen
Einfluß in Graubünden befürchten, dessen Pässe die beste Verbindung zwischen
Tirol und Mailand waren. Da das bisher österreichische Prätigau 1649 und die übrigen
österreichischen Gemeinden des Zehn-Gerichte-Bundes sowie das Unterenga-
din 1652 sich von Österreich losgekauft hatten, waren Österreich somit in Graubünden
nur noch die beiden Herrschaften Rhäzüns und Tarasp (im Unterengadin)
geblieben, so daß die Herrschaft Rhäzüns für Österreich im Wert weiter stieg.
Caliezi nimmt an17S, daß diese Erwägungen Österreich 1696 veranlaßten, die Herrschaft
Rhäzüns von denen von Travers einzulösen und fortan in eigene Verwaltung
zu nehmen.

"» J. G. Mayer, a. a. O., Bd. 2, Stans 1914, S. 196 f.

170 Friedridi Pieth, Bündnergeschidite, Chur 1945, S. 170.

171 J. G. Mayer, a. a. O., Bd. 2, S. 276.

"! HHStA Wien, Hs. W 246 (= Böhm Nr. 477), Bl. 1.

17' Blasius Caliezi, Der Übergang der Herrsdiaft Räzüns an den Kanton Graubünden, Chur 1920, S. 5.

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