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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0236
Neues Schrifttum

Die schon oben kritisierte strenge Einhaltung der Grenzen des schwäbischen Kreises
wird bei zwei Beispielen im Abschnitt „Fürstliche Baukunst der Renaissance" ad absurdum
geführt. Das Hohenlohe-Schloß in Langenburg (nebenbei viel zu oberflächlich behandelt
und mit Begriffen wie „Musterbild altdeutscher Bürgerromantik" falsch charakterisiert) gehört
noch zum schwäbischen Kreis. Schloß Weikersheim, obwohl von der gleichen Familie
und mutmaßlich von den gleichen Architekten (Robin aus den Niederlanden und Georg
Stegele aus Stuttgart) gebaut, liegt, da es zum fränkischen Kreis gehört, „außerhalb des vorgezeichneten
Rahmens" (S. 10).

Bei der höchst bedeutsamen Schlössergruppe in Oberschwaben, Kirchheim an der Min-
del (Fugger), Meßkirch (Zimmern), Wolfegg (Waldburg-Wolfegg) und Zeil (Waldburg-Zeil)
fehlt der Hinweis auf die allen diesen Bauten gemeinsame Vierflügelanlage mit Ecktürmen
und ihre Herkunft. Der Schloßbau von Meßkirch (1557) ist die früheste Anlage dieses Typus
in Süddeutschland. Sie läßt sich von Sebastiano Serlio's Architekturtraktat (1. Ausgabe
1537) und von französischen Schloßbauten wie Gaillon, Verneuil usw. ableiten. Meßkirch
wurde zum Vorbild für die anderen Bauten. Zur gleichen Gruppe gehört auch das Schloß
in Hohenems (Vorarlberg).

Beim Kapitel Kunsthandwerk (Metallarbeiten) der Renaissance verfällt Hans Koepf
auf anderthalb Seiten wieder einer knappen Aufzählung aller bedeutenden Arbeiten, ohne
das Charakteristische darzulegen oder den Beispielen aus Augsburg, einem der bedeutendsten
Zentren der Goldschmiedekunst des 16. Jahrhunderts, ihren europäischen Rang einzuräumen
. So ist es nicht verwunderlich, daß die hervorragende Monstranz, die der Augsburger
Fürstbischof Friedrich von Zollern für die Michaelskapelle auf dem Hohenzoller
arbeiten ließ (heute Museum Sigmaringen), unerwähnt bleibt.

Der Abschnitt Malerei bringt die wesentlichsten Vertreter dieser Zeit mit längeren
Würdigungen Holbeins d. Ä. und J. und des Meisters von Meßkirch. Beim letzteren ist die
schlechte Qualität der Aufnahme betrüblich, die nur wenig von der brillanten Malweise des
„Meister Jerg" erkennen läßt. Bei der Beschreibung dieses Ausschnitts aus dem Wildensteiner
Altar ist auf S. 38 von den 14 Schutzheiligen des Hauses Zimmern, auf S. 94 von
denen des Hauses Fürstenberg die Rede. Zutreffend sind diese Heiligen für die Grafen
von Zimmern, die den Altar in Auftrag gaben. Hinzuzufügen wäre noch, daß der Meister
von Meßkirch später Hofmaler der Grafen von Hohenzollern in Hechingen wurde. Die
Werke aus dieser Zeit befinden sich teilweise im F. H. Museum in Sigmaringen.

Gleich zu Beginn des Kapitels „Die Kunst des Barock" schreibt der Verfasser (S. 40)
folgenden Satz: „Die Schwaben, die in der Gotik Größtes und in der Renaissance immerhin
noch Großes geschaffen haben, ließen sich nunmehr durch fremde Meister ,Dauerleihgaben'
vermachen, die zwar nicht recht heimisch geworden, aber auch keine Fremdkörper geblieben
sind." Für den, der etwas unsere schwäbische Heimat kennt, erübrigt sich jeder weitere
Kommentar. Man fragt sich, warum Hans Koepf dann so ausführlich auf die Barockkunst
in Schwaben eingegangen ist.

Der Abschnitt über die Vorarlberger Meister ist gut und sachlich, wohingegen die Charakterisierung
des Zwiefaltener Innenraums, bei dem Johann Michael Fischer „die beengte
Schöpfung unbedeutender lokaler Meister, die sich lustlos dem Vorarlberger System verschrieben
hatten, kaum mehr retten" konnte, nicht zutreffend ist. Gerade in diesem, zu den
schönsten zählenden barocken Innenräumen, wurden die geringen Schwächen des architektonischen
Aufbaus durch die großartige Ausstattung Johann Michael Feuchtmayrs, Joseph
Christians und durch den Freskanten Franz Joseph Spiegier eliminiert. Die Fassade des
Zwiefaltener Münsters wird von Koepf mit Recht gelobt. Warum bringt er dann bei den
Bildbeispielen keine Abbildung von ihr, sondern vom Innenraum?

Zu den hohenzollerischen Denkmälern: Die Abhandlung über St. Anna in Haigerloch
ist gut, die Klosterkirche von Wald (Baumeister Franz Beer nach Plänen von Jodokus Beer,
Stukkateur J. J. Schwarzmann, Freskant Meinrad von Aw), die nach Haigerloch die schönste
Barockkirche Hohenzollerns ist, wird nicht genannt. In den betreffenden Abschnitten über
die barocke Plastik und Malerei sind J. J. Schwarzmann (tätig in den Kirchen von Meßkirch,

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