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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0238
Neues Schrifttum

Da eine Rezension keine ausführliche Inhaltsangabe ersetzen kann und soll, sei im Folgenden
aus einer trotz der angegebenen Beschränkung immer noch reichen Fülle gerade auf das
Wichtigste hingewiesen.

Der Verfasser behandelt zunächst sehr eingehend die verschiedenen Werke der St. Galler
und Reichenauer Buchmalerei und anschließend Wandmalereien des 9.-12. Jahrhunderts,
in deren Mittelpunkt die von Reichenau - Oberzell stehen. Im Kapitel „Weltchronik und
Minnesang" macht Knoepfli mit illustrierten Weltchroniken, der Manessischen Liederhandschrift
und den Weberfresken im Konstanzer Haus Zur Kunkel vertraut, im Kapitel
„Mystik und Kirchenkunst" u. a. mit hochgotischer Glasmalerei des Bodenseegebietes und
gotischen Wandmalereien, so in der Konstanzer Dominikanerkirche und der Bregenzer
Martinskapelle.

Im zweiten, der Architektur gewidmeten Hauptteil behandelt Knoepfli die Kirchen
der Reichenau, die Bauten in St. Gallen und den von der Forschung viel erörterten St. Galler
Klosterplan, die Münster zu Konstanz und Allerheiligen-Schaffhausen, aber auch heute
verschwundene Bauten wie das Münster zu Petershausen und die romanischen Kirchen der
Benediktinerabtei Weingarten, sowie aus der gotischen Zeit das Münster der Zisterziensermönche
in Salem.

Bei der Bauplastik wird eingehend über die Entwicklung der Wand und der Kapitelle,
über Säulen, Pfeiler, Dienste, Schlußsteine und Portale gesprochen. Sehr aufschlußreich ist
dabei auch das kleine Kapitel „Erlösungswerk und Teufelsspuk an Chorgestühlen", wobei
man jedoch nicht ganz einzusehen vermag, warum es unter Bauplastik eingereiht und nicht
dem vierten Hauptteil „Plastik" zugewiesen wurde. Dieser letzte Teil macht uns u. a. mit
den Elfenbeinschnitzereien aus St. Gallen vertraut, mit den Erzeugnissen des Reichenauer
Kunsthandwerks (z. B. Weihwasserkessel im F. H. Museum in Sigmaringen), mit Heiltums-
schreinen (Markusschrein in Reichenau-Mittelzell), gotischen Muttergottesstatuen und den
Christus-Johannes-Gruppen, von denen eine in der Kirche zu Heiligkreuzthal steht, während
die Sigmaringer Gruppe in Berliner Museumsbesitz gelangt ist.

Die einzelnen Werke der Malerei, Architektur und Plastik werden vom Verfasser,
der sich durch klare Diktion und flüssigen Stil auszeichnet, immer anschaulich beschrieben
und jeweils in Verbindung mit ihrer Umwelt vorgestellt. Dank gründlicher Quellenkenntnis
ist Knoepfli in der Lage, seine Datierungen meist gut zu belegen, zeitgenössische Quellen
sprechen zu lassen und nach diesen Quellen auch instruktiv über Verlorenes zu berichten,
so z.B. über das 1159 durch einen Brand vernichtete Inventar des Münsters zu Petershausen
. Auch die historischen Einleitungen, z. B. über Cluniazenser und Zisterzienser, gehören
zu den wichtigen Kapiteln des Buches, das wiederum ein guter Beweis dafür ist, wie
geschichtliche und kunstgeschichtliche Forschung fruchtbar einander ergänzen können. Nichts
steht isoliert für sich, alles ist stets in Zusammenschau mit der abendländischen Kunstgeschichte
dargestellt. Knoepfli zeigt immer wieder die Entwicklungslinien auf, legt dar,
wie und woher fremde Einflüsse die Kunst des Bodenseeraumes mitbestimmt haben und
wie dessen Stil weitergewirkt hat. Bemerkenswert ist die mehrfach hervorgehobene Tatsache
, wie historische Zusammenhänge zu diesem Nehmen und Weitergeben beigetragen
haben. So wird Knoepflis Buch, das in mustergültiger Form eine große Fülle an Wissen
ausbreitet, nicht nur der Kunsthistoriker, sondern auch der Historiker aufmerksame Beachtung
schenken müssen. Aber auch dem kunstgeschichtlich interessierten Laien wird die
Lektüre dieses Buches ein wertvoller Gewinn sein, da sich daraus auch vieles zur allgemeinen
Kunstgeschichte entnehmen läßt.

Die 931 Anmerkungen, die in den Anhang des Buches verwiesen wurden, enthalten
reiche bibliographische Angaben zur Kunstgeschichte des gesamten Bodenseeraumes und
viele weiterführende Hinweise und Anregungen, zumal der Verfasser auch bestrebt ist, die
Forschung auf noch ungelöste Probleme hinzuweisen. Diesem Bestreben dienen letztlich auch
im Anhang die Zusammenstellung vorgotischer Grundrißtypen und die Ubersicht über die
Heinrichswerkstatt zu Konstanz.

Das Buch ist mit 212 vorzüglichen Abbildungen, 4 Farbtafeln und über 100 Zeichnun-

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