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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0013
Aufgabe der landesgesdiichtlidien Vereine

Denkens liegt der Gedanke der Erziehung, getragen vom Glauben daran, daß der
Mensch erziehbar sei und daß man mit Erziehung ihm und seinen Einrichtungen
aufhelfen könne. Mit dem Motto aufklärerischer Erziehung treten Vereinigungen
auf den Plan, die es sich zum Ziele setzen, in räumlich begrenztem Kreis die Landeskultur
- Kultur im weitesten Sinne des Wortes verstanden - zu fördern. Was in
deutschen Territorialstaaten des mittleren und endenden 18. Jahrhunderts Aufgabe
des aufgeklärten Landesfürsten und einer aufgeklärten Beamtenschaft war, wurde
in den Republiken der Schweiz, etwa im Stadtstaat von Bern, von Vereinigungen
wohlgesinnter, zur Aufklärung tendierender Privatleute angestrebt. Namen wie
„Gesellschaft zum gemeinen Besten", „Patriotische" oder „ökonomische Gesellschaft
" besagen genug: Hebung von Landwirtschaft, Handel und Gewerbe stand im
Vordergrund. Was in Preußen die Kameralisten, Vorfahren unserer Nationalökonomen
, z. B. Joh. Heinrich Gottlob Justi, in dickleibigen Wälzern als „Grundfeste
zu der Macht und Glückseligkeit der Staaten" mit Mitteln der Polizei erreichen
wollten, stand hier, unter unmittelbarem Einfluß von Jean Jacques Rousseau
, im Programm der Gemeinnützigen Vereine. Damals entstand der Begriff der
„Landeskunde": um helfen, verbessern zu können, mußte man das Land kennenlernen
, bewandern, vermessen oder, wie man damals sagte, „renovieren"; man
mußte Wetterbeobachtungen anstellen, die Höhe der Berge und die Tiefe der Gewässer
berechnen, der Waldverwüstung Einhalt gebieten, dem Bauer den Pflug verbessern
, ihm zum Heuen das Ohmden, d. h. den zweiten Grasschnitt, und den Kartoffelbau
nahelegen. Gedankengut vor allem der Physiokraten, die einen gesunden
, arbeitswilligen und aufgeklärten Bauernstand als Voraussetzung eben jener
„Glückseligkeit" betrachteten.

Von Geschichte war da, wie man sieht, noch wenig oder gar nicht die Rede. Da
kam aber, im Zeichen des Untergangs des Alten Reiches und der von Napoleon erzwungenen
Veränderungen der politischen Landkarte, ein neues Element hinzu: die
Besinnung auf die eigene Geschichte. Als 1802 in Donaueschingen, im „Residenzflecken
" des schon das Zeichen des Untergangs an sich tragenden Fürstentums Fürstenberg
, ein Häuflein Männer zusammentrat, um eine „Gesellschaft der Literatur-
Freunde an den Quellen der Donau" zu gründen, war der erste Geschichtsverein im
deutsdien Südwesten entstanden; der Landgraf-Administrator gab ihm den Namen
einer „Hochfürstlich Fürstenbergischen Gesellschaft der Freunde vaterländischer Geschichte
und Naturgeschichte". Eindeutig standen, und dies ist Erbgut der Aufklärung
, naturkundliche Interessen im Vordergrunde. Die Geschichte aber, die im Titel
dazutrat, weist auf eine neue Geistesrichtung hin: auf die Romantik, der es auf die
liebevolle Erfassung der geschichtlichen Vergangenheit ankam. Die Vereinigung
hatte noch keinen fortdauernden Bestand; 1819 löste sie sich auf, um dann, nach
einer Zwischengründung, 1870 als „Verein für Geschichte und Naturgeschichte der
Baar und der angrenzenden Landesteile" neu ins Leben zu treten.

Wir erwähnen das Exempel von Donaueschingen, um ein frühes Musterbeispiel
vorzustellen, immerhin aber auch deswegen, weil Kontakte auch mit Sigmaringen
bestanden: zum Dreigestirn „an den Quellen der Donau", den Freiherrn Friedrich
Roth v. Schreckenstein, Joseph v. Lassberg und dem Arzt Dr. Joseph Xaver Rehmann
, traten auch Auswärtige, so vor allem der Fürstlich Hohenzollernsche Leibarzt
Dr. Mezler, der die Donaueschinger Vereinigung mit seiner 1801 geschaffenen
„Gesellschaft der Schwäbischen Naturforscher" in Verbindung brachte. Spiegelt sich
in diesem Institut besonders deutlich die naturgeschichtlich ausgerichtete Spätaufklä-

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