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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0017
Aufgabe der landesgesdiichtlichen Vereine

herausgab; seit 1965 nennt sich das Organ Ihres Vereins „Zeitschrift für Hohen-
zollerische Geschichte". Wenn ich diese Tauf- und Umtauf Vorgänge richtig deute,
so wird hier etwas sichtbar, was für unser heutiges Thema doch recht Bezeichnendes
abwirft. Sie haben eine deutliche Hinwendung vom nur Orts- und Landschaftsgeschichtlichen
zur Landesgeschichte vollzogen. In Ihrem Falle decken sich, wir sagten
es schon, Landes- und Landschaftsgeschichte weitgehend. Sie hätten, im Hinblick
auf das historische Land, auch von einer „Zeitschrift für Hohenzollerische Landesgeschichte
" sprechen können. Das ist aber wohl nicht einmal das Wesentliche: diejenigen
, die den Taufakt angeregt und vollzogen haben, wollten offensichtlich zum
Ausdruck bringen, daß das, was bei Ihnen durch landschaftliche und örtliche Forschung
erschlossen wird, unter Aspekt und Voraussetzungen der Geschichtswissenschaft
betrachtet werden will.

Damit wird aber unsere Fragestellung äußerst klar verdeutlicht. Es kommt,
wenn wir Orts- und Landschaftsgeschichte mit wissenschaftlichem Ernst und mit
Anspruch auf wissenschaftlichen Gehalt betreiben wollen, sttts darauf an, daß wir
das einzelne geschichtliche Faktum in seinem natürlichen historischen Verband belassen
. Es war vorhin schon einmal von Mikrokosmos und Makrokosmos die Rede;
dabei handelt es sich um aus der Naturwissenschaft übernommene Begriffe. Wir
dürfen sie unbedenklich auf geistes- und damit auf geschichtswissenschaftiiche Bereiche
übertragen und - ganz in Übereinstimmung auch mit der modernen Naturwissenschaft
- sagen, daß die Strukturelemente letztlich dieselben sind. Wenn wir heute
wenigstens andeutungsweise wissen, daß sich Aufbau und Entwicklungsvorgänge
im Mikrokosmos der Zelle oder des Atoms im Makrokosmos der Weltraumkörper
wiederholen, so bedeutet das, übertragen auf unsere geschichtstheoretischen Überlegungen
, dies: die Weltgeschichte spiegelt sich im genügend erforschten und erforschbaren
Bild der Staats- und Volksgeschichte, diese in der Landesgeschichte und
sie wiederum in Landschafts- und Ortsgeschichte. Notwendig ist, wenn wir im
historischen Sinne mikroskopisch arbeiten, nur, daß wir uns der Zusammenhänge
fortdauernd bewußt bleiben. Und dies, eben gerade dies, bezeugt unsere Stellung
im Rahmen der Geschichtswissenschaft. Wir, die forschend und darstellend in unseren
Geschichtsvereinen tätig sind, liefern aus dem mikrokosmischen Raum heraus
der Geschichtswissenschaft wichtige und unersetzbare Bausteine für die richtige Er-
gründung des größeren geschichtlichen Zusammenhangs.

Die so umrissene Aufgabe ist wichtig; sie erschöpft den Aufgabenbereich der
Geschichtsvereine aber noch längst nicht. Wir haben auch Funktionen neben und
außerhalb der Geschichtswissenschaft - Funktionen, die diese nicht ausüben kann
und, wenn sie sich selbst richtig versteht, auch nicht ausüben will. Da hilft uns nun
die eingangs gewonnene Erkenntnis weiter, daß wir schon da waren, als es eine
Geschichtswissenschaft im modernen, d. h. im genetisch-kritischen Sinne noch gar
nicht gab. Und diese Aufgaben bestehen weiter.

Neben unserer Bestimmung, Teil der Geschichtswissenschaft zu sein und demnach
selbst Wissenschaft zu treiben, läuft eine andere Aufgabe her. Wir möchten
sie als Pflicht zur Kundbarmachung und zur Erziehung bezeichnen. Indem wir in
Wort und Schrift Ergebnisse der Geschichtswissenschaft in unsere orts- und heimatgeschichtliche
Welt übertragen, vollziehen wir einen wichtigen Akt der Belehrung.
Sie besteht nicht allein darin, daß wir geschichtswissenschaftlich Erbrachtes weiter-

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