Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0018
Bader

basteln, also nicht nur in einer Art Freizeit- und Heimarbeit, deren Wert im übrigen
nicht zu verachten ist. Indem wir Ergebnisse der Geschichtswissenschaft in unseren
eigenen, engeren Bereich übertragen, schaffen wir der Geschichtswissenschaft einen
wichtigen und, wie ich glaube, notwendigen Unterbau. Wir tragen dazu bei und
sorgen dafür, daß sich Geschichtswissenschaft nicht im luftleeren Raum oder als
Kunst um der Kunst wegen - l'art pour l'art - manifestiert. Wir tragen dazu bei,
der Geschichtswissenschaft eine nützliche Handfestigkeit beizubringen, deren sie
bedarf, um nicht ins rein Spekulative abzugleiten. Ohne eine gewisse Verwurzelung
in Denken und Wissen breiterer Volksschichten kommt, heute mehr als je, keine
Wissenschaft aus. Das Gegenbeispiel als Probe: es hat nie zuvor eine Zeit gegeben,
die soviel Druckerschwärze, soviel Sendezeit für populäre Darstellungen wissenschaftlicher
Probleme verwendet hat wie unsere Gegenwart. Ein Zeichen dafür, daß
danach ein echtes Bedürfnis besteht - ein Zeichen aber auch, daß wissenschaftlich
Tätige oder doch mit den Ergebnissen der Wissenschaft Vertraute ihrerseits vor der
Notwendigkeit stehen, den Unterbau für ihre Wissensgebiete im Volksganzen zu
verstärken. In stets wachsendem Maße belasten die enormen Kosten wissenschaftlicher
Arbeit unsere staatlichen Haushalte und über sie die Steuerzahler. Die Geisteswissenschaften
, und unter ihnen nicht zuletzt die Geschichtswissenschaft, stehen
in Gefahr, hinter den Naturwissenschaften zurückstehen zu müssen, deren Notwendigkeit
heute jedermann einsieht. Eine „nutzlose" Wissenschaft wie die Geschichtswissenschaft
bedarf dessen, was wir Kundbarmachung genannt haben, um bei all
dem riesigen Aufwand für wissenschaftliche Arbeit in ihrem keine greifbaren Früchte
abwerfenden Bereich dem Unmut zu entgehen. Gerade heute, da die Art des Ausgebens
staatlicher Gelder eine vorsichtigere Hand fordert als noch vor zwei Jahren,
tun wir gut daran, unsere wissenschaftliche Arbeit nicht für sich zu behalten, sondern
in geeigneter und zuverlässiger Weise denen, die etwas davon wissen wollen,
kundzutun. Hier erfüllen unsere Geschichtsvereine in der Vermittlung verstehbaren
geschichtlichen Wissens eine höchst bedeutsame Aufgabe.

Wir leisten in unseren Geschichtsvereinen aber auch eine nicht zu unterschätzende
Erziehungsarbeit. Es wird immer wieder und von Jahr zu Jahr mehr darüber
geklagt, daß das geschichtliche Verständnis im Schwinden begriffen sei. Speziell in
Deutschland - vom benachbarten Ausland her betrachtet nimmt man derartiges mit
besonderer Schärfe wahr - gibt es verbreitete Denkensarten, die von der Geschichte
nichts wissen wollen, weil sie unangenehm an vergangene Zeiten und Erlebnisse
erinnert. Geklagt wird insbesondere über das geringe Geschichtsverständnis der
nachwachsenden Generation. Ich glaube nicht, daß das richtig ist; und wenn es
stellenweise richtig sein sollte, dann liegt es nicht an der Jugend, jedenfalls nicht an
der Jugend allein, sondern an Erziehungsmängeln, die auch in Geschichtsunterricht
und sonstiger geschichtlicher Unterweisung bestehen. Auch wir Älteren, jedenfalls
viele von uns, haben nicht in allerbester Erinnerung, was uns in Unter- und Mittelstufe
über Geschichte und geschichtliche Tatsachen erzählt worden ist. Sicherlich
wird es heute kaum mehr Schulen geben, deren Geschichtsunterricht sich in Schlachtenaufzählungen
erschöpft. Häufig fehlt es aber noch an der notwendigen Konkretisierung
, am verständlichen, für das jugendliche Denken notwendigen Beispiel. Auf
allen Schulstufen, auch auf der Universität, wird noch viel zu viel vom historischen
Wissen und Teilwissen gehalten. Selbstverständlich ist geschichtliche Bildung ohne
ein festes Gerüst geschichtlichen Wissens nicht erreichbar. Wichtiger als das Wissen
um historische Einzelvorgänge aber ist das geschichtliche Verständnis. Dieses ist, der

16


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0018