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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0023
Römische Straßenstation

überquert, kilometerweit eingesehen und kontrolliert werden (Abb. 1) *. Benutzer
dieser Straßen gewahrten die beiden Gebäude schon aus weiter Entfernung. Die
exponierte, Wind und Wetter ausgesetzte Lage der Gebäude ist für einen römischen
Gutshof (villa rustica) wenig geeignet. So liegt denn auch der auf dem Donausüdufer
bei Sigmaringen bekannt gewordene römische Gutshof einige hundert Meter
weiter südlich des Hochuferrandes *. Da die Geländesituation an die der bisher bekannten
Donaukastelle erinnert und auf dem Luftbild der Grundriß des großen
Gebäudes in seiner Gliederung und den Abmessungen dem Typus des Mittelgebäudes
(Principia) eines Auxiliarkastells nahekommt, vermuteten wir, die beiden Gebäude
könnten eventuell zu Innenbauten eines Kastells gehören.

Mit Genehmigung Seiner Königlichen Hoheit des Fürsten Friedrich von Hohen-
zollern haben wir die Gebäude in den Jahren 1963/64 in zwei Kampagnen ausgegraben
. Fürst Friedrich, der sich für unsere Arbeit sehr interessierte, hat die Grabungen
großzügig unterstützt4.

Wie an Hand des Luftbildes zu erwarten war, hat Gebäude I (24 x 20 m,
Abb. 2, Taf. 2, siehe S. 30 f.) einen Innenhof (17 x 15 m, siehe S. 31) mit 4 Räumen
(A-D) auf der Südseite und einen heizbaren Raum (E) mit Praefurnium (F), sowie
einer Art Schuppen (G) auf der Westseite. Die Mauern bestehen aus mit Kalkmörtel
vermauerten Jurakalksteinen, die auf einem etwas breiteren Fundament aus einer
lose aneinandergelegten Kalksteinstickung ruhen. Vom Aufgehenden sind bisweilen
noch 1 bis 2 Lagen erhalten (Taf. 5 unten).

Raum A hat eine 0,18-0,20 m dicke Packlage aus Jurasteinen (Taf. 4). Die
Räume B-D besaßen Estrichböden, von denen immer wieder Reste festgestellt werden
konnten. Die Räume F und G hatten Böden aus festgestampftem Lehm. An der
Nord- und Ostwand des Raumes D sind noch Reste des Wandverputzes erhalten
(Taf. 3 unten). Raum D war im Nordosten vom Hofe aus zugänglich (Abb. 2). An
dieser Stelle besitzt Mauer 5 zwischen der östlich einbindenden Mauer 6 und der
1,30 m nördlich davon einbindenden Mauer 9 eine Estrichdecke (= Türschwelle,
H 641,98). In Verlängerung von Mauer 6 ist auf der Westseite von Mauer 5 eine
0,48 x 0,40 m große und 0,28 m tiefe Aussparung im Mauerwerk für einen Holzpfosten
erhalten. Ebenfalls hat Mauer 6 - in ihrer oberen Lage vermörtelt
(H 641,97-642,04) - auf der Nordseite zwei Aussparungen für Holzpfosten
(Abb. 2).

Der von Westen (Praefurnium F und Fuchs 15) und von Norden (Raum G und
Fuchs 14) heizbare Raum E hatte einen Doppelboden. Auf dem Estrich des Unterbodens
(H 641,45) standen monolithe oder aus mehreren Jurabrocken zusammengesetzte
Hypokaustpfeilerchen, die den 0,51 m darüber befindlichen Oberboden

1 Fr. Hertlein, P. Goessler, O. Paret, Die Römer in Württemberg 1 (Stuttgart 1928) 21, 35;
2 (Stuttgart 1930) 177, 198, 213 f., 225 ff., 227. - O. Paret, Württemberg in vor- und frühgeschichtlicher
Zeit (Stuttgart 1961) 394 und Karte II. - Lage der Straßenstation: Top. K. 1:25 000
Bl. 7921 Sigmaringen, Flur Dreißig Jauchert 1222.

* O.Paret, Die Römer in Württemberg 3 (Stuttgart 1932) 375 Sigmaringen 5.

4 Die Herren Studiendirektor Hans Jerg, Monsignore Dr. W. Kaufhold, Bürgermeister Schiek,
Landesverwaltungsrat Mühlebach, Pfarrer H. Nickles, sowie zahlreiche Sigmaringer Bürger haben
unsere Grabung tatkräftig unterstützt. Unser besonderer Dank gilt den Herren General Moll,
Brigadegeneral Reichle und Hauptmann Helmert. — Alle Grabungspläne und Grabungsfotos hat
A. Otten angefertigt. Sämtliche Befunde haben /. Lohausen und H. Balduin vorbildlich präpariert.
— Foto Taf. 2 oben: Fr. King, Meßkirch. - K. Natter hat die Grabungspläne für die Publikation
umgezeichnet und die Klischeevorlagen hergestellt. — Hella Schickling hat die Funde gezeichnet.

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