Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0163
Fürstenhaus und Kunstbesitz

Im Jahre 1863 machte Müller den Fürsten auf eine kleinere Auktion bei H.Lem-
pertz in Köln von Gemälden aus der Sammlung des Obertribunal-Prokurators Abel
aus Stuttgart aufmerksam. Abel stand schon in den Jahren 1837/39 mit Mayenfisch
wegen der Restauration von Holztafeln in Verbindung87. Die Auktion verlief
ziemlich bewegt; da Olfers auf zwei Rundbilder von Stierbout für die Berliner
Museen je 925 Taler bot, nahm Müller vom Angebot Abstand, obwohl der Fürst
auf diese Bilder reflektierte. Müller kaufte vier Gemälde und ein Schnitzwerk. Die
Gemälde stammen von Barend Orley (Maria mit Kind), von Rogier van der Weyden
(Tryptichon: Madonna mit Jesuskind), aus der Kölner Schule (die Messe des hl.Gre-
gorius) und aus der Brabanter Schule (Christus am Kreuz). Der Preis für diese fünf
Stücke betrug 459 Taler. Der Abelsche Zuwachs paßt gut zu den Weyerschen Bildern
und brachte keinen neuen Akzent in die Sammlung des Fürsten.

Die großen Ankäufe vor der Eröffnung des Museum fanden ihren Abschluß durch
den Erwerb der Sammlung des Intendanten v. Mayenfisch am 15. März 1866. Der
Beweggrund, der zum Verkauf führte, waren finanzielle Schwierigkeiten. Der
Kaufpreis betrug 46 666 fl 86 kr88. Beim Kauf wurden sieben Verzeichnisse (A bis
G) angelegt. Die Verzeichnisse A und B sind unter den Nummern 2017-2892 im
handschriftlichen „Inventarium des Fürstlich Hohenzollernschen Museums" eingebunden
. Sie enthalten sehr viele Waffen, u. a. 50 vollständige Rüstungen, 87 Hellebarden
, Spontone und Lanzen, 72 Schwerter, 90 Degen und Dolche. Die hervorragendsten
Kunstgegenstände der Sammlung waren eine fein gearbeitete Gruppe der
italienischen Schule aus Holz und Elfenbein (Dornenkrönung und Geißelung in der
Manier von Wilhelm Troger), ein Albrecht Dürer zugeschriebenes Basrelief aus
Solnhofer Schiefer (Enthauptung der hl. Katharina), ein Teppich aus dem 13. Jahrhundert
(Anbetung der hl. Drei Könige). Das Inventar enthält zahlreiche kirchliche
Geräte, Reliquiare, Ciborien und unter den Monstranzen eine Augsburger Arbeit
aus dem Ende des 15. Jahrhunderts (Lebensbaum mit 25 kleinen Figürchen); diese
Arbeit soll von Graf Friedrich von Zollern, Bischof von Augsburg, in Auftrag gegeben
worden sein. Auch gotische Tafelbilder und Schnitzwerke, Glasgemälde, Gobelins
, Möbel und kunstgewerbliche Arbeiten gehörten zu der Sammlung. Das Verzeichnis
C enthält die Funde aus Ausgrabungen und bringt über 1000 Stücke an
Stein-, Bronze- und Eisengeräten, Bein- und Tonmanufakten, meist keltischen,
etruskischen und römischen Ursprungs8". Es könnten noch viele hervorragende
Einzelstücke der Sammlung Mayenfisch aufgeführt werden. Mayenfisch erwarb
Altertümer und Kunstgegenstände nicht in blindem Sammeleifer; vielmehr zeigt
seine Sammlung seinen Kunstverstand und seinen Spürsinn für Qualität. Mayenfisch
hatte das Glück, schon in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts mit dem
Ankauf von Kunstgegenständen beginnen zu können, als noch Kunstwerke als
Streugut aus Kirchen und aufgelösten Klöstern reichlich und oft zu niederen Preisen
angeboten wurden. Seine Erwerbungen stammten teils aus dem Kunsthandel, teils
von jüdischen Kunsthändlern, so von Wilhelm Dettelbach aus Gailingen 90.

Eine der ersten französischen zusammenfassenden Charakteristiken der im Sigmaringer
Schloß vorhandenen Sammlung gab Georg Schäfer in seinem 1859 in Paris

87 Ebenda.

88 FAS, Hofverwaltung Sigmaringen, R. 6, NVA 15 471.

89 FHBS, Registratur, Mayenfisch'sche Sammlung.

90 FHBS, Registratur, Dettelbach.

161


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0163