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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0185
Fürstenhaus und Kunstbesitz

Orlens um 1400. Lehner schreibt: „Solche Darstellungen lassen sich damit erklären,
daß jene höfischen Kreise sich ein Leben der Waldleute als poetische Potenz ihres
eigenen Lebens dachten."

Die Textilarbeiten waren an den Lambrien des Saales angebracht; mehrere Meßgewänder
und Stickereien mit religiösen Motiven waren deutsche Arbeiten aus dem
15. Jahrhundert.

Um die Vollständigkeit mitelalterlichen Kunstschaffens darzustellen, waren in
drei Tischvitrinen 200 Waffen- und Waffenteile ausgestellt: sie zeichneten sich durch
den Reichtum der Ornamentation aus. Emaillierte Praesentoirs (15. Jahrhunden),
durchbrochene figurale und vergoldete Schweizerdolche des 16. Jahrhunderts nach
Zeichnungen Holbeins, der mit Gold und Silber eingelegte Prachtdegen der Grafen
von Pappenheim aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts und die Prunkstücke des
Büchsenmachers J. Mich. Maucher aus Schwäbisch Gmünd 1670-1693.

In einer eigenen Vitrine im Erkerzimmer waren 72 Emailwerke untergebracht.
Fünf Reliquiare mit reichem Figurenschmuck aus Email in Hausform und mehrere
Kasten- und Tragreliquiare aus dem 12. Jahrhundert zählte die wertvolle Sammlung
. Zwei Stücke seien besonders erwähnt: das Reliquiar aus dem Kloster Gruol
bei Haigerloch mit den vergoldeten, gravierten Kupferplatten aus dem 12. Jahrhundert
mit Szenen aus dem Leben Jesu und der aus dem 13. Jahrhundert stammende
, kostbare gotische Kelch, auf dessen Fuß und Nodus und auf der Patene
figurenreiche Darstellungen aus Email eingelassen waren; dieser Kelch gehörte zu
den seltensten Stücken, die ein Museum besitzen kann.

Ebenfalls im Erkerzimmer stand die 351 Nummern (178 in der Donaukasematte
) zählende Gläsersammlung, die meist deutsche, böhmische und venetianische
Becher, Pokale, Schalen und Humpen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert umfaßte.
Darunter war ein deutscher Humpen mit den Bildnissen der vier weltlichen Kurfürsten
von 1594. Meist alte Schweizer Glasscheiben des 16. Jahrhunderts (82) hingen
an den Fenstern. Im Erkerkabinett standen außerdem noch zwei Vitrinen mit 214
Kleinodien aus Gold, Silber und Bergkristall.

Den Eindruck einer mittelalterlichen Kunstkammer vervollständigte das Mobiliar
mit 156 Stücken. Sechzehn geschnitzte Schränke des 15. und 16. Jahrhunderts
und neun Truhen aus der gleichen Zeit waren im Saal verteilt. 58 Kästchen, zum
Teil aus dem 13. Jahrhundert, befanden sich in eigenen Schaukästen; Faltstühle,
Bauernstühle und Sessel luden zum verweilenden Betrachten der Kunstwerke ein
und gaben dem mit Gardinen geschmückten Raum einen wohnlichen Charakter.

Die ersten Besucher, die diesen Tempel der Kunst betraten, waren König Wilhelm
von Preußen, Königin Augusta und Kronprinz Friedrich in Begleitung
der fürstlichen Familie m. Die königlichen Herrschaften waren mit großem Gefolge
zur Einweihung des Neubaues der Burg Hohenzollern am 3. Oktober 1867 nach
Hechingen gekommen. Die öffentliche Meinung maß diesem Besuch große politische
Bedeutung bei für die „nationale Einigung Deutschlands unter dem König von
Preußen"; die begeisterte Aufnahme der Herrschaften in Hohenzollern fand in ganz
Süddeutschland große Beachtung.

Der Empfang der Gäste am 4. Oktober abends 6 Uhr in Sigmaringen war überaus
herzlich. Die Stadt glich, wie die „Hohenzollernschen Blätter" berichten, einem

1,1 FHBS, Registratur, Bibliothek und Sammlungen 1860-71, /164.

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