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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0023
Edilbert Menne

„betrieben die deutsche Sprache, so wie auch die Geschichte und Arithmetik eben
nicht mit dem angestrengtesten Eifer." 45

Wieweit man sich auf das Urteil Brauns in diesen Fragen verlassen kann, ist
nicht leicht festzustellen. Sicher ist, daß der Unterricht in Deutsch, in Orthographie
und Grammatik, Syntax und Literatur zunächst in den meisten Gymnasien des
18. Jahrhunderts kein eigenes Lehrfach war. Die Sprache der Vornehmen in Politik
und Literatur war Französisch41, die der Wissenschaftler Latein. Darum war es
das Ziel der Jesuitenschulen, in erster Linie eine gute lateinische, humanistische
Ausbildung zu geben. Dennoch bemühten sie sich in der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts immer mehr, auch Deutsch einzubeziehen ". Darauf weisen zwei Erlasse
des Provinzials der oberdeutschen Jesuitenprovinz, P. Hermann, hin. Am
4. August 1755 schrieb er: „Es sollen einige Male im Monat lateinische Themata
diktiert werden, die die Schüler zu Hause ins Deutsche übersetzen und die Lehrer
in der Schule prüfen, ob sie den Regeln der Orthographie entsprechen." 48 Und am
7. Februar 1766: „Obgleich in unseren Schulen die erste Sorge einem guten Latein
gilt, so muß doch in der jetzigen Zeit auch auf die deutsche Sprache große Sorgfalt
verwendet werden." 49

Was Brauns Tadel des Geschichtsunterrichts betrifft, so war gerade dieser von
den Jesuiten im 18. Jahrhundert als biblische oder Universal-Geschichte in ihren
Schulen eingeführt wordenso.

Aus dem Gymnasium mit seinen verschiedenen Fächern bzw. „Schulen" erwuchs
nach den Herbstferien des Jahres 1589 das Lyzeum von St. Salvator, das zunächst
Logik, Metaphysik, Physik und Moraltheologie als Fächer anbot51 und sich rasch
einen guten Ruf erwarb52. Das hatte beispielsweise zur Folge, daß das Domkapitel
von Augsburg seine Domschule -, wo man Dialektik, Ethik, Moral u. a. lehrte -,
teilweise mit dem Lyzeum der Jesuiten vereinigte und sie auf eine Vorbereitungsschule
beschränkte 5S. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde am Lyzeum auch Polemik
54 und von 1728 an auch Kirchenrecht gelesen

45 Braun, Jesuiten 158. Vgl. Sebastian Merkle, Die katholische Beurteilung des Aufklärungszeit-
alters. Vortrag auf dem Internationalen Kongreß für Historische Wissenschaften zu Berlin am
12. Aug. 1908, Berlin 1909. — Ders., Die kirchliche Aufklärung im katholischen Deutschland. Eine
Abwehr und zugleich ein Beitrag zur Charakteristik „kirchlicher" und „unkirchlicher" Geschichtsschreibung
, Berlin 1910, 48. — Dagegen Johann Baptist Sägmüller, Wissenschaft und Glaube in der
kirchlichen Aufklärung (ca. 1750—1850), Essen/Ruhr 1910. — Ders., Unwissenschaft und Unglauben
in der kirchlichen Aufklärung, Essen/Ruhr 1911, 54 f.

46 Vgl. Friedrich Christoph Schlosser, Geschichte des 18. Jahrhunderts III* (1844) 592, 614, 681. Vgl.
Duhr II 1.

47 Nach Duhr II 19 hatten die Hohe Karlsschule in Stuttgart 1782 und die berühmte Schule von
Schulpforta 1808 noch keinen Deutschunterricht.

48 Duhr II 20.

4» Ebenda 21, vgl. 23, 25.

50 Vgl. Duhr II 9 f. „Im Jahre 1764 erschien dann in Wien ein größeres, in sehr gutem Deutsch verfaßtes
Lehrbuch von P. Ignaz Würz, Einleitung in die Universalgeschichte, zum Gebrauche der
Schulen." Vgl. ebenda II 16 f. — Vgl. Heinrich Braun, Gedanken über die Erziehung und den
öffentlichen Unterricht in Trivial-, Real- und Lateinischen Schulen nach den Katholischen Schulverfassungen
Oberdeutschlands, Ulm 1774, 168 f.

51 Braun, Jesuiten 156.

52 Ebenda 156 f.
ss Ebenda 157.

54 Im Jahre 1708, vgl. Braun, Jesuiten 157.
5' Ebenda 158.

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