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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0035
Edilbert Menne

Als Menne ihn in Augsburg hörte, war Bambach noch am Anfang seiner Gelehrtenlaufbahn
. Und Mennes Disputation, die er zusammen mit seinem Ordensmitbruder
Fidelis Schnitzel zu Ende seines Philosophiestudiums, am 1. September
1772, hielt, war wohl eine der ersten, denen Bambach präsidierte 136.

Das Thesenblatt hat folgenden Titel: „Positiones ex Institutionibus Philosophi-
cis publicae Disquisitioni expositae, quas A.M.G. solius Sapientis Dei, Praeside P.
Valentino Bambach, Ord. FF. Minor. Strict. Observ. Recollectorum in Conventu
Augustano ad S. Sepulchrum Philosophiae Lectore actuali propugnabant R.R. F.F.
Fidelis Schnitzel et Edilbertus Menne, eiusdem Ordinis, philosophiae Candidati." Es
enthält einen kargen Querschnitt durch die einzelnen Disziplinen der damaligen
Schulphilosophie, die in den zwei Jahren geboten wurden. „Institutiones philo-
sophicae nennen wir die gesamte, nach den sie enthaltenden Teilen ausgelegte
Philosophie." 137 In neun Abschnitten handeln die Positiones 1. von den Prolego-
mena der Philosophie, 2. von der Logik, 3. von der Ontologie, 4. von der Psychologie
, 5. von der natürlichen Theologie, 6. von der Somatologie, also der Lehre von
den Körpern, 7. von der Phoronomie, der Lehre von den Bewegungsgesetzen, 8. von
der Kosmologie, 9. von der Astronomie, und 10. von der Stoechiologie, der Erklärung
der vier Elemente.

Diese auf 18 Seiten dargelegte Übersicht über die in zwei Jahren erarbeiteten
philosophischen Grundbegriffe ist nichts anderes als ein Armutszeugnis für Schüler,
Lehrer und Studienordnung zugleich. Sie enthält eine lateinisch gefaßte, katechismusartige
, oft undurchdachte Schmalspurdefinition vieler Begrifflichkeiten. Als Beispiel
sei eine Passage aus der „Psychologie" zitiert: „Die menschliche Seele kann
kein zusammengesetztes Wesen sein; darum ist sie einfach. Sie ist kein Akzidens,
daher Sustanz und zwar unveränderlich und unteilbar; und da sie mit Verstandeskraft
begabt ist, ist sie ein Geist und deswegen nicht nur unzerstörbar, sondern wirklich
von Natur aus unsterblich." 188

Die einzige lebendige Ausführung steht in einer Anmerkung zur Kosmologie.
Im Text heißt es: „Das kopernikanische(Weltbild) wird verdientermaßen mit Recht

soloque naturae lumine, in Religionis negotio se duci permittunt, libertatem suam ubique praeten-
dentes; unde etiam Naturalistae ac Libertini vulgo appelantur .. . Item Philosophi, seu Ratio-
naliscae, quod Religionem philosophando seu ratione determinandam esse, decernant." — In den
fünf „sectiones" seines Werkes schreibt er I. De Dei unius existentia, II. De Dei essentia et per-
fectionibus, III. De scientia et prouidentia Dei naturali, IV. De Prouidentia Dei supernaturali,
V. De aeterna electorura uita et retributione nec non reproborum supplicio. — Insgesamt steht
Bambach den als Deisten klassifizierten Naturalisten und Rationalisten polemisch negativ gegenüber
. Mit Hilfe der Väter, vor allem Augustinus und Lactanz, aber auch Thomas, Tertullian, Epi-
phanius, Irenaus u.v. (vgl. S. 11, 27, 169, 177, 264—266, 280, 282 u. ö.) und der heidnischen
Philosophen der Antike wie Thaies v. Milet, Pythagoras, Aristoteles u. a. versucht er die „cauil-
latio Rousseauiana" (23—25), die „Nouatorum errores" (65 f.), den Pantheismus (130 f.), die
Philosophie Spinozas (131—134) usf. zu widerlegen. — Trotz der simplifizierenden Art der Ansätze
und der schultheotogischen Engführung der Beweise zeigt das Werk eine weitgehende Kenntnis
vor allem Augustins, der antiken Naturphilosophen und einiger zeitgenössischer Aufklärer.

136 0je Positiones ex institutionibus philosophicis von Menne und Schnitzel stehen in Bambachs
Bibliographie an erster Stelle (Analecta Franciscana VIII 493). — Für gewöhnlich wurde nämlich
vor 1800 der Praeses auch als Autor angesehen, falls nicht ausdrücklich der Defendent als Autor
genannt wurde. Vgl. dazu: Löffler-Kirchner, Lexikon des gesamten Buchwesens I (Leipzig 1935)
429, Stichwort: Disputation.

1,7 Positiones 3.

158 Ebenda 7.

3

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