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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0038
Biemer

Wohltäter zum Almosen gaben, ganz zu neuen Büchern, die den Geschmack läuterten
, neue Kenntnisse der Religion beybrachten, und zu den Pflichten eines Priesters,
Predigers, Beichtvaters usw. tauglich machen konnten M*.

Auch in Passau hat eine Lehrerpersönlichkeit die anderen weit überragt; der
Sohn des Fürsten von Thannhausen Markus Antonius von Ruoesch. P. Engelbertus
(1739-1830), wie er seit seiner Profeß 1758 hieß, war 1765-1769 Repetitor und
Lektor der Philosophie in Augsburg und Lenzfried. Von 1769-1775 lehrte er Theologie
in Passau. Später war er mit Menne zusammen in Klosterlechfeld, wo er
1783-1786 und 1790-1792 Vorlesungen über die Hl. Schrift hielt und in den
Zwischenjahren 1786-1789 dem Kloster als Guardian vorstand. Von 1798-1801
war er ProvinziallM.

Ruoesch muß ein eigenständiger, den modernen Zeitströmungen aufgeschlossener
theologischer Denker gewesen sein. Das beweist nicht nur das Urteil von Bernardin
Lins: „Auetor modernis ideis apprime erat deditus 162. Das kann man auch aus dem
Titel seines Spätwerkes erkennen: „Mein Religions-System oder Systematische
Religionslehre nach meiner Denkungsart" (geschrieben 1814-1820). Es muß dahingestellt
bleiben, in welcher Weise Ruoesch die skotistische Lehrtradition durchbrochen
und seine „systematische Religionslehre" aufgebaut hatle3.

Menne fand durch Ruoesch, bei dem er 1775 seine theologische Disputation
hielt: „Positiones. ex praelectionibus theologicis Engelberti Ruoesch", dessen Theologie
er also gründlich kennengelernt hatte, den Zugang zur zeitgenössischen Literatur
: „Schon das letzte Jahr seines theologischen Studiums hatte er einen geheimen
Stachel zur Neuheit..., dass er sich in die neuen, besonders protestantischen Bücher
ganz verliebte, und kaum eine Schrift eines Katholiken, wenn es nicht etwa ein
Franzos war, lesen mochte. Nach und nach sammelte er sich einen ansehnlichen
Vorrath von neuen, exotischen, katholischen und protestantischen Büchern, meistens
moralischen Inhaltes, und von den Werken der Natur1M".

Aus diesen Angaben über die seit seiner Passauer Studienzeit angelegte Privatbibliothek
könnte man einige Deutungen auf die von ihm später verwendeten
theologischen Quellen vornehmen: die genaue Kenntnis protestantischer Quellen,
die relativ häufige Verwendung jansenistischer Literatur 165 und die Hochschätzung
physikotheologischer Werke.

Noch vor seiner Priesterweihe, die ihm am 10. März 1776 von Leopold III.
Ernst Kardinal Graf von Firmian, dem Bischof von Passau 1M, erteilt wurde167, war

180 Felder I 471.

181 Vgl. Analecta Franciscana VIII 556.

182 Ebenda.

163 Vgl. dazu Bernardin Lins, in: Analecta Franciscana sive Chronica aliaque varia Documenta et
Historiam Fratrum Minorum Spectantia, ed. a Patribus Collegii s. Bonaventurae, Quaracchi —
Firenze VIII, 556, wo die zitierte Schrift als Manuskript genannt wird.

164 Felder I 471.

185 Vgl. Katechetische Reden für die Landjugend II 212, 263, 277, III 78; Große Katechese I S.
XXIII f., III 19-22, V 201, VI 266-274 u. ö.

186 Leopold Ernst Graf Firmian (1708—1783), war 1739 Bischof von Seckau geworden, 1748 zusätzlich
Administrator von Trient, 1763 Bischof von Passau, 1772 Kardinal: In seiner strengen Art war er
dem Jansenismus zugeneigt, als Reformer Förderer der wissenschaftlichen Ausbildung des Klerus
und der Volksmissionen für die Gläubigen seines Bistums. Vgl. M. Schellhorn, in: Lexikon für
Theologie und Kirche, 2. Aufl., IV (1960) 143, und A. Erhard, Geschichte der Stadt Passau,
2 Bände, Passau 1862-1864, II 195, 228, 243.

187 Felder I 472.

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