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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0042
Biemer

schloß der Tag mit der Litanei zum heiligen Franziskus, einer Viertelstunde geistlicher
Sammlung und der Gewissenserforschung ab

Seit 1715 war in Lechfeld auch noch eine Ordenshochschule für Kanonistik mit
täglichen Vorlesungen von 8.15 bis 9.45 Uhr I9S. „Als das Kapitel am 4. Juli 1762 in
Lechfeld auch ein Studium Sacrae Scripturae einführte, wurden die Vorlesungen
über die Hl. Schrift von Montag bis Mittwoch, über das Kirchenrecht von Donnerstag
bis Samstag gehalten." 196

Mit Ausnahme eines Jahres 197 verbrachte Menne die Zeit von 1784 bis 1799 in
diesem geschäftigen Konvent. Sein Aufgabenbereich als Vikar wird wohl in der
praktischen Seelsorge an den Wallfahrern zu suchen sein. Außerdem könnte man sich
denken, daß er zur musikalischen Gestaltung der Wallfahrts- und Konventsgottesdienste
bestimmt war, denn „die Musik hatte gehindert, daß er nie zu einer Professur
oder zum Predigeramte angestellt werden konnte." 198

Aus den wenigen Angaben, die Menne über sein eigenes Leben macht, kann man
kaum erkennen, daß er in dieser Zeit seines 35. Lebensjahres in eine innere Krise geraten
war. Die Fakten sprechen jedoch deutlich genug dafür. Ursprünglich wollte er
sein Leben in den Missionen verbringen. Das war „eine seiner ersten Triebfedern, in
den Franziskanerorden einzutreten" 199. Der Wunsch wurde ihm versagt, „obwohl er
sich an mehreren Orten gemeldet hatte" M0. - Dann galt sein Interesse der theologischen
Wissenschaft. Während des Studiums, als Repetitor und als Konferenzpräses
hatte er sich durch Exzerpte und eine Privatbibliothek einen Fundus für das Lehramt
geschaffen. Aber er wurde nie dazu berufen „und konnte nie dazu gebracht

19> Ebenda 61.
185 Ebenda 62.

196 Ebenda. Übrigens war dann unter den Lectores S. Scripturae Engelbert Ruoesch, vgl. oben Abschnitt
II, 4.

197 1786 wird Menne auf den Kapitelstafeln als Vikar im Kloster Ad S. Sepulchrum, Augsburg,
genannt. Vgl. Analecta Franziscana VIII 263.

19S Felder I 472, vgl. Anm. 185. — Die beiden Brüder Menne durften außer dem Unterricht des
Gymnasiums auch noch Musikunterricht (Felder I 469) für ihre künftige Laufbahn besuchen. Und
der spätere Franziskaner „liebte die Musik" (ebd.), aber — wie er in jansenistisch-puritanischer
Weise hinzufügt — „keine profane, blos die Kirchenmusik, um zu jenem Stand, darein er zu treten
schon sieben Jahre unabänderlich Lust trug und göttlichen Beruf empfand, sich tauglich zu machen
und die Aufnahme sich zu erleichtern" (ebd. 469 f.). — Wo die Brüder Menne Musik studierten, ist
nicht mehr festzustellen. Es gab in Augsburg sehr viele Möglichkeiten. Da waren z. B. 1. das
1712 gegründete Collegium Musicum von Philipp David Kräuter; 2. Das Collegium Musicum von
Antonia Maria Peruzzi (gegr. 1734) und 3. das im gleichen Jahr entstandene von Antonio Madoni.
Alle drei bestanden bis etwa 1800 (vgl. Erich Valentin, Augsburger Musik zwischen dem Dreißigjährigen
Krieg und dem Ende der Reichsstadt, in: L. Wegele (Hrsg.), Musik in der Reichsstadt
Augsburg, Augsburg 1965, S. 103—148; S. 126 f.). — Näherliegend wäre sogar, daß am Konvikt
St. Joseph, das wie St. Salvator in der Jesuitengasse lag und hinsichtlich seiner musikalischen
Leistungen einen guten Namen hatte, Musikunterricht für die beiden Mennebrüder gegeben wurde.
— Obgleich im Verlauf seines „Lebensberichts" nichts mehr über seine Liebe zur Musik steht, außer
daß sie ihn von einer Professur abgehalten hat, kommt Menne ganz zu Ende darauf zu sprechen,
daß er sich „auch in der Musik auszeichnen und eine ganze Sammlung aller Art Arien von den
besten Authoren herausgeben" wollte. „Er setzte einen sehr mit der Komposition passenden Text
aus den Psalmen oder der Heiligen Schrift statt dem welschen oder deutschen Text" und hätte auf
diese Weise drei Dutzend Arien und vier Dutzend andere Gesänge bzw. polyphone Chöre veröffentlichen
können: „Allein die leidigen Zeitumstände sind weder der Musik noch geistlichen
Schriften günstig". (Vgl. Näheres Felder I 486).

199 Feider t 473.

200 Ebenda.

40


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