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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0085
Fürstenhaus und Kunstbesitz

erscheinen. Die vielfältigen Kunstgattungen des Museums lagen meist außerhalb
des kunstwissenschaftlichen Fachgebietes Lehners. Sie fanden nicht immer eine genauere
kunsthistorische Bestimmung und boten auch kaum Anlaß zu kunstkritischen
Problemen. Deshalb beschränkte sich Lehner bei diesen Katalogen auf eine exakte
Beschreibung des Gegenstandes. Die zeitliche Bestimmung erfolgte nach Jahrhunderten
, und nur selten war eine lokale Zuweisung möglich. Einigen besonders wertvollen
Stücken widmete Lehner, ihrer Bedeutung entsprechend, größere Aufmerksamkeit
, z. B. den ersten fünf Nummern der Textilarbeiten, den Teppichen mit den
Wildemanndarstellungen und der Liebesgeschichte des Wilhelm von Orlens, und
dem Kristallkreuz aus Weingarten bei den Kleinodien. Mit großem Interesse verfolgte
Fürst Karl Anton den Fortgang der Arbeiten Lehners. In einem Brief
schreibt dieser am 14. Juni 1869 an den Fürsten nach Düsseldorf: „Ich sitze nun
schon seit längerer Zeit im Galleriebau und katalogisiere. Gegenwärtig stecke ich in
den Gläsern und werde diese Woche mit dieser heiklen Materie fertig werden, wenn
nichts anderes dazwischen kommt." 805 Und schon am 16. Juni konnte Lehner berichten
: „Mit den Gläsern bin ich im Galleriebau durch (noch nicht in der Kasematte
)." 206 Die lokale Zuweisung beschränkt sich auf „Deutsch, Böhmisch, Vene-
tianisch".

Das im Museum aufgestellte Mobiliar ergab bestimmte Akzente, um die sich
Gemälde und vor allem die Schnitzwerke gruppierten. Truhen, Tische, Kasten und
Schränke standen, in fast gleichmäßigen Abständen, entlang den Wänden. Ein anschauliches
Bild vermittelt uns die Tafel aus dem Werk von Ludwig Caspar, Mustergültige
Möbel des XV.-XVII. Jahrhunderts, Frankfurt 1888 (Abb. 16). Lehner war
bei der Katalogisierung der Textilien, Kleinodien und Gläser fast ausschließlich
auf sein Wissen angewiesen. Eine kunstkritische Untersuchung lag nur über einzelne
Stücke durch Hefner-Alteneck vor; dies ist aus der spärlichen Literaturangabe ersichtlich
.

Professor Wilhelm Lübke aus Stuttgart hat die Eindrücke eines Museumsbesuches
in einem Bericht „Die fürstlichen Sammlungen in Sigmaringen" in der Allgemeinen
Zeitung 1873 niedergelegt 207. Er anerkennt die unermüdliche Arbeit Lehners an
acht herausgegebenen Katalogen. Lübke empfiehlt diese als nachahmenswertes Beispiel
größeren Museen, deren Verzeichnisse oft sehr unzureichend ausgestattet seien.
Auch in Wien erntete Lehner hohes Lob durch Adolf Berger. Dieser spricht dem
Fürsten Karl Anton und dessen Museumsdirektor seine Bewunderung aus für die
sich stets mehrende Kunstsammlung, die „in weitesten Kreisen, über Deutschlands
Grenzen hinaus, die Aufmerksamkeit auf sich lenkt" 208.

Die Aufstellung der Kunstwerke im Museum war für Lehners Verzeichnisse
maßgebend. Dies geht aus vier erhaltenen Plänen hervor. Plan I stellt die Aufrisse
der Lang- und Schmalseiten des Saales dar (Abb. 19/20). Die Gemälde beginnen mit
Nr. 1 neben der Eingangswand, laufen in genauer Zahlenfolge an der Südwand um
den Raum und enden wieder an der Eingangswand mit Nr. 178; anschließend

205 FHBS, Registratur, Bibliothek und Sammlungen 1860-71, 241.
!M Ebenda, 242.

807 Allgemeine Zeitung, Stuttgart/Augsburg 1873, Beilage zu Nr. 152.

Wilhelm Lübke hat diesen Aufsatz nochmals publiziert in: Bunte Blätter aus Schwaben 1866—

1884, Berlin und Stuttgart 1885, S. 120-126.
2»8 Wiener Abendpost, 1874, Nr. 290.



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