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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0089
Fürstenhaus und Kunstbesitz

zius, Lukas von Leyden, Aldegrever u. a.) eine fast komplette Sammlung der Holzschnitte
und Kupferstiche Albrecht Dürers. Professor Andreas Müller, Spezialist auf
diesem Gebiete, studierte eifrig die Verkaufskataloge bei Gutekunst in Stuttgart,
Bier in Frankfurt und anderen Spezialhändlern; er machte den Fürsten auf besondere
Blätter aufmerksam. Müller legte auch ein Verzeichnis der Blätter an, nach den
Nummern in den Werkverzeichnissen von Bartsch, Heller und Passavant. Am
20. April 1881 enthielt die Kupferstichsammlung 4973 katalogisierte und 4576 nur
gezählte Blätter. Die Sammlung umfaßte auch Holzschnitte, Radierungen, Lithographien
, Photographien und Handzeichnungen und zählte insgesamt 9729 Blätter.
Diese Spezialsammlung fand in kunstwissenschaftlichen Kreisen Beachtung und Anerkennung
. Professor Carl von Lützow, Bibliothekar an der K. K. Akademie der
bildenden Künste in Wien, benutzte für eine Publikation der Holzschnitte A. Dürers
nicht die weltberühmte Sammlung der Albertina in Wien, sondern die Blätter aus
der Sammlung des Fürsten Karl Anton (Abb. 17) 220. Die wiedergegebenen 60 Holzschnitte
in einem großen Mappenwerk belegen den umfassenden Bestand und ausgezeichneten
Erhaltungszustand der Sammlung. Auch diese Publikation entsprach
dem Wunsche des Fürsten Karl Anton, seine Kunstschätze der Wissenschaft zugänglich
zu machen. Auf die Waffensammlung, die vor- und frühgeschichtliche Abteilung
und die Hofbibliothek wird in späteren Arbeiten näher eingegangen.

Fürst Karl Anton beschäftigte sich intensiv mit seinen Sammlungen. Die wissenschaftliche
Erschließung und inventarische Erfassung war stets sein Hauptanliegen.
Er betrieb das Erscheinen der verschiedenen Kunstkataloge seiner Sammlung und
ließ sich zu Geschenkzwecken von jedem Bändchen nach Erscheinen 20 Exemplare
übergeben. Die gewissenhafte Pflege und Restaurierung der auf Holz gemalten Gemälde
übertrug Karl Anton Professor Andreas Müller. Unschöne oder moderne
Rahmen werden durch Nachbildungen von Originalrahmen ersetzt. Sehr großzügig
stellt der Fürst seine Kunstwerke für Ausstellungen zur Verfügung, so z.B. 1876
nach Köln, doch muß sein Konservator Lehner diese an Ort und Stelle betreuen. Die
Gespräche mit Lehner und dem Hofkammerpräsidenten Stroppel wecken Erinnerungen
über Erwerb und Wert der einzelnen Kunstwerke. Karl Anton schreibt an den
Erbprinzen Leopold: „Eine Conversation mit Lehner und Stroppel ersetzt alles in
reichem Maße, was ich hier entbehre." 111 Auch von Sigmaringen aus unterhält der
Fürst einen lebhaften Briefwechsel mit Kunstgelehrten und -freunden. Gerne empfängt
er Kunstexperten zu angeregter Unterhaltung. Lehners Freund Essenwein,
Direktor des Germanischen Museums, besucht die Sammlungen 1872. Über den Besuch
Professor Lübkes aus Stuttgart, der die Karwoche 1873 in Sigmaringen verbringt
, schreibt Karl Anton an den Erbprinzen: „Lübke ist 4 volle Tage hier gewesen
und Alles hat ihm ungemein gefallen, selbst das Äußere des Schlosses, welches
er sehr charakteristisch findet; nur plaidiert er für die Thüren-Erhöhung, nicht aber
für die Egalisierung der Dächer. Seine Emotion über die Sammlungen sei übertroffen
worden, und er will, nachdem er nun den Weg kennt, recht oft hieher kommen.
Unsere Diner-Stunden waren ganz interessant. Man rauchte am Tisch und blieb in
der Regel bis 8V2 Uhr sitzen. Selbst Mayenfisch war gesprächig und hatte Interesse

220 Carl v. Lützow, Albrecht Dürer's Holzschnitt-Werk. Nach den Originalen aus der Kunstsammlung
SKH des Fürsten von Hohenzollern in Sigmaringen. Durch Lichtdruck als Facsimile ausgeführt
von Arnold und Zettler, Nürnberg o. J.

221 FAS, HS, Repertorium Wilhelm, 53, 16, 2.

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