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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0090
Kaufhold

an diesem liebenswürdigen Kunstgelehrten." 222 Auch der Wiener Kunstfachmann
Oberbaurat Schmid weilt im Juni 1879 zwei Tage im Schloß Sigmaringen22J.

Fürst Karl Anton hatte schon seit 1860 eine rege Bautätigkeit in Schloß Sigmaringen
entfaltet 224. Neben dem Galeriebau plante und leitete er von Düsseldorf
aus mehrere größere Bauvorhaben: den Einbau einer originellen Trinkstube in die
Kasematte, den Umbau der alten Gewölbe unter dem Schloßhof zu einer Waffenhalle
und die Neugestaltung des Marstalls. Mit der Rückkehr Karl Antons nach
Schloß Sigmaringen begann die Umgestaltung der Säle und Salons. In feinfühlender
Weise wird das Vorhandene durch schöpferische Künstler im historisierenden
Stil erneuert. Auffallend ist der Stilwandel seit dem neogotischen Galeriebau 1867.
Der Speisesaal, oder nach seinem französischen Architekten Lambert „französischer
Salon" genannt, wird in zarten Rokokoformen 1872 erneuert und der barocke
Ahnensaal aus der Zeit des Fürsten Josef 1736 in neobarockem Stil von Stuttgarter
Künstlern renoviert. Die mittelalterliche Vergangenheit des Schlosses betont Karl
Anton durch den Einbau einer gotischen Holzbalkendecke in der Eingangshalle und
durch die Freilegung der Holzbalkendecke des 16. Jahrhunderts im Altdeutschen
Saal. Zahlreiche kunstgewerbliche Arbeiten, die im überfüllten Galeriebau keinen
Platz mehr fanden, verteilt Karl Anton in den Salons des Schlosses. Sie waren nach
ihrem Material in Gruppen zusammengestellt. In dem Badischen Salon sind in zwei
neu eingebauten Vitrinen kostbare Porzellane gesammelt. Im Königszimmer standen
18 Bronzegruppen und -figuren und etwa 100 Goldschmiedearbeiten Augsburger
und Nürnberger Provenienz aus dem 17. und 18. Jahrhundert, vergoldete Pokale,
Becher, Kannen und Schalen. Textilien und vielerlei alte Musikinstrumente hingen
im Gobelinzimmer; andere Räume enthielten Keramik und Fayencen. Lehner hat
diese Kunstgegenstände nach Salons inventarisiert22S. Besonders reich stattete Karl
Anton die Wohnräume der fürstlichen Familie mit Gemälden aus. Lehner erfaßte
in einem Verzeichnis 460 Bilder, von denen nur etwa ein Drittel alter Hausbesitz
war. Uber 300 Gemälde zeitgenössischer Künstler, vor allem der mit dem Fürsten
befreundeten Düsseldorfer Maler, hatte Karl Anton erworben.

Zwischen die historischen Familienbildnisse des Königszimmers - Graf Karl I.
und seine Gemahlin Anna, Eitelfriedrich IV., Jos Niklas und Fürst Johann - wurden
eingefügt von O. Achenbach Parklandschaft, von Hilgers Burg auf bewaldetem
Hügel bei Abendstimmung und eine Mondlandschaft, und von Mücke die hl. Elisabeth
von Portugal, Kranke pflegend.

Im Kabinett des Fürsten hingen 23 Gemälde, vor allem Bildnisse der fürstlichen
Familie. Erwähnenswert sind Porträts der Fürstin Josephine von Cornu und von
Petri, Bildnisse ihrer Kinder, der Königin Stephanie von Portugal und des Fürsten
Karl von Rumänien, von Sohn und Lauchen gemalt, Fürst Karl von Hohenzollern
in repräsentativer Pose, ebenfalls von Lauchen, ein Porträt des gefallenen
Prinzen Anton von S. Schäfer, und zwei weitere Porträts von Laudiert, Fürstin An-
toinette von Hohenzollern und Fürst Carl Egon von Fürstenberg. Die naturalistische
Darstellung der Landschaften mit Stimmungseffekten ließ eine neue Form der

222 Ebenda.

223 Ebenda.

224 Walter Kaufhold und Rudolf Seigel, Schloß Sigmaringen und das Fürstliche Haus Hohenzollern,
Konstanz 1966, S. 63 f.

225 FHBS, Registratur, Lehners Verzeichnisse der Kunstgegenstände nach Zimmern geordnet.

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