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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0094
Kaufhold

dann die Kunstwerke der Renaissance für das Fürstliche Museum. Diese Neigung
bedeutet aber keine einseitige Passion; Leopold ist als harmonische und kluge Persönlichkeit
bekannt. Er urteilt stets objektiv und bleibt immer sachlich. Deshalb bewahrt
er sich auch den Blick für die Kostbarkeiten anderer Stile. Sein tiefes Verständnis
für die französische Gotik läßt ein Brief aus dem Feldzug 1870/71 erkennen
. Er schreibt aus Reims an seine Gemahlin Antoinette: „Heute habe ich die
Kirche St. Remy besucht, die im Innern vielleicht noch schöner ist wie die Kathedrale
. Sie stammt aus dem Übergangsstil vom Anfang des XIII. Jahrhunderts; das
innere Mittelschiff macht einen imposanten Eindruck und ist teilweise uralt in seinen
Glasgemälden. Die Details sind schön, aber namentlich der Totaleindruck ist
sehenswert." 885

Leopold stellte über sein Leben die Devise „Kunst und Wissenschaft bleiben sich
treu" 236 und blieb der Politik fern. Diese geistige Haltung offenbarte sich zeitlebens
in seinem tiefen und aufgeschlossenen Kunstverständnis, in der Bewahrung und
Pflege des übernommenen Kunstgutes und in einer persönlichen Form des Sammeins.
Großzügig unterstützt Leopold Künstler und Vereine und fördert die wissenschaftliche
Forschung über die Kunstsammlung seines Hauses.

Als Fürst Karl Anton am 2. Juni 1885 starb, konnte er seine Kunstsammlungen
getrost seinem Sohn und Nachfolger anvertrauen. In Dr. Friedrich August von Lehner
besaß Leopold einen Fachgelehrten für eine sachgerechte Verwaltung und lebendige
Vermehrung. Lehner war bestrebt, Karl Antons Lebenswerk in seiner einzigartigen
Form unberührt zu erhalten und fortzusetzen. Behutsam fügte er die Neuerwerbungen
dem alten Bestand hinzu; ein Ausscheiden von Kunstgegenständen ist
bis 1894 nicht bekannt. Der Vergleich der Aufstellungen für die Brandversicherung
zeigt ein Anwachsen der Ausgaben für Neuerwerbungen unter Fürst Leopold. In
den Jahren 1881 bis 1884, also noch unter Fürst Karl Anton, betrug der Zuwachs
11 751.- Mark, von 1884 bis 1887 waren es 15 206.-, und 14 340.- in den Jahren
1887 bis 1890 m. Der Betrag im Etat der Fürstlichen Hofkammer für die jährlichen
Aufwendungen des Museums blieb seit 1874 auch unter Fürst Leopold bis 1905 unverändert
2S8. Die Summe betrug pro Jahr durchschnittlich 10 000.-; je 5000 Mark
für das Museum und die Bibliothek. Im Etat sind auch die Einnahmen an Eintrittsgeldern
aufgeführt. 1894 betragen sie 700 Mark und bis 1905 stiegen sie auf 900
Mark an. Der Etat enthielt die Beiträge für Museen und Vereine, z. B. 300 Mark
für das Germanische Museum in Nürnberg und 50 Mark für den Historischen Verein
in Sigmaringen. Die Kosten für Unterhaltung des Museums, Instandsetzung,
Reparaturen, Putzen und Reinigen der Waffen wurden jedes Jahr in gleicher Höhe
in den Etat eingesetzt. Diese laufenden Ausgaben betragen ca. 1000 Mark, so daß
für Restaurierung von Gemälden und weitere Zwecke des Museums ein Betrag von
4000 Mark jährlich zur Verfügung stand. Sonderausgaben, wie die Herstellung weiterer
Schränke für neuerworbene Fundsachen, wurden im Etat auf zwei Jahre verteilt
. Der Etat gewährte dem Direktor eine große Freizügigkeit, verlangte aber eine
kritische und erfahrene Verwaltung, die Lehner durch seine langjährige Tätigkeit
besaß.

235 Karl Theodor Zingeler, Briefe des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern aus dem Kriege von
1870/71, Deutsche Revue, Oktober/November 1914, S. 10.

236 FAS, HS, Repertorium Wilhelm, 53, 90.

237 FAS, Hof Verwaltung Sigmaringen, R. 7, NVA 15 656, ad 70.

238 FHBS, Registratur, Nr. 4, Etat von 1874-1916.

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