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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0098
Kaufhold

händige Notiz des Fürsten Leopold. Einen entsprechenden Vermerk machte Groeb-
bels auf den Angeboten bei Ablehnung eines Kunstwerkes!55.

Die Gemäldeangebote liefen von Kunsthändlern und Privatbesitzern ein, z. B.
von G. Brucker in Frankfurt, Khuen in Straßburg, Constantini in Florenz u. a. Mit
dem Münchener Hofantiquar Julius Böhler hatte Groebbels bis 1926 engste geschäftliche
Beziehungen. Böhler bot laufend gute Gemälde an mit besten Expertisen von
Bayersdorfer, Schmid und Hauser, z. B. am 23. Dezember 1896 einen Tintoretto.

Groebbels sah seine Hauptaufgabe in der konservatorischen Pflege der Gemälde.
Er stand in freundschaftlicher Beziehung zu Professor A. Hauser in München, der als
Restaurator des Sterzinger Altars (1898) von H. Multscher und des Tiefenbronner
Altars von Lukas Moser Weltruf hatte ä56. Hauser kam nach Sigmaringen und nahm
hier kleinere Restaurierungen vor; die wichtigsten Gemälde, Altdorfers Anbetung,
Gerard Davids Verkündigung und die Tafeln des Stocker Altars, sandte Groebbels
nach München 257.

Die reichen Kunstwerke des Fürstlichen Museums lenkten in immer stärkerem
Maße die aufblühende kunstwissenschaftliche Forschung auf sich. Verlage und
Kunstwissenschaftler forderten Photos von Gemälden des Museums an, u. a. Dr.
Flechsig vom Herzoglichen Museum in Braunschweig, Dr. Weizsäcker vom Staedel-
Museum in Frankfurt und der Direktor der Königlichen Museen in Berlin, Bode. Der
Briefwechsel mit diesen Kunstwissenschaftlern erbrachte neue Zuschreibungen der
Gemälde des Fürstlichen Museums. So konnte Bode das Gemälde Nr. 18, Auferstehung
, das Lehner Wohlgemut zugeschrieben hatte, als Werk des Hausbuchmeisters
bestimmen 258. Mehrere neue Meisternamen sind Max J. Friedländer, dem besten
Kenner der niederländischen Malerei, zu verdanken. Das Gemälde Nr. 72, Maria mit
dem Leichnam Jesu, wies er Jan Joest zu statt Barthel Bruyn 258, das Triptychon
Nr. 140, Madonna mit Kind eines Brabanter Meisters, einem Brügger Meister. Die
Wappen auf den Flügeln mit der Darstellung des Stifterpaares ließen sich als
Wappen des um 1433 in Brügge tätigen Bürgermeisters Jan de Witte und seiner Gemahlin
Maria Hosse bestimmen. Diese neuen Zuschreibungen übernahm Groebbels
und trug sie in Lehners Verzeichnis der Gemälde ein. Bereits im Jahre 1894, nach
der Pensionierung Lehners, begann Groebbels mit der Umgestaltung des Museums.

Fürst Karl Anton und Lehner hatten die zeitgebundene Vorstellung von einer
Kunstkammer des Mittelalters. In seinem Institut sollten Kunst und Kunstindustrie,
überhaupt kulturhistorische Gegenstände Platz finden. Der Name für das Museum
beschäftigte deshalb Lehner sehr; er suchte nach einem bezeichnenden und umfassenden
Titel und machte sich Gedanken darüber, ob „Sammlungen", „Kunstsammlungen
", „Kunstkammer", „Museum" oder „Kunsthalle" eine geeignete Bezeichnung
für die Sigmaringer Kunstsammlungen sein würde280. Das Museum erhielt
_

255 FHBS, Registratur, Korrespondenz 1894-1905.

-56 Ebenda. Der Vollständigkeit halber sei hier erwähnt, daß Gerhard Piccard, Stuttgart, nach langjährigen
Studien zu dem Ergebnis gekommen ist, daß die Person Lukas Mosers eine Erfindung des
19. Jahrhunderts ist. Piccard hat seine Thesen im August 1968 in einer Sendung des Landesstudios
Tübingen des Südwestfunks Baden-Baden eingehend begründet und ein Buch angekündigt,
das die Ergebnisse seiner Forschungen bringen und zur Provenienz des Tiefenbronner Altars Stellung
nehmen wird (Freundl. Hinweis von Dr. Natale).

257 FHBS, Registratur, Korrespondenz 1894-1905.

*™ Ebenda, Brief vom 6. Juli 1896.

259 Max ]. Friedländer, Von Eyck bis Breughel, Berlin 1916, S. 139.
26° FHBS, Registratur, Nr. 14, Gemälde, Lehner, 8.

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