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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0101
Fürstenhaus und Kunstbesitz

heit des Fürsten von Hohenzollern beschrieben von J. W. Groebbels, mit 21 Tafeln
und 27 Textillustrationen, München: Piloty und Loehle 1905. Die Munifizenz des
Fürsten Leopold ermöglichte die Herausgabe dieses „fürstlichen Werkes" nach Inhalt
und Ausstattung mit farbigen Chromolithographien, Autotypien und Heliogravüren
. Es war der Wunsch des Fürsten, das reiche Material der vor- und frühgeschichtlichen
Forschung zu erschließen und möglichst vielen Interessenten zugänglich
zu machen. Deshalb setzte er den Preis für die Prachtausgabe auf 30 Mark fest.
In mehreren ausführlichen Rezensionen fand das Werk höchste Anerkennung durch
Fachgelehrte 26'. Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen über die prähistorischen
Sammlungen in Sigmaringen hatten unter Fürst Karl Anton mit dem Werke L. Lin-
denschmits 1860 begonnen und wurden nun durch Fürst Leopold mit der Publikation
über den Reihengräberfund von Gammertingen fortgesetzt.

Fürst Leopold hat seiner Kunstauffassung und seinem Gestaltungswillen auch
als Bauherr Ausdruck gegeben. Ein hervorragend baulicher Akzent im Stadtbild
Sigmaringens ist der Kuppelanbau an der Hedinger Kirche. Im Auftrag des Fürsten
studierte Baurat de Pay italienische Renaissancebauten und führte den Chor 1889
als verkleinerte Nachbildung des herrlichen Domes in Brescia aus. Der quadratische
Kuppelraum hat nach drei Seiten hohe Konchen, die den Tambour tragen, der von
einer lichterfüllten Kuppel mit Laterne überwölbt ist. Die acht vor den Pfeilern
stehenden Säulen verleihen dem Chor ein wohltuend plastisches Raumgefühl. Bestechend
ist die Harmonie der architektonischen Formen. Das Kunstideal des Fürsten
Leopold findet in dieser ausgeglichenen und doch starken Gestaltung seinen
schönsten Ausdruck. Jakob Burckhardt schrieb: „In ganz Süddeutschland wird kaum
irgend eine Kirche von diesem reizenden Kontur vorkommen." 287

Ein weiteres Bauwerk in Sigmaringen ist geprägt vom künstlerischen Wollen
des Fürsten Leopold. Der 1893 nach dem Brande wiederaufgebaute Ostflügel des
Schlosses trägt den Namen „Leopoldsbau" mit Recht. Der Fürstliche Bauherr fertigte
selbst Pläne und Zeichnungen an. „Jeder Entwurf und jede Zeichnung ging durch
seine Hände." 268 Die hochragenden Renaissancegiebel dieses Baues sind nach deutschen
Vorbildern des 17. Jahrhunderts aufgeführt und geben Zeugnis von der Verehrung
Leopolds für die Kunstepoche der Renaissance. Die unter ihm erbaute Portugiesische
Galerie (1902) zeigt Neorenaissanceformen in einer leichten Abwandlung
durch den Jugendstil. Für den neuen Turmhelm (1901) wurden jedoch bewußt
gotisierende Formen gewählt, wohl aus Rücksicht auf den alten Teil des Schlosses.
Im Treppenhaus und in den Salons kommen immer wieder Stilmerkmale der Renaissance
vor.

Fürst Leopold starb am 8. Juni 1905. Zwanzig Jahre lang hatte er das Kunsterbe
des Fürstlichen Hauses verwaltet und der Kunst und Wissenschaft gedient.

266 Knickenberg, Bonner Jahrbücher des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinland, Band 114/115
(1906) S. 479-481.

P. Goessler, Fundberichte aus Schwaben 13 (1905) 70-76.

]. Ranke, Correspondenz-Blatt der Deutschen anthropologischen Gesellschaft 36, 1905, 10, S. 98.
287 Schmitz-Mancy, a. a. O., S. 58.
268 Ebenda, S. 59.

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