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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0103
Fürstenhaus und Kunstbesitz

Fürst Wilhelm war ein begeisterter Sammler von Handzeichnungen. Sein Großvater
hatte schon seit 1860 eine Sammlung mit Blättern von Achenbach, Bende-
mann, Lassinsky und anderen Düsseldorfer Malern angelegt. Diese Sammlung erweiterte
Fürst Leopold durch Handzeichnungen italienischer Meister. Wilhelm legte
für diese Zeichnungen Mappen an und kaufte Handzeichnungen von W. Leibi,
A. Feuerbach, P. Cornelius, W. Menzl und anderen 273. Pietätvoll fügte er dieser
Sammlung die schönsten Landschaftsaquarelle seines Vaters und die Blumenaquarelle
seiner Mutter hinzu.

Mit persönlichem Engagement unterstützte Wilhelm lebende Künstler. So kaufte
er 1915 mehrere Landschaftsbilder von dem Tiroler Maler Gustav Bechler, 1916
Aquarelle von Kroner, Düsseldorf, und 1918 Gemälde aus dem Nachlaß des Malers
Locher in München.

Im Gegensatz zu seinem Vater, der die italienische Kunst auch bei Ankäufen für
das Fürstliche Museum bevorzugte, verehrte Fürst Wilhelm mehr die deutsche Kunst.
Er ging bei seinen Neuerwerbungen von der geographischen Lage des Fürstlichen
Museums aus und kaufte bewußt oberdeutsche Kunst "\ Die großen Kunstzentren
in der Umgebung Sigmaringens sind der Oberrhein mit Schongauer, Ulm mit Zeit-
blom und Augsburg mit Holbein. Diesen Raum bezeichnete die Kunstgeschichte
ehemals mit „Oberdeutsch". In einem Brief an die öffentliche Kunsthalle in Basel,
die ein Gemälde von Hans Holbein d. J. erwerben wollte, bringt Groebbels diese
Tendenzen des Fürsten Wilhelm zum Ausdruck 275. „Für das F. H. Museum, welches
sich in den letzten Jahrzehnten vollständig auf die Pflege der Schöpfungen oberdeutscher
Kunst eingestellt hat, ist das Bild nicht nur als Anziehungspunkt für die
zahlreichen Besucher, sondern auch als Dokument aus der Blütezeit der oberdeutschen
Malerei von solcher Bedeutung, daß der Fürst es als seine Pflicht ansieht, das
Gemälde der Sammlung zu erhalten..." 276 Die Bestrebungen des Fürsten, das
Fürstliche Museum zu einem Anziehungspunkt für oberdeutsche Kunst zu machen,
konnte Groebbels in seinen Ankäufen verwirklichen. Von den Neuerwerbungen
sollen als Beweis drei typische und wichtige Werke genannt werden: für die oberrheinische
Kunst das Gemälde Geburt Christi von Martin Schongauer 277, für die
schwäbische Kunst das Bildnis eines älteren Mannes um 1470278 und für Augsburg
die Kreuztragung von Hans Holbein d. Ä. 279. Auch bei dem Ankauf von Schnitzwerken
ist das gleiche Bemühen zu erkennen. Der Verkauf einzelner niederrheinischer
Schnitzwerke, die Karl Anton bevorzugt hatte, ermöglichte einen Neuerwerb hochwertiger
Bildwerke schwäbischer Kunst: die bewegte und ausdrucksvolle Gruppe der
Annaselbdritt 1520 280 und die Statue des hl. Stephanus um 1510 2S1.

«» FHBS, Registratur, Korrespondenz 1905-1927.

274 Vgl. Quellenanhang Nr. 17.

275 Dr. Hans Koegler hatte nachweisen können, daß das Gemälde „Das Urteil Salomons" nicht wie
im Verzeichnis der Gemälde von 1883, Nr. 218 „angeblich Tobias Stimmer", sondern ein Werk
Hans Holbeins d. J. war.

Hans Koegler, Ein neues Bild von Holbein, Sonntagsblatt der Basler Nachrichten vom 14. Januar
1923, 17. Jg., Nr. 2.

276 FHBS, Registratur, Korrespondenz 1905-1927.

277 Inventarium des Fürstlich Hohenzollernschen Museums zu Sigmaringen, Inv. Nr. 7372.

278 Ebenda, Inv. Nr. 7437.

279 Ebenda, Inv. Nr. 7458, erworben 1918 aus dem Benediktinerkloster St. Bonifaz in München.

280 Ebenda, Inv. Nr. 7436, erworben 1916 durch Vermittlung von Maler Steinle, Sigmaringen.

281 Ebenda, Inv. Nr. 7445.

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