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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0105
Fürstenhaus und Kunstbesitz

rheinischen Meister. Das wegen seines neuentdeckten Meisters, Hans Holbein d. J.,
wertvoll gewordene Gemälde, das Urteil Salomons, fügte sich als jüngstes Werk an.

Die 14 Schnitzwerke von hoher Qualität erhöhten den künstlerischen Wert des
Kabinetts. Das in vollendeter Technik ausgeführte Hausaltärchen von 1520 aus
Kelheimer Stein von Hans Daucher war besonders kostbar. Die frühe rheinische
Madonna aus dem 14. Jahrhundert von Oberwesel mit Golddekor stand durch ihre
gotische Strenge in einem starken Kontrast zu dem Hausaltärchen. Das polychro-
mierte oberrheinische Relief der Anbetung von 1468 und die drei Heiligenfiguren
von Bayerisch-Schwaben aus dem 15. Jahrhundert - Barbara, Katharina und eine
Madonna - vertraten die reiche Kunstepoche des oberdeutschen Landschaftsraums.
Fremdartig wirkten sicher die beiden italienischen Terrakotten des 15. Jahrhunderts
eines Johannes Baptist und einer Madonna, deren Qualität aber nicht abgewertet
werden soll.

Spitzenwerke der Malerei und Plastik waren auch im zweiten Seitenraum, dem
Erkerkabinett, ausgestellt. Die frühere Aufstellung hatte einen betont farblich leuchtenden
Charakter durch die altitalienischen und altkölnischen Tafeln. Von den altitalienischen
Gemälden besaß das Museum nur noch zwei, die Krönung Mariens
von Paolo Veneziano 1458 und von Jacopo da Valenza Maria mit dem Kinde 287,
und aus der altkölnischen Schule zwei Gemälde der Helenalegende. Nun nahmen
die neuerworbenen Werke der niederländischen Meister den breitesten Raum ein:
von Jan von Scorell, Cornelis Conixloo, Colyn de Coter, Herri met de Bles, Barend
van Orley und ein unbenannter frühholländischer Meister. Besonders erwähnenswert
ist der dreiteilige Flügelaltar des Brügger Meisters von 1473 mit der Madonna
und den beiden Stiftern. Die zahlreichen Madonnenbilder hielten eine sacra con-
versazione mit den Porträts, den beiden Bildnissen von Lucas Cranach, den drei
Kinderbildnissen des Salzburger Meisters und dem Bildnis eines alten Mannes von
1470 von einem schwäbischen Meister.

Im Erkerkabinett lockerten 17 Schnitzwerke den Gemäldebestand auf. Drei
große Wandfiguren - König, Bischof und Maria mit Kind - erbrachten mit der
Gruppe der Annaselbdritt und dem Hausaltärchen mit der Marienkrönung eine
einheitliche Vorstellung der schwäbischen Plastik. Ähnlich wie im Majolikakabinett
mischten sich italienische Tonfiguren und -reliefs dazwischen.

Die Veränderung und Neugestaltung an den beiden Langseiten der Süd- und
Nordwand des Saales bestand vor allem in der Reduzierung der Gemälde und
Schnitzwerke. Der große Wandelaltar von Jörg Stocker war an seinem Platz an der
Südwand verblieben. Um diesen Blickfang hingen rechts kleinere schwäbische Tafeln
und links der Marientod von Schäufelein und die Kreuztragung von Schon-
gauer. Predellenartig wirkten unten die acht Passionsdarstellungen nach Schongauer.
Zu dieser Abteilung oberdeutscher Kunst stand die Tafel des Geldwechslers von
Marinus von Roemerswale mit dem merkantilen Sujet in starkem Kontrast. Anschließend
waren Gemälde niederrheinischer Meister in einer Gruppe zusammengefaßt
: von einem Kölner Meister die Messe des hl. Gregor, vom Meister der Lyvers-
bergischen Passion die Grablegung und Kreuztragung. Diesen größeren Tafeln
schlössen sich kleinere Werke der gleichen Landschaft an: Abschied Christi vom
Meister von St. Severin, die Madonna des Meisters von Flemalle und das liebliche
Gemälde Madonna mit Ursula und Katharina vom Meister des Aachener Dom-

287 FHBS, Registratur, Korrespondenz 1905-1927, Brief Groebbels vom 16. März 1925.

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