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Fürstenhaus und Kunstbesitz

18. Das Ende des alten Museums - Der Verkauf von 1927

Schloß Sigmaringen mit seinen Kunstsammlungen war zu einem Anziehungspunkt
für viele Kunstfreunde geworden, den sie immer wieder gern besuchten. Tiefer
Schmerz erfüllte die Kunstwelt, als die Perle Kunst herausgebrochen wurde. Der
Verkauf der Sammlung 1927 war ein Verlust für die Allgemeinheit, denn die Sigmaringer
Sammlung war seit ihrem Bestehen stets der Öffentlichkeit und Fachwelt
zugänglich und hatte europäischen Ruf. Für diese Verehrer des Museums schrieb
Professor Nägele einen ausführlichen Bericht über die Kunstschätze einst und jetzt*13.

Die Gründe für den Verkauf lagen in der schwierigen wirtschaftlichen Situation
nach dem Kriege und vor allem in dem katastrophalen Forleulenfraß und weiterem
Käferbefall der fürstlichen Waldungen in den Jahren 1923 bis 1925. Der Bevollmächtigte
des Fürsten sah keinen Ausweg und schlug daher dem Fürsten den Verkauf
der Kunstwerke vor. Am 2. Februar 1927 unterschrieb Fürst Wilhelm die Verkaufsvollmacht
für seinen Bevollmächtigten. Dieser versuchte vergeblich, beim
preußischen Finanzministerium durch Verpfändung der Sammlung einen langfristigen
Kredit zu erhalten. Auch das preußische Kultusministerium interessierte sich für
die Sammlung: als seine Beauftragten besuchten Ministerialrat Gall und die Direktoren
der Berliner Museen, Geheimrat von Falke und Friedländer, die Sammlungen
in Sigmaringen. Aber auch diese Verhandlungen scheiterten, weil dem Kultusministerium
die nötigen Mittel fehlten *M. (

Nach Bekanntwerden der Verkaufsabsichten bemühten sich mehrere Kunsthändler
um den Ankauf, u. a. Julius Böhler, München. Marzell von Nemes, München, unterbreitete
das beste Angebot, und am 6. Oktober 1927 wurde der Kaufvertrag
durch den Bevollmächtigten abgeschlossen. Fürst Wilhelm hatte durch Verfügung
vom 6. Juni 1927 einzelne wertvolle Stücke, die zum Teil mit der Geschichte des
fürstlichen Hauses zusammenhingen, vom Verkauf ausgeschlossen315. Dem Kauf-

,ls A. Nägele, Die Fürstlich Hohenzollernsche Kunstsammlung in Sigmaringen einst und jetzt,

Archiv für christliche Kunst XLIV (1929) 1-23.
»u FAS, Bestand Hofkammer, R 76, NVZ 27 826.
315 FAS, Bestand Hofkammer, R 76, NVZ 27 826.

1. Die drei historischen Rüstungen, die mit der Geschichte des Fürstlichen Hauses zusammenhängen
, sowie der Inhalt der Waffenvitrine.

2. Der Helm von Gammertingen.

3. Die Zollernsche Monstranz mit dem Wappen des Grafen Eitel Friedrich II.

4. Die Glocke von Kloster Stetten, romanisch.

5. Die beiden emaillierten Leuchter aus Kettenacker.

6. Bildnis des Grafen Eitel Friedrich III. von Zollern. Arbeit des Meisters von Meßkirch.

7. Tischdecke. Seidenstickerei auf Leinwand, dat. 1593, mit den Wappen des Grafen Eitel Friedrich
IV. von Zollern und seiner Gemahlin Sibylla Gräfin von Zimmern.

8. Hierzu sollen noch kommen der Reichenauer Weihwasserkessel, zwei silbervergoldete Pferde
Augsburger Arbeit, zwei gotische französische Truhen, Porträt Conrad von Kreuznach, mein
Privateigentum.

Sigmaringen, den 6. Juni 1927 Wilhelm.

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