Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0119
Fürstenhaus und Kunstbesitz

20. Nach hundert Jahren

Durch die Berufung eines kunstwissenschaftlichen Leiters zeigte Fürst Friedrich
sein großes Interesse an den Sammlungen. Seit 1950 ist Dr. Walter Kaufhold Direktor
des Fürstlichen Museums.

Das Hauptanliegen war die Pflege und Erhaltung der ausschließlich auf Holz gemalten
Gemälde. Die Gesundung der Holztafeln führte systematisch und fachgerecht
Restauratorin Marga Eschenbach nach der bewährten Lehre Professor Kinkelins von
der Münchener Pinakothek aus. Diese Restaurierung bewahrt die Holztafeln für
lange Zeit vor Spannungen und Rissen.

Im Jahre 1958 ließ Fürst Friedrich das Museum nach modernen musealen Gesichtspunkten
umgestalten (Abb. 23). Die dunkelgrüne Samtbespannung der Wände
wurde durch eine hellgraue ersetzt, die dem alten Kalkanstrich der Kirchenwände
ähnlich ist. Um die Betrachtung der Gemälde in Augenhöhe zu erleichtern, setzte
man den umlaufenden Holzsockel etwas niedriger. Aufgelockert stehen die Bildwerke
zwischen den Gemälden. Da das Gros der Kunstwerke aus der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts und der Zeit um 1500 stammt, konnte die chronologische Folge
nur sehr begrenzt eingehalten werden. Sie beginnt links vom Eingang an der Ostfront
mit dem romanischen Kruzifixus, läuft der Südwand folgend um und endet
im Majolikakabinett mit dem zeitlich spätesten Werk, der Tischdecke von 1593.
Zwei nächst dem Eingang stehende Vitrinen wurden entfernt, um dem eintretenden
Besucher den Blick auf die langen Seitenwände freizugeben und die Weite der
Halle zu betonen. An den vier vorderen Säulen stehen die vier Passionsgruppen aus
Petershausen von 1491. Dem kirchenähnlichen Charakter der Halle entspricht die
zentrale Aufstellung des großen vierflügeligen Tafelaltars von Jörg Stocker am
westlichen Ende der Halle. Als Glasfensterkabinett ist der stimmungsvolle Raum
hinter dem Wandelaltar gedacht. In die zwei Fenster sind farbglühende Glasgemälde
mit dem Passionszyklus um 1375 eingesetzt. Den ikonographischen Wandel in der
Darstellung des Gekreuzigten stellen vier Kruzifixe dar; von der hoheitsvollen, geschlossenen
Form des romanischen läßt sich die Entwicklung über die beiden schmerzerfüllten
, den Torso und den Christus am Lebensbaum um 1400 bis zu dem naturhaften
und gelockerten Christus um 1500 verfolgen3". Das Porträt des Meisters
Michael Wohlgemut aus dem Wandzyklus über der Supraporte des Erkerkabinetts
schaut wie zufällig auf sein Werk, die Verkündigung, herab 540. An der Südwand
hängen weitere Neuerwerbungen, die sich in den schwäbischen Charakter der Sammlung
vortrefflich einfügen: eine Kreuzigungstafel mit Heiligen und Longinuswunder,
eine große Kreuzigungstafel um 1480 aus dem donauschwäbischen Raum341, eine
Grablegung, konstanzisch um 1470, und eine Marienkrönung aus der gleichen Zeit

339 Die drei letztgenannten Kruzifixe sind Neuerwerbungen seit 1950.

340 Ernst Buchner, Michael Wolgemut in Andechs, Weltkunst XXI, 6 (1951) S. 3 f.

341 FHBS, Vorarbeiten für Museumskatalog, Expertisen Prof. Dr. Ernst Buchners vom 22. Februar
1951 und 1. November 1952.

117


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0119