Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0191
Besprechungen

tungen sowie zu Heiligendarstellungen aus hohenzollerischen Kirchen vervollständigen die
Arbeit.

Der Aufbau der Darstellung ist äußerst systematisch und erleichtert dadurch die Benützung
des Buches sehr. Der Hauptteil, nämlich das Patrozinien-Inventar, ist in erster
Linie als Nachschlagewerk gedacht. Die hier zusammengetragenen Heiligennamen und
Quellenbelege können im großen und ganzen als vollständiger Bestand im Rahmen des
überlieferten Quellenmaterials bezeichnet werden. Sollte auch hier und da ein Datum oder
eine Nennung übersehen worden sein, kann das den Aussagewert des Inventars nicht mindern
. Das beweist u. a. auch die Gegenüberstellung der Erstnennungen von Patrozinien bei
Eisele (Die Patrozinien in Hohenzollern, FDA 60, 1932) mit denen der vorliegenden Arbeit
, die deutlich macht, daß Berckers Ergebnisse wesentlich über diese frühere Untersuchung
hinausgehen. Was der Verfasser bei dieser Sammlung an Arbeitsleistung in die Durchsicht
von bisher weitgehend noch unbenutzten Urkunden, Akten, Urbaren, Lagerbüchern, Karten
usw. investiert hat, ist anerkennenswert.

Wertvoll für den landesgeschichtlich interessierten Leser ist weiterhin die Aufzeichnung
abgegangener Siedlungen, wovon ein Großteil von Bercker erstmals aufgefunden und lokalisiert
wurde, wie auch das Verzeichnis von Flurnamen, Ortsadel und baugeschichtlichen
Daten zu den einzelnen Kirchen und Kapellen. Das hier ausgebreitete Material wird in Zukunft
für manche historischen Darstellungen wertvolle Hinweise, Belege und Ansatzpunkte
liefern.

Gewisse Bedenken könnten möglicherweise gegen die ortsgeschichtlichen Einführungen
erhoben werden. Da der Verfasser verständlicherweise keine eigenen Studien zu den jeweiligen
Ortsgeschichten treiben konnte - diese Untersuchungen hätten auch den thematischen
Rahmen seiner Arbeit gesprengt -, stützte er sich auf die vorhandene Literatur. Das hatte
zur Folge, daß hierbei auch Fehler übernommen wurden. Berücksichtigt man weiterhin die
notgedrungen mit in Kauf genommene Unvollständigkeit dieser historischen Abrisse und
die Lücken in der vom Verfasser als wichtig erachteten Aufzählung von grundbesitzenden
kirchlichen Institutionen in den einzelnen Orten, so erheben sich Zweifel, ob solche Zusammenstellungen
von mehr oder weniger zufällig bekannt gewordenen historischen Fakten
sinnvoll sind. Vor allem aber ist zu fragen, ob unter diesen Voraussetzungen die an sich
wertvolle und weiterführende Absicht, die historische Umgebung des jeweiligen Heiligen zu
charakterisieren, überhaupt durchgeführt werden kann.

Da das Untersuchungsgebiet auf einen relativ kleinen geographischen Raum mit neuzeitlicher
Grenzziehung und verschiedenen historischen Traditionen seiner Einzelteile beschränkt
ist, können als Ergebnis der Arbeit, wie der Verfasser ausführt, weder zeitliche
Schichten von Gebietsheiligen noch die Ausbreitung der Verehrung bestimmter Heiliger
herausgehoben werden. Solche Untersuchungen hätten Forschungen innerhalb eines weit
größeren Raumes, etwa der ganzen Diözese, erfordert. Die Auswertung des Patrozinien-
Inventars wurde in Verbindung mit der Siedlungsgeschichte vorgenommen und beschränkt
sich auf statistische Aspekte. Der Verfasser kommt dabei zu interessanten Beobachtungen.
Er stellt u. a. fest, daß von den 29 bis zum Jahre 1500 genannten Kirchen und Kapellen
fast sämtliche, nämlich 25, nördlich der Donau liegen, in einem Gebiet also, das bereits in
der ersten Siedlungsperiode besiedelt wurde, wie die Namensformen seiner Dörfer beweisen
. Von diesen 25 Kirchen und Kapellen stehen wiederum allein 64 °/o in den sog. ingen-
Siedlungen. In diesen ingen-Orten sind auch 48 %> der sog. 4-M-Heiligen-Patrozinien anzutreffen
, nämlich die alte und historisch interessante Patrozinien-Gruppe Maria, Mauritius
, Martin und Michael. Mit diesem Beispiel soll verdeutlicht werden, welche Zusammenhänge
zwischen Siedlungsgeographie und Patrozinienkunde bestehen und wie befruchtend
die Patrozinienforschung auf die verschiedensten historischen Forschungszweige, nicht allein
auf die Kirchengeschichte selbst, wirken kann.

Tübingen Maren Reh jus

14»

189


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0191