Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1969/0045
Die Entstehung der schwäbischen und der fränkischen Linie des Hauses Hohenzollern

Ergebnis

Adelsgeschichte bedeutete noch im 19. Jahrhundert weitgehend Genealogie im
engeren Sinne, und die Aufstellung von Stammbäumen spielte dabei eine wichtige
Rolle. Wo die historische Überlieferung Lücken aufwies, wurde mit Kombinationen
ergänzt. Dieser Sucht (so darf man es wohl nennen), durch die Häufung von Kombinationen
und Hypothesen jede offene Frage zu klären, verdanken wir zwar reiche
Materialsammlungen, aber wir fragen heute nach den realen Grundlagen der Adelsherrschaft
und nach den Formen und Bedingungen der Herrschafts- und Territorialbildung140
. Dies hat den Gang und das Ergebnis unserer Untersuchung bestimmt,
und es hat sich gezeigt, daß Riedels und Schmids Argumente heute nicht mehr ausreichen
, den Burggrafen Konrad für den älteren Bruder Friedrichs zu halten. Aber
auch für eine Umkehrung dieser These gibt es keine Beweise. Wenn man die Frage
erneut stellen will, so wird man bei den Erbgewohnheiten des schwäbischen Hochadels
einsetzen müssen, also an dem Punkt, an dem Ludwig Schmid glaubte, die
Ausnahme von der Regel gefunden zu haben, nämlich beim Anrecht des Ältesten
auf den Stammbesitz m. Weil wir nicht wissen, wie die Teilung nun tatsächlich erfolgte
und welche Motive dabei maßgebend waren, können wir für Friedrich von
Zollern nur zu einem bescheidenen „Wahrscheinlich'' gelangen.

Unser Uberblick über die Entwicklung der Hausgeschichtsschreibung bei den schwäbischen
Zollern hat gezeigt, daß die älteste überlieferte schwäbische Zollerngenea-
logie des Johann Basilius Herold die Teilung des Hauses Zollern in die Zeit König
Rudolfs von Habsburg verlegte, also in einen Zeitraum, da der für Herold erste
zollerische Burggraf eine bedeutende politische Rolle spielte und über beträchtlichen
Besitz in Franken verfügte. Unter dem Eindruck dieser Persönlichkeit und der
späteren Machtstellung des Hauses Brandenburg werden wohl Herold und sein
Auftraggeber geglaubt haben, daß die fränkische Linie der Hohenzollern die ältere
gewesen sein muß. Die Genealogen und Historiker des 17. und 18. Jahrhunderts
hielten dann lange an der zollerischen Teilung zur Zeit König Rudolfs fest; für
die Frage, welche Linie die ältere war, interessierten sie sich offenbar nicht; schließlich
war dies auch hausrechtlich belanglos, weil die Teilung von 1214 eine Tatteilung
war. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts taucht die Frage dann wieder auf,
und man hielt die schwäbische Linie für die ältere; auch der spätere König Friedrich
Wilhelm IV. teilte diese Meinung. Erst die auf Urkunden aufgebaute historische
Forschung der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erkannte, daß die Teilung zu
Beginn des 13. Jahrhunderts erfolgte. In der Frage, welcher der teilenden Brüder,
Friedrich oder Konrad, der ältere gewesen sei, hat sich dann damals, trotz der
Gegenstimmen, die Interpretation Adolf Riedels und Ludwig Schmids durchgesetzt
.

Dazu: Otto Freiherr von Dungern, Adelsherrschaft im Mittelalter, München 1927. — Karl
Schmid, Zur Problematik von Familie, Sippe und Geschlecht, Haus und Dynastie beim mittelalterlichen
Adel, ZGO 105 (1957) S. 1—62. — Hansmartin Schwarzmaier, Der schwäbische Adel
im hohen Mittelalter, Ein Forschungsbericht, ZHG 2 (1966) S. 23—34.

Vgl. Hermann Schuhe, Das Recht der Erstgeburt in den deutschen Fürstenhäusern und seine
Bedeutung für die deutsche Staatsentwicklung, Leipzig 1851, bes. S. 155, 182.

43


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1969/0045