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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1969/0091
Auswanderung nach Südosteuropa

4) 1688 bis 1695 sind es wohl in erster Linie die Auswirkungen des Krieges,
die die Leute zum Verlassen der Heimat bewegen. 1688 lagen die Franzosen in
Krauchenwies, 1689 in Langenenslingen und brandschatzen die Umgegend m. Um
die Wintereinquartierungen 1689/90 nicht ertragen zu müssen, wollen die Leute
verkaufen und nach Ungarn ziehen (Bericht des Schultheißen von Veringenstadtlss).

5) Entlassung aus der Leibeigenschaft wurde im allgemeinen gewährt gegen
2-3 fl, später (etwa seit 1757) ungefähr 5-6 Prozent des Vermögens, auf- oder
(meistens) abgerundet184; in Krauchenwies schienen 2 fl üblich gewesen zu sein.
Vermögenslose wurden gratis entlassen. Die Ausfertigung des Manumissionsbriefs
kostete 2 fl135. Abzug 10 Prozent; Lidlohn war abzugsfrei 1798 nach Aufhebung
der Leibeigenschaft wurde keine Entlassungsgebühr mehr erhoben (vgl. Regest
Nr. 990). Um 1800 waren aus der Grafschaft Sigmaringen 12 Prozent, aus der
Grafschaft Veringen 15 Prozent Abzug zu nehmen "7. Der Fürst ermäßigte häufig
nachträglich die festgesetzten Beträgels8.

6) Rückkehr nach der Entlassung ließ man selten zu; 1694 erhielt Anna Guhl,
verheiratet mit Christof Kästier von Krauchenwies, den Befehl, binnen 8 Tagen
die Herrschaft zu räumen; sie hatte sich entlassen lassen, war aber auf der Reise
nach Ungarn nur bis Mengen gekommen; dort schon hatte sie die Reue gepackt,
und nach 3 Tagen war sie wieder hier; da die Gemeinde beide ausgeboten hatte,
sind sie - nach einem vierteljährigen Aufenthalt in Beuern - jetzt jeder bei seinen
Eltern untergekrochen. Diese dürfen sie bei Strafe nicht mehr beherbergenls°. Auch
der Rückkehrer Jakob Boll mit Familie darf sich 1694, zumal er hier fremd ist,
nur noch bis St. Mathias-Tag beim Schwiegervater aufhalten140. 1716 nimmt man
Rückkehrer (Beller und andere) zunächst als Hintersassen, dann als Bürger wieder
auf141. 1768 erreichten auch die soeben kopulierten Frz. Joseph Guhl und Maria
Anna Bosch ihre Wiederaufnahme, nachdem der Heiratskonsens im Januar wegen
ihrer Schwängerung wohl nur im Hinblick auf die Erklärung, emigrieren zu wollen,
gleichzeitig mit der Manumission erteilt worden war. Allerdings war er der Sohn
des alten Stabhalters142.

7) Die erste Auswanderungswelle setzt, hervorgerufen durch Kriegs- und Hungersnot
, im Frühjahr 1689 so stark ein, daß innerhalb der nächsten 6 Jahre mindestens
44 Parteien nach Ungarn abgewandert sind. 1712 bis 1714 haben sich weitere
50 auf den gleichen Weg gemacht, von denen allerdings einige wenige wieder
zurückkamen. Die Auswanderung hört auch in der Folgezeit nie ganz auf, steigt
1744 bis 1757 und erreicht 1766/68 und 1770/71 ihren größten Umfang.

13! SAS Sig Pr 31, 11:74 v, 77 v, 84.

133 SAS Sig Pr 31, 11:123.

134 FAS Sig Rubr 103/25.

135 SAS Sig Pr 72:174.

138 SAS Sig Pr 79:130 (Wolffer, 1764).

137 FAS Sig GenRenteiRe 1806/07:4.

138 SAS Sig Pr 42:350 (Failer).

139 SAS Sig Pr 34:130.
»o SAS Sig Pr 34:512.

141 SAS Sig Pr 43:1470, 1574.

148 SAS Sig Pr 82:35 und 196; 83:191.

89


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