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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1969/0235
Besprechungen

(vgl. M. Moser, Das Postwesen von Appenzell, Band I). In zahlreichen Briefen setzte sich
die Stadt St. Gallen bei Rechtsstreitigkeiten vor fremden Gerichtsinstanzen für ihre Bürger
ein; in anderen Fällen reichten in die Fremde ausgewanderte Bürger bei ihrer Heimatstadt
St. Gallen um Rechtsschutz nach. Oftmals wurden die Boten zur Übermittlung von kriegerischen
Nachrichten eingesetzt. Auch die strafrechtlichen Verfahren machten Jahr für
Jahr Dutzende von Botengängen nötig.

Gründlich untersucht Moser auch den Briefverkehr der St. Galler Bettelstudenten mit
ihren Angehörigen. Er kann dabei nachweisen, daß sich die Studenten weniger der im
Jahre 1387 von St. Galler Kaufleuten gegründeten „Nürnberger Botenanstalt" als der
Kaufmannszüge bedienten.

Mit großem Eifer spürt Moser dem Lebenslauf der einzelnen Boten in diesen Jahren
nach, insbesondere dem St. Galler Stadtläufer Konrad Utz, einem „gleichsam unvergänglichen
Symbol des mittelalterlichen Postwesens". Für das ereignisreiche Jahr 1455 kann
Moser 16 Stadtboten nachweisen. Diese Läufer hatten verschiedene „Postkreise" oder
„Verkehrskreise" zu bedienen, für die nicht geographische Grenzen, sondern sachliche Überlegungen
den Ausschlag gaben. Moser führt für diesen Zeitraum den Beweis, daß es in
dem Bereich der Stadt St. Gallen noch kein Botenamt gab, das seinen Inhaber dauernd
hätte beschäftigen oder ernähren können. Als Boten wurden hauptsächlich vermögende
und vertrauenswürdige Bürger herangezogen, die oftmals Ratsmitglieder oder Ratsschreiber
waren. Der Taglohn betrug zwischen zwei und vier Schillinge, ein Vergütungssatz,
der nach Moser etwa den Knechtlöhnen der damaligen Zeit entsprach. In Anbetracht der
hohen sozialen Stellung dieser Boten möchte ich eher annehmen, daß es sich hier weniger
um eine echte Vergütung als um einen Ehrensold handelt.

Besonders nachahmenswert ist Mosers Bemühen, die Erinnerung an bedeutsame Personen
und Geschehnisse aus der Postgeschichte wachzuhalten, wenn er z. B. fordert, daß
der St. Galler Stadtläufer Konrad Utz über alle Jahrhunderte hinweg noch heute als
sichtbares Denkmal einen Boten- oder Utzenbrunnen verdiente (S. 57).

Die sehr gründliche quellengeschichtliche Arbeit ist mit gut ausgewählten Abbildungen
illustriert. Mit großem Interesse dürfen wir daher der bereits angesagten neuen Arbeit
Mosers entgegensehen, deren Hauptquelle der umfangreiche Briefwechsel des Joachim von
Watt (Vadian) sein wird.

Landshut Ulridi Bergemann

Karl Heinz Burmeister: Das Vorarlberger Landesarchiv. Einführung und Bestandsübersicht.
Bregenz 1969. 87 Seiten mit Abb. Brosch. öS 20.- bzw. DM 3.10.

Der Arlberg scheidet Österreichs westlichstes Bundesland Vorarlberg von Tirol nicht
nur geographisch, sondern auch stammlich, sprachlich und historisch. Dennoch fiel es Vorarlberg
schwer, von einem politischen und kirchlichen Anhängsel Tirols zu einem eigenständigen
Land innerhalb Österreichs zu werden. Im Herbst 1860 von Wien als eigenes
Land anerkannt, erhielt Vorarlberg zwar 1861 einen eigenen Landtag, hatte aber zu Beginn
unseres Jahrhunderts immer noch keine eigene Landesregierung. Und aus dem 1820
errichteten Generalvikariat Feldkirch innerhalb des Fürstbistums Brixen bzw. des späteren
Bistums Innsbruck wurde nach mehrfachen vergeblichen Versuchen erst 1968 ein eigenes
Vorarlberger Landesbistum.

Die lange Bindung an Innsbruck, die der Nationalsozialismus 1939-1945 noch einmal
aufleben ließ, hat auch die Archivgeschichte Vorarlbergs beeinflußt: 1897 ordnete die k. k.
Statthalterei für Tirol und Vorarlberg in Innsbruck die Überführung der Vorarlberger
Archivalien nach Innsbruck an. Nur mit Mühe gelang es damals den Vorarlberger Landeshistorikern
und dem Landeshauptmann Rhomberg, diese drohende Abwanderung der wich-

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