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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1969/0237
Besprechungen

Großherzog Friedrich I. von Baden und die Reichspolitik 1871-1907.
1. Bd.: 1871-1879. Hrsg. von Walther Peter Fuths.

Stuttgart: Kohlhammer 1968. XX, 24* und 384 S. Brosen. DM 39 - (Veröffentlichung
der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe A,
Bd. 15).

Die beiden von Hermann Oncken herausgegebenen Bände „Großherzog Friedrich I.
von Baden und die deutsche Politik von 1854-1871. Briefwechsel, Denkschriften, Tagebücher
" 1 gehören zu den aufschlußreichsten Aktenpublikationen, die über die Zeit der
Reichsgründung herausgebracht wurden. Das Werk schließt mit dem Hoch des badischen
Landesherrn auf „Kaiser Wilhelm" im Spiegelsaal zu Versailles. Der Vorgang ist der Schlußstein
der unbestreitbar großen Verdienste, die sich der Großherzog um die deutsche Nationaleinigung
wie um die Erhebung des preußischen Herrscherhauses auf den Kaiserthron des
neuen Reiches erworben hatte. Walther Peter Fuchs bringt nun eine auf drei Bände berechnete
Fortsetzung, die über die Tätigkeit Friedrichs I. und seiner Freunde im Alltag des
Reiches Aufschluß geben soll. Der erste, vor kurzem erschienene Band umfaßt die Jahre
1871-1879. Wer ihn durchliest, ohne sich von den einführenden Worten des Herausgebers
leiten zu lassen, wird ihn mit dem Gefühl beiseitelegen, sich für einige Stunden in
einem Kreis bewegt zu haben, über den die Zeit zunehmend hinwegging. Das mag insofern
erstaunlich klingen, als Friedrich als ein Fürst bekannt ist, der seine Standesgenossen an
politischer Begabung und Aktivität überragte, der mehr als 50 Jahre (1852-1907) an der
Spitze eines deutschen Mittelstaates stand und der zudem dank engster verwandtschaftlicher
Beziehungen zum Kaiserhaus - Wilhelm I. war sein Schwiegervater und der ihm gesinnungsverwandte
Kronprinz Friedrich Wilhelm sein Schwager - manche Möglichkeit der Information
und Einflußnahme hatte.

Friedrich hatte eine für die Fürstensöhne seiner Zeit relativ fortschrittliche Erziehung
genossen. Namentlich der kleindeutsch-preußisch orientierte, liberal-konstitutionelle Ludwig
Häusser in Heidelberg und Friedrich Christoph Dahlmann in Bonn legten schon früh
den Grund für seine spätere, dem Liberalismus verpflichtete Entwicklung. Dieser Gesinnung
ist auch zuzuschreiben, daß, als Friedrich 1852 erst zum Prinzregenten bestellt, 1856
dann Großherzog wurde, die damals im Bereich des Deutschen Bundes herrschende Reaktion
in Baden selber sich in Grenzen hielt. 1859/60 ging sie zu Ende. An die Macht gelangte,
vom Vertrauen des Großherzogs getragen, der Liberalismus. Zwei Fragen beschäftigten in
erster Linie das neue Regiment: die schon seit Jahren im Gang befindliche Auseinandersetzung
mit der katholischen Kirche und die deutsche Einheit, die der Großherzog und seine
Regierung durch Preußen und im Zeichen liberaler Verfassungsvorstellungen herbeigeführt
sehen wollten. Letzteres führte bald zu Differenzen zwischen Friedrich und seinem ganz
anders gearteten Schwiegervater. Sie sollten sich bis zum Bruch vertiefen, als Bismarck
Ministerpräsident in Preußen wurde und die Lösung der deutschen Frage in seinem Sinne
betrieb. Als mit Königgrätz die Entscheidung jedoch gefallen war, fand sich der Großherzog
um der Einheit willen mit der Entwicklung ab, stellte sich 1870/71 auch willig Bismarck
zur Verfügung, hoffte aber, wie so viele Liberale der Zeit, daß sich, war erst die Einheit
da, auch auf verfassungspolitischem Gebiet im Sinne liberaler Zielvorstellungen Fort-

Hrsg. von der badischen Historischen Kommission. Berlin, Leipzig 1927. (Deutsche Geschichtsquellen
des 19. Jahrhunderts. Bd. 22/23.).

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