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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1969/0241
Besprechungen

der deutschen Fürsten? Wenn dem so ist, dann war diese Welt längst zum Untergang reif,
bevor der Sturm über sie kam."3

So liegt eine für die geistige Haltung und politische Stellung des deutschen Fürstentums
im Bismarckreich höchst aufschlußreiche Dokumentation vor. Sie zeigt, wie die Landesfürsten
nicht nur von der Struktur des Reiches und der gesellschaftspolitischen Entwicklung
her, sondern auch auf Grund ihres eigenen, noch weithin in der Vergangenheit wurzelnden
Selbstverständnisses an den Rand des Geschehens gedrängt wurden. Die Dokumentation
legt damit - und dies war das Ziel des Herausgebers - ein Stück innerer Reichsgeschichte
frei, das bisher wenig Aufmerksamkeit fand. Zu beachten ist allerdings, daß
Fuchs Dokumente, die die Landespolitik betreffen, nur insoweit aufgenommen hat, als sie
durch die Reichspolitik berührt wurde4. In erster Linie handelt es sich um die in der zweiten
Hälfte der 70er Jahre aktuell werdenden Fragen der Zollpolitik, der Steuerreform, wobei
den badischen Landesherrn naturgemäß das von Bismarck geforderte Tabakmonopol besonders
interessierte, dann die Reichsfinanzreform und die Verstaatlichung der Eisenbahnen.
Die sich auf diese Fragen beziehenden Briefe und Anweisungen des Großherzogs an seine
Minister, auch sein Meinungsaustausch mit anderen deutschen Fürsten zeichnen sich durch
eine wohltuende Sachlichkeit und sichtbares Interesse aus. Es zeigt sich auch, daß Friedrich
sehr darauf bedacht war, die Belange Badens dem Reich gegenüber zu wahren. Für eine
gerechte Würdigung des Großherzogs ist diese Seite seines politischen Wirkens in Rechnung
zu stellen.

Abschließend bleibt nur noch, die große Sorgfalt, mit der Fuchs die Dokumente ediert
hat, hervorzuheben. Besonders dankbar darf man für die zahlreichen Anmerkungen sein,
die dem Leser insbesondere über die zahlreich vorkommenden Personen Aufschluß geben,
ebenso für das Personen- und das für eine rasche Orientierung wichtige Sachregister.

Mainz Hugo Lacher

Rudolf Seigel: Spital und Stadt in Altwürttemberg. Ein Beitrag zur Typologie der landstädtischen
Spitäler Südwestdeutschlands.

Tübingen: H. Laupp'sche Buchhandlung 1966. 67 S. m. 1 Karte. Brosch. DM 12.-
(Veröffentlichungen des Stadtarchivs Tübingen 3).

Die große Bedeutung der Spitäler als Zeugnisse des menschlichen Strebens, durch gemeinsame
Planung soziale Aufgaben zu erfüllen, ist in der Sozialgeschichtsschreibung durchweg
anerkannt. Man könnte die Spitäler als eine Zwischenstufe betrachten zwischen der von
urchristlicher Nächstenliebe getragenen persönlichen „Caritas" und den bürokratischen
Organisationsformen neuzeitlicher Sozialfürsorge. Damit ist die historische Bedeutung der
Spitäler jedoch keineswegs erschöpfend gekennzeichnet. Sie sind, selbst wenn man die reli-

3 Zum Vollstrecker des Urteils sollte dann ein Neffe Friedrichs I. werden, Prinz Max von Baden,
der am 9. November 1918 die Abdankung des Kaisers, der dann auch die der deutschen Fürsten
folgte, verkündete. Ober den Akt unterrichtet: Prinz Max von Baden: Erinnerungen und Dokumente
. Berlin, Leipzig 1927. S. 630 ff. Der Rechenschaftsbericht des Prinzen wurde nun neu herausgegeben
von Golo Mann und Andreas Burckhardt. Stuttgart: Klett 1968. Die Herausgeber haben
den Text gestrafft, ohne Wesentliches zu eliminieren; Burckhardt hat ihn mit einem Personenregister
und zahlreichen Anmerkungen versehen, die den Leser über heute nicht mehr geläufige
Personen und Vorgänge unterrichten, und Golo Mann hat eine Einleitung geschrieben: »Prinz Max
von Baden und das Ende der Monarchie". Sie stellt eine wohlwollende Würdigung des letzten
kaiserlichen Reichskanzlers dar wie auch den Versuch einer Wertung der Beseitigung der Monarchie,
in der Golo Mann ein Unglück hinsichtlich der weiteren Entwicklung Deutschlands sieht.

4 Ober eine gerade die badische Landespolitik lange belastende Frage hat Josef Becker eine breit angelegte
Dokumentation angekündigt „Staat und Kirche in Baden 1860—1918".

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