Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0018
Willi Eisele

aus Sympathie mit den Protestanten gärte es im Kölner Klerus noch lange nach der
formellen Lösung des Konflikts durch die Wahl eines Wittelsbachers zum Bischof.
Der Kölner Kurstaat, dank der „Pfründenstrategie" Herzog Wilhelms V. von
Bayern seit 1583 unter der Leitung von Bischöfen aus dem Hause Wittelsbach (bis
1761), wurde damit nicht nur für den Katholizismus gesichert, sondern gehörte dadurch
zur „Hausmacht" der Wittelsbacher, die danach trachteten, ihren Einfluß am
Rhein auszudehnen. Durch Bündnisverhandlungen mit den Nachbarterritorien erreichte
Eitel Friedrich die Absicherung des Kölner Kurstaates gegen die Untere
Pfalz 30, auf welche besonders Herzog Maximilian von Bayern sein Augenmerk
richtete. Diese Konstellation kam in dem Moment zum Tragen, als die persönlichen
Gegensätze - religiös motiviert - zwischen Herzog Maximilian von Bayern und
Kurfürst Friedrich von der Pfalz sich durch dessen böhmische Ambitionen („Winterkönig
") derart zuspitzten, daß Maximilian im Auftrage des Kaisers die Untere
Pfalz besetzte (1622).

Welche Position nahm der Kölner Obersthofmeister Eitel Friedrich in der Politik
ein? Sicherlich war für ihn das Durchlaufen der sieben Kölner Prälaturen eine
Bewährungsprobe und bot ihm Gelegenheit, Erfahrungen für die „hohe Politik" zu
sammeln. Die Verquickung von konfessionellen und weltlichen Problemen, die
Doppelfunktion von Kleriker und Politiker und das offizielle kirchliche Bild von
der Reichspolitik bewirkten eine Ausweitung seines diplomatischen Repertoires,
wobei die verwandtschaftlichen Beziehungen zu hohen Beamten des Reiches und der
Territorien eine nicht unwesentliche Rolle spielten. Um Fehlinterpretationen der
Persönlichkeit Eitel Friedrichs zuvorzukommen, soll der stichpunktartigen Schilderung
seiner politischen Tätigkeit eine kurze Charakteristik der Situation während
der ersten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts vorausgeschickt werden **.

Voraussetzung für die Beurteilung der diplomatischen Leistung Eitel Friedrichs
ist die klare Erkenntnis, daß er als Beamter des geistlichen Kölner Kurstaates
(Obersthofmeister) und Amtsträger der in ihrem weltlichen und geistlichen Einfluß
bedrohten katholischen Kirche (Dompropst, später Kardinal) in das „Theatrum
Europaeum" eintrat (1608/09), zu einem Zeitpunkt, als Reichsstände wegen scheinbar
unüberwindlicher verfassungsrechtlicher und konfessioneller „Gravamina" dem
Reichsoberhaupt ohne Vertrauen gegenüberstanden. Da die Wortführer dieser Richtungskämpfe
der Überzeugung waren, daß der Kaiser ihre Interessen nicht mehr
vertreten könne noch wolle, griffen sie zum Mittel des Sonderbundes; auf protestantischer
Seite wurde die Union (1608), auf katholischer die Liga (1609) gegründet
. Diese Zusammenschlüsse waren in der Reichsgeschichte nichts Neues ss. Neu und

30 Für die kurkölnische Politik in den Jahren vor dem 30-jährigen Krieg verweise ich auf die
Dissertation von W. Lippen, Leipzig 1916, 13 ff., der die Briefe und Akten auf diese Fragen
hin ausgewertet hat. Voraussetzung für die Brüsseler Verhandlungen EFs waren die Ergebnisse
des Mühlhausener Konvents (1620), vgl. A. Gindely, Geschichte des 30-jährigen Krieges, Prag
1878, II, 391.

31 Gustav Hebeisen hat erstmals versucht, die Persönlichkeit des Kardinals aus einer politischen
Perspektive darzustellen. Seine Veröffentlichung und sein handschriftlicher Nachlaß liegen diesem
Abriß zugrunde. Die Darstellung der diplomatischen Leistungen EFs geht über Hebeisen hinaus,
kann aber hier nur in Grundlinien erfolgen, um die Ergebnisse einer in Arbeit befindlichen
Dissertation nicht vorwegzunehmen.

32 Franziska Neuer-Landfried erläutert in der Einleitung zu ihrer Dissertation über die Geschichte
der katholischen Liga (Mainz 1966, veröffentlicht in den Münchener Historischen Studien 9, 1968)
die Problematik der Sonderbünde.

16


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1970/0018